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Frisch vom MARKT: Echte Dorfjungs

Steffi Pyanoe verrät jede Woche, was auf Potsdams Märkten in den Korb gehört. Heute: Der Kohlrabi.

Wenn der Kohlrabi an seinem Platz angekommen ist und am Stand von „Obst & Gemüse aus Werder (Havel)“ liegt, ausgerichtet unter seinesgleichen, Kopf hier, Blätter dort, war er schon ein Weilchen unterwegs. Geerntet hat ihn ein Bauer in Jeserig, hat ihn dort am Donnerstag vom Feld geholt, oder noch aus dem Folienhaus, denn so schnell wächst das ja doch nicht alles, sagt er, auch wenn die Leute immer fragen: Ist das schon von hier?

Am Freitag dann hat Bauer Kolkwitz aus Werder die Kohlrabis abgeholt für seinen Markttag in Potsdam. Kolkwitz sagt, man kann nicht alles selber anbauen. Man muss sich auf eine Auswahl konzentrieren, sonst verfranst man sich. Er wollte ganz am Anfang sogar nur Obst anbieten, aber die Kunden in Potsdam sind anspruchsvoll. „Die wollen nach einer stressigen Arbeitswoche am Wochenende selber zu Hause kochen. Da gehört eben Gemüse dazu.“ Deshalb hat sich Kolkwitz Zulieferer gesucht, und deshalb kommt der Kohlrabi aus einem echten Brandenburger Dorf.

Und er kommt mit Blättern, die lässt der Bauer aus Jeserig immer dran. Die Blätter sind ein Frischekriterium für die Kunden, sagt er. Sie wollen immer Kohlrabi mit Blättern, auch wenn sie sie noch am Stand abreißen lassen. Der Bauer findet das komisch, aber so sind sie, die Städter. Kolkwitz aus Werder sagt, man kann die Blätter auch einfach zu Hause in die Suppe tun, so kennt er das von früher. In den Blättern steckt wesentlich mehr Vitamin C, Calcium, Eisen und Magnesium, als in der Knolle, botanisch im Übrigen eine Sprossknolle, weil sie oberirdisch wächst.

Bunte Sorten

Es gibt grüne und blaue Sorten, und woran es liegt, dass mehr Grüne angebaut werden, weiß Kolkwitz nicht. „Ist wohl Zufall.“ Die Kohlrabis aus Jeserig sind auch grün und heißen „Cindy“ oder „Solaris“, und die Testknolle wird am frühen Vormittag gekauft, bevor sie in der Hitze verschrumpeln würde. Die Haut ist glatt, fest und leicht quietschig. „Cindy“ wiegt mit Blättern ordentliche 420 Gramm – es soll allerdings sogar Sorten geben, die mehrere Kilo schwer sind, unglaublich.

Der Brandenburger besteht problemlos den Frischetest, denn das Messer saust glatt hindurch und an der Schnittfläche bilden sich sofort winzige Wassertröpfchen. Er schält sich leicht, er ist nicht holzig, und knackt beim Essen. So muss er sein. Ein unkompliziertes Knabbergemüse. Er schmeckt milde, nicht muffig oder kohlig, dafür gäbe es Abzug. Dass er nicht absolut Bio ist – geschenkt. Weil ihm gerne Schädlinge wie der Große Kohltriebrüssler zusetzen, geht es nicht ohne Insektizide, sagt der Bauer, freilich unter strenger Beachtung aller gesetzlicher Vorschriften.

Wer ihn nicht sofort isst, kann ihn durchaus ein paar Tage ohne großen Qualitätsverlust lagern: schön kühl und dann ohne Blätter, die würden ihm nur Energie entziehen. Der deutsche Kohlrabi hat es übrigens als Lehnwort ins Englische, Russische und Japanische geschafft. Wie das dann klingt, kann man sich im Internet anhören – sehr unterhaltsam.

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Gibt’s auf dem Markt am Nauener Tor. Gezeichnet wurden die Kohlrabi von der Potsdamer Künstlerin Heike Isenmann.

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