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Frisch vom Markt: Für Liebhaber

PNN-Autorin Steffi Pyanoe verrät jede Woche, was auf Potsdams Märkten in den Korb gehört. Heute: Die Stachelbeere.

Die Stachelbeere ist eine schnelle Frucht, sagt Obstbauer Kester Kolkwitz. Wenn sie einmal da ist, bleibt sie für drei Wochen, dann ist es vorbei. Wie bei anderen Strauchbeeren auch: Alles wird zur selben Zeit reif. Bei Kolkwitz in Werder wird diese Woche nochmal geerntet, ein paar Schälchen, vielleicht eine Stiege. Nur wenige Käufer fragen danach, diese aber ganz bewusst. Die Stachelbeere gehört ins Sommersortiment, auch wenn sie bei Kolkwitz nur eine Nebenrolle spielt. Ein Dasein am Rande, am Feldrand sozusagen. Etwa ein Dutzend Sträucher hat der Betrieb. Dass Deutschland weltweit größter Stachelbeerproduzent ist – an ihm liegt es nicht. „Die wachsen bei uns so nebenbei.“ Sie bekommen ein bisschen Wasser und brauchen Sonne, ansonsten wachsen sie hübsch von alleine.

Und, wie wunderbar, die Stachelbeere hat zudem nur wenige Feinde. Es gibt keine Maden, die drinnen krabbeln könnten. Allerhöchstens wird der Strauch vom Mehltau befallen und ganz selten knabbert die Raupe vom Stachelbeerspanner an den Blättern. Viel mehr ärgert sich Kolkwitz über die Krähen. „Die Krähen finden die Beeren lecker.“ Was macht er dagegen? Netze drüber hängen, sagt er, oder ganz einfach das Unkraut neben den Sträuchern hochwachsen lassen, als Deckung. Damit auch was übrig bleibt für den Markt.

Beeren in grün bis dunkelrot

Es gibt die Beere in verschiedenen Farben, grünlich, gelb und hell- bis dunkelrot. Die gelben sind entgegen der Erwartung süßer und aromatischer als die roten. Für alle gilt: Sie enthalten viel Vitamin C, Folsäure, Kalium, Eisen und Phosphor. Je länger sie am Strauch bleiben, desto mehr Zucker ist drin – sie müssen aber runter vom Strauch, bevor sie platzen. In den Kuchen kommen die eher festen und grünen, zum Naschen eignen sich nur die ausgereiften.

In diesem Jahr gibt es Sonne im Überfluss, die Beeren sind sehr süß. Wer sie kauft, erspart sich die Mühe am pieksigen Strauch – der entgegen der Annahme keine Stacheln, sondern Dornen ausbildet. Dazwischen hängen, oft wie an einer Perlenkette aufgereiht, die kirschgroßen Früchte. Stiel und trockenen Blütenkranz muss man nach der Ernte abknipsen und dafür jede Beere einzeln in die Hand nehmen. Aber das ist, neben dem Waschen, der einzige zu erledigende Handgriff bei der Verarbeitung – zu Marmelade, Grütze, Chutney, oder bevor sie auf dem Kuchen oder im Rumtopf landen.

Frisch essen ist natürlich am einfachsten. Die bisweilen pelzige oder mit feinen Härchen besetzte Haut ist allerdings nicht jedermanns Sache. Manche essen sie deshalb nicht mit. Das hat durchaus literarische Tradition: Im Hohenkremmener Elternhaus von Fontanes Effi Briest durfte man die Beeren auslutschen. Effi wickelte anschließend den Berg „Schlusen“ ganz praktisch in Zeitungspapier und versenkte alles feierlich im See.

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Gibt’s auf dem Markt am Nauener Tor. Gezeichnet wurden die Stachelbeeren von der Potsdamer Künstlerin Heike Isenmann.

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