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Freizeitbad: Stadtparlament: Mehrheit rückt von Bad-Neubau ab

Jakobs hält an Schwimmhalle im Norden fest Baumaßnahmen an Brauhausberg-Schwimmhalle

Im Stadtparlament wächst der Unwillen zum schon beschlossenen Sport- und Freizeitbad im Bornstedter Feld – weil die Finanzierung dafür an die umstrittenen Bebauungspläne für den Brauhausberg geknüpft ist. Dessen Flächen sollen bekanntlich mit möglichst hohem Gewinn verkauft werden. Weil aber hohe Grundstückspreise erfahrungsgemäß auch eine hohe und dichte Bebauung durch Investoren nach sich ziehen, befürchtet die Stadtpolitik am Brauhausberg nun das Entstehen einer neuen Bausünde in Zentrumsnähe. So fordern nun immer mehr Stimmen die Sanierung der Schwimmhalle am Brauhausberg – statt eines teuren Bad-Neubaus im Norden Potsdams. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hält indes unbeirrt an den Bad-Plänen fest.

Dabei stehen selbst seine Sozialdemokraten nicht mehr um jeden Preis hinter dem Projekt. Wenn das Bad im Norden teurer als die angestrebten 18 Millionen Euro würde und der Verkauf von Flächen am Brauhausberg nicht den zur Finanzierung des Bades gewünschten Betrag bringe, „brauchen wir eine neue Entscheidung“, sagte SPD-Chef Mike Schubert am Dienstag den PNN. „Direkt“ nach der Sommerpause müsse dieses Votum fallen. Zugleich sagte er, er könne sich eine von Anwohnern geforderte Reduzierung der geplanten Baumassen am Brauhausberg vorstellen, auch wenn dies „Auswirkungen“ auf den Verkaufspreis der Wiese habe – und damit auf den Preis für das Bad. Auch CDU-Frakionschef Michael Schröder forderte gestern einen „Finanzierungsvorbehalt für das Bad“. Allerdings wolle er sich nicht „ohne Not“ vom Standort im Norden trennen – dafür habe sich die Politik entschieden, weil dort den Prognosen zufolge in einigen Jahren die Hälfte der Potsdamer Bevölkerung wohnen soll.

Schon am Montagabend waren in der Stadtverordnetenversammlung zwei Partner der SPD in der Rathauskooperation, die im Januar 2010 noch für das Bad am Bornstedter Feld stimmten, von den Plänen abgerückt. In der Sitzung wurden Anträge der Grünen und der FDP in den Hauptausschuss nach der Sommerpause verwiesen – dann soll neuerlich über den Brauhausberg und damit das Bad debattiert werden. Die Grünen wollen mittels eines Workshops im Herbst ein städtebauliches Konzept für das Vorgelände des Berges erstellen. Die FDP will den Masterplan für das Areal konkretisieren, um „bauliche Qualität“ zu sichern. „Wir dürfen nicht den Baupreis über die Bebauungsdichte aushandeln“, sagte FDP-Fraktionschefin Martina Engel-Fürstberger.

Die Linke kämpft schon immer für den Erhalt des Brauhausbergbades. Auch ihr Antrag für einen „städtebaulichen Ideenwettbewerb“ für das Gelände wird nach der Sommerpause diskutiert. Die Linke- Landtagsabgeordnete Anita Tack erklärte gestern, einst angenommene Synergien für das Bad durch die Biosphäre spielten keine Rolle mehr. Nebenan in Werder entstehe mit der Blütentherme neue Konkurrenz. „Potsdam sollte mehr auf die Erhaltung von Vorhandenem statt auf extensiven Neubau setzen – das spart Kosten“, so Tack. Im Stadtparlament hatte die Bürgerinitiative Pro Brauhausberg erneut vorgetragen, das Bad im Bornstedter Feld werde laut Expertenmeinung rund 29 Millionen Euro kosten – die Sanierung der alten Schwimmhalle nur fünf Millionen.

Trotz allem steht Oberbürgermeister Jakobs zu den Neubau-Plänen – und kritisierte indirekt die Zweifler in den Reihen der Rathauskooperation. Denn die Kosten des Bades sowie die Bebauung des Berges seien „intensiv besprochen“ worden. Zur Glaubwürdigkeit von Politik gehöre auch, „dass man zu den Dingen steht, die einmal beschlossen sind“, sagte Jakobs.

Einen Kompromissvorschlag präsentierte Arno Gorgels von der Bürgerinitiative „Mitteschön“: Demnach solle das Brauhausbergbad samt dem maroden Freiluft-Restaurant „Minsk“ saniert werden. Am Buga-Gelände könnte alternativ zu den bisherigen Plänen ein „kostengünstiges Freibad“ entstehen. Damit sei auf dem Brauhausberg eine „lockere Bebauung“ mit viel Grün möglich. Es gehe an dieser Stelle auch um den Erhalt der Potsdamer Kulturlandschaft, mahnte Gorgels.

Jenseits der Diskussion im Parlament erklärten gestern die Stadtwerke als Betreiber der Schwimmhalle am Brauhausberg auf Anfrage, die Betriebsgenehmigung gelte noch bis November 2011. Statiker hätten nun ein Gutachten erstellt und darin Auflagen festgelegt. Die nötigen Baumaßnahmen sollen ab 4. Juli beginnen, damit die Verlängerung der Betriebsgenehmigung für die Halle durch die Bauaufsicht erfolgen könne, so die Stadtwerke.

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