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Frisch vom MARKT: Aus der Reuse

Die Schleie oder der Schlei? Geht beides, sagt das Lexikon.

Die Schleie oder der Schlei? Geht beides, sagt das Lexikon. Die Fischersfrau sagt: „Ich hab noch einen kleinen Schlei“. Da ist es kaum neun Uhr. Die Kundin freut sich. „Mein Mann war früher Angler, der kennt sich aus damit.“ Der Schlei – bleiben wir bei der – wird im Ganzen aufs Blech gesetzt, auf einen Apfel, damit er senkrecht bleibt, und dann gebacken. Man könnte ihn auch filetieren und in der Pfanne braten, aber der hier ist nun ein kleiner.

Noch vor einem halben Tag schwamm der karpfenähnliche Fisch im Beetzsee, dann ist er dummerweise in eine Reuse von Fischermeister Hafa gelangt. Die Nacht verbrachte er im Wasserbecken beim Fischer, frühmorgens ging es mit dem Fisch-Wagen von Päwesin nach Potsdam. Hier steht Hafas Frau in traditioneller Streifenbluse und verkauft, was der See hergibt. Das ist nicht viel in diesen Tagen. Es ist zu heiß, der Wasserstand zu niedrig, ein halber Meter tiefer als normal. Es fehlt Regen, der den Sauerstoff bringen würde. „Der ist in den Tropfen drin“, sagt Hafa. Aber der Fisch, der da ist, muss raus, und dann fahren sie eben mit dem was es gibt, zum Markt. Zander, Wels- und Hechtstücke. Außerdem viel Geräuchertes, zum Beispiel Aal, aber den gibt's auch in Aspik. Das war früher eine ganz normale Methode zur Haltbarmachung, sagt eine Kundin, die so eine kleine Packung mitnimmt.

Jürgen Hafa ist einer der letzten drei Fischer am Beetzsee, es waren mal viel mehr. Es gab auch mal mehr Fisch. Aber nun ist der See so sauber – und das finden die Menschen zwar gut, die Fischer aber eher ungemütlich. Außerdem stören die vielen Hausboote. Die Urlauber können diese Boote manchmal nur schlecht steuern und landen dann im Schilf, am Rand, da wo die Fische ihren Lebensraum haben, sagt die Fischersfrau. Hafa, der Mann mit dem nordischen Namen, weil seine Vorfahren einst aus Island kamen, fischt hier seit 40 Jahren. Genau an dem See, wo laut Legende der Brandenburger Barbier Fritze Bollmann beim Angeln im Suff in den See plumpste und ertrank. „Nur die Angel ward jerettet, Fritze Bollmann, der versuff, und seitdem jeht Fritze Bollmann uff'n Beetzsee nich mehr ruff.“

Die Fischersfrau ist noch da, und zwei Mal die Woche in Potsdam. Sie hat viele Stammkunden, auch kleine - das antike Werbeschild mit zwei Meerjungfrauen begeistert vor allem Kinder.

Gibt’s auf dem Markt am Bassinplatz. Gezeichnet wurden die Fische von der Potsdamer Künstlerin Heike Isenmann.

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