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Frisch vom Markt: Luise und Alexander

Steffi Pyanoe verrät jede Woche, was auf Potsdams Märkten in den Korb gehört. Heute: Die Birne.

Birnenkaufen ist wie Lotto spielen. Wird man eine gute erwischen? Eine, die nicht mehlig ist, kein steinhartes geschmackloses Ding oder sich bereits auf dem Heimweg im Einkaufsbeutel in braune Matschepampe verwandelt. Kann passieren, muss aber nicht, sagt Bauer Behrendt aus Glindow. Sein Tipp: Man kauft Birnen einfach nur dann, wenn sie reif sind und auf dem Markt. Eingeflogenes Obst hat es schwer. Die Bauern hier wissen, was im Sommer raus muss, wann man pflückt, damit eben keine Matschepampe ankommt, und was sich einlagern lässt. Kann man auch zu Hause praktizieren: Birne in eine Decke einwickeln und bei acht bis zehn Grad auf einen kühlen Balkon oder in den Keller.

Es gibt rund 5000 Sorten

Die Birne ist uralt, sie wurde bereits in der Antike gezüchtet. Man schätzt, dass es weltweit heute etwa 5000 Sorten gibt.  In diesem Jahr sind die Bäume in Brandenburg voll. Manch einem schon zu voll. Die Marktfrau schimpft: „Wer soll das alles pflücken? Ich natürlich. Ich hab es so satt. Es ist furchtbar.“ Ihre Birnen sind klein, dafür viele verschiedene, die Körbchen beschriftet. Die Graubirne ist zipfelig am Stil, rund an der Blüte, gelb- und braunfleckig. Süß, fest und doch rinnt einem beim Essen der Saft an den Fingern runter. Die Gute Luise ist knuddeliger, leicht grünlich, ihr Fleisch einen Tick feiner und aromatischer. Aufregender Name: die Conference-Birne. Liegt sie bei Vorstandssitzungen auf dem Obstteller? Auf der Internetseite Birnengarten-Ribbeck.de findet man die Erklärung: Diese Birne war eine Zufallsaussaat und wurde 1884 von dem Züchter Thomas Rivers aus Sawbridgeworth in England gefunden. 1895 wurde ihr als Andenken an die „British National Pear Conference“ der Name „Conference“ verliehen. Sie soll heute die am meisten angebaute Sorte im europäischen Nordwesten sein. Sie ist länglich, schlank bis gnubbelig mit fleckig-rauer Haut, das Fleisch leicht körnig und saftig.

Alexander-Lucas ist zartschmelzend 

Auch zurzeit auf dem Markt: Alexander-Lucas. Eine zartschmelzende Frucht mit glatter grüner Schale, die Form eher rund als lang. Auch sie ist ein Zufallsfund. Jener Alexander-Lucas entdeckte sie um 1870 im Wald bei Blois in Frankreich, ab 1874 wurde sie in Orléans angebaut. In der Kiste neben Alexander liegt die Butterbirne, Krönung der Birnenfamilie. „Diese Sorte kaufen die Köche immer“, sagt der Markthändler. Sie ist groß und rund, fühlt sich samtig an, die Haut ist goldig-gepunktet.  Um welche Sorte es sich in Fontanes Gedicht über Herrn von Ribbeck handelt, geht aus dem Gedicht nicht hervor. Vielleicht erfährt man mehr bei einem Besuch des Ribbecker Birnengartens. +++++++++++++++++++++

Gibt’s auf allen Potsdamer Wochenmärkten. Gezeichnet wurden Bäuerin und Birnen von der Potsdamer Künstlerin Heike Isenmann.

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