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Frisch vom MARKT: Käse von Sepp

Beim Käsesepp auf dem Weberplatz bekommt man, wenn man früh da ist, alles, was das Käseherz begehrt. Nur einen kleinen Minuspunkt musste unsere Autorin Steffi Pyanoe dann doch vergeben.

Marktdynamik. Ab 10 Uhr kommen die Wochenendeinkäufer, satt und entspannt, die mit Muße Zutaten für Mittagessen und Gartenpflanzen einkaufen. Ganz anders um acht oder halb neun: Um diese Zeit sind die Marktbesucher noch hungrig, Brötchen, Obst und Blumensträuße für ein gemütliches Frühstück liegen in den Körben.

Am Stand der Havelländischen Hofkäserei ist besonders viel los. „Mann muss früh kommen, sonst ist manchmal schon was ausverkauft“, sagt ein Kunde. Stimmt, Butter zum Beispiel ist aus. Aber die ist auch nicht das Kerngeschäft, sondern Milch, Käse, Quark und Joghurt. Sepp Steinbrecher muss Schnittkäse kosten lassen, abwiegen und einpacken. Quark und Joghurt geht in kleinen Schraubgläsern über den Tresen. Vor allem Milch in Glasflaschen in Familiengröße ist gefragt.

Auffallend viele Männer sind in der Schlange und tragen ordentliche Mengen weg: „Ich kaufe gleich für die Kinder und Enkel mit ein“, sagt einer. Die Milch sei hier besonders gut. Frisch und noch vollfett, so wie sie eben von der Kuh kommt. „Ich trinke gerne einfach mal ein Glas“.

Die Kühe, von denen sie kommt, stehen in einem sogenannten Rinderoffenstall mit direktem Weidezugang im Dorf Garlitz im Westhavelland und liefern Biolandqualität. 2007 zog Sepp Steinbrecher auf den bestehenden Hof und richtete in der ehemaligen Milchküche seine Käserei ein. Aus dem Berliner wurde Käsesepp, „so heiße ich im Dorf“, sagt er und lacht. Die Milch, die er verwendet, könnte nicht frischer sein. Er stellt daraus verschiedene Sorten Schnittkäse her, mild oder würzig, mit Kräutern oder Bockshornkleesamen. Alles kleine Mengen in Handarbeit und ohne konservierende künstliche Rinden. Statt großer Maschinen gibt es einen Käsekessel und diverse kleinere Geräte.

Der Renner unter den anderen Milchprodukten ist der Quark: Besonders sahnig sei er, sagt eine Frau. „Er schmeckt wie früher“, sagt ein Stammkunde. „Ich komme vom Dorf, da kaufte man alles beim Milchmann.“ Käsesepp nimmt beim Schwatzen Pfandgläser und -flaschen entgegen und tauscht sie gegen volle. Nur der Frischkäse ist zu fest, um durch einen Hahn in ein Pfandglas zu fließen, wie es beim Joghurt geht. Der Käse wird also, wenn man keine Dose dabei hat, in Plastikbechern angeboten, der einzige Umwelt-Minuspunkt.

Dabei ist er so gut: fest, aber nicht so homogen pastös wie der aus dem Supermarkt. Er schmeckt luftig frisch und kommt pur, man kann selber alles Mögliche draus machen oder reinmischen, Kräuter vom Stand nebenan zum Beispiel. Oder man isst ihn wie diese Dame: „Ich nehme ihn einfach anstelle von Butter.“ Und dann muss sie nach Hause – frühstücken.

Gibt’s auf dem Markt auf dem Weberplatz.

Gezeichnet wurden die Havelländer Kühe von der Potsdamer Künstlerin Heike Isenmann.

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