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Zugeschaut. Friseur-Azubis aus Poznan lernen im Austauschprojekt der Handwerkskammer Potsdam. Die jungen Friseurinnen bekamen viele praktische Eindrücke.

©  M. Thomas

Landeshauptstadt: Friseure auf der Walz Azubis aus Polen zum Austausch in Potsdam

Nicht nur für Schüler und Studenten gibt es einen internationalen Austausch, Lehrlingen vermittelt die Handwerkskammer (HWK) immer öfter einen Auslandsaufenthalt. Waren es bisher nur einzelne Azubis, die nach Italien oder Frankreich gingen oder von dort nach Deutschland kamen, ist derzeit eine ganze Frisör-Azubi-Klasse aus Polen hier zu Besuch.

Nicht nur für Schüler und Studenten gibt es einen internationalen Austausch, Lehrlingen vermittelt die Handwerkskammer (HWK) immer öfter einen Auslandsaufenthalt. Waren es bisher nur einzelne Azubis, die nach Italien oder Frankreich gingen oder von dort nach Deutschland kamen, ist derzeit eine ganze Frisör-Azubi-Klasse aus Polen hier zu Besuch. Die 16 Jugendlichen, die seit letzter Woche im Ausbildungszentrum der HWK in Götz lernen, kommen aus Poznan. Zur dortigen Kammer bestehen seit vielen Jahren gute Kontakte, sagt Ute Maciejok von der Potsdamer HWK. Mit Mitteln des Leonardo-Programms der EU wird dieses Projekt finanziert, drei weitere Kurse mit polnischen Frisör-Azubis sind bis 2013 geplant.

Die 17- und 18-jährigen Mädchen, die jetzt hier sind, wurden aus einer Vielzahl Bewerberinnen ausgewählt. Bei der Abschlussveranstaltung am Freitag gibt es für jede den „Euro-Pass Mobilität“, mit dem sie bei Bewerbungen künftig zeigen können, dass sie bereits im Ausland Erfahrungen gesammelt haben. Diese sind sehr vielfältig, zusätzlich zur Begegnung mit der deutschen Kultur, Museumsbesuchen in Potsdam und Berlin, können sie einen Blick auf den hiesigen Berufsalltag in ihrer Branche werfen. Viele „Ahhs“ und „Ohhs“ gab es gestern, als nach dem Unterricht ein Potsdamer Salon der „Cut & Care family“ besucht wurde. Im Salon im Zentrum Ost, Hauptausbildungsstelle der HWK, lernen derzeit 15 Azubis. Hier wurden die polnischen Gäste von Roman Voigt, Lehrling im zweiten Jahr, herumgeführt. „Es ist alles so schön und sauber“, bemerkten die Mädchen aus Poznan. Vor allem überraschte sie, wie selbständig und dicht dran am Kunden die deutschen angehenden Frisöre bereits arbeiten. Die polnische Ausbildung beinhalte mehr Schule, entweder im Wechsel mit der Arbeit im Salon oder dem sogenannten Technikum, sagte Andrea Richter, Mobilitätsberaterin der HWK, die die Klasse begleitet. Der Austausch sei auch eine Motivation, intensiver Deutsch zu lernen, bemerkten die jungen Frauen, von denen nur zwei etwas Deutsch sprachen. Sie hatten allerdings Glück: Ihr Ausbilder in Götz, Frisörmeister und Make-Up Artist Robert Socke, spricht fließend Polnisch. Der Unterricht sei toll, die Klassenräume prima ausgestattet. Bisher ging es um den richtigen Kundenkontakt, Damenschnitte und Färben. Die letzten Tage werden für Hautberatung und Make Up genutzt – für viele ein neues Thema. „Das gehört in Polen nicht zur Ausbildung“, sagen sie. Sie seien froh, hier soviel mitnehmen zu können. Neidvoll hörten sie sich an, wie viel ein Azubi in Deutschland verdient: Während Roman Voigt mit 190 Euro am Monatsende nach Hause geht, bekommen seine polnischen Kolleginnen 120 Zloty – etwa 28 Euro. Auch die Arbeitszeiten seien länger, und wer ausgelernt hat, verdiene vielleicht 2000 Zloty, etwa zwei Drittel von dem, was hier - mindestens - gezahlt wird. Noch gibt es in Polen genug Azubis, während das Handwerk hierzulande händeringend Nachwuchs sucht. Salonleiterin Simone Wojnowski hätte kein Problem damit, auch Frisöre aus Polen einzustellen, „solange das mit der Sprache klappt“. Robert Socke würde das auch begrüßen. „Die Lehrlinge sind allesamt top, hoch motiviert und sehr fleißig.“ Sogar am Wochenende wollten sie noch lernen, und im Zug würden deutsche Vokabeln geübt. Steffi Pyanoe

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