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Superstar. Tom Hanks, Oscar-Preisträger und einer aus Hollywoods erster Garde, dreht ab Mitte September in Babelsberg gemeinsam mit den Kolleginnen Halle Berry und Susan Sarandon sowie dem Briten Hugh Grant.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Freier Film

Mitte September beginnt in Babelsberg der Dreh für „Der Wolkenatlas“ – einen Hollywood-Kinofilm, den eine deutsche Produktionsfirma stemmt

Dass Hollywood nach Babelsberg kommt, daran hat Potsdam sich ja mittlerweile gewöhnt. Auf dem Traditionsgelände der Studios fällt gleich mehrmals im Jahr die Klappe für internationale Kinofilme, besetzt mit anerkannten Stars. Wenn Mitte September Drehbeginn für „Der Wolkenatlas“ mit den Oscar-Preisträgern Tom Hanks und Halle Berry in den Hauptrollen ist, liegt die Sache allerdings anders. Dieses Mal holt Babelsberg Hollywood nach Potsdam: Hinter der Produktion, die geschätzte 100 Millionen US-Dollar kosten soll und bei der die Geschwister Lana und Larry Wachowski („Matrix“) und der deutsche Filmemacher Tom Tykwer („Lola rennt“, „The International“) Regie führen, steht nicht eines der großen US-Filmstudios, sondern die deutsche Filmfirma X-Filme.

Unter Leitung des Produzentenpaars Stefan Arndt und Manuela Stehr, die privat in Babelsberg leben, landete X-Filme bislang einige große Erfolge. „Good Bye Lenin“ und „Lola rennt“ gehören dazu, aber auch „Das weiße Band“. Großes Kino also, allerdings vor allem deutsch und europäisch – und nicht international wie jetzt „Der Wolkenatlas“, der wohl der teuerste deutsche Kinofilm aller Zeiten werden wird. Arndt produziert die Verfilmung des epischen Romans von David Mitchell, der 500 Jahre Menschheitsgeschichte umspannt, gemeinsam mit den Regisseuren Tykwer und Wachowski und dem US-Produzenten Grant Hill („Titanic“, „Matrix“).

Auch wenn die Vertriebsrechte an dem Film bereits verkauft sind: Es sei „kein internationaler Konzern, der herkommt, um den Film zu machen“, betont Produzent Arndt, der am Montag in der Potsdamer Staatskanzlei der Presse über die Produktion berichtete. Dass es seinem Team gelungen sei, in zweieinhalb Jahren Vorbereitungszeit das „freie, unabhängige Filmprojekt zu stemmen, das macht mir Hoffnung für den deutschen Film“, so Arndt. Bundesweit schultert bisher mit der Münchner Constantin nur ein weiteres Unternehmen regelmäßig internationale Großproduktionen, aktuell auch die jüngst in Babelsberg gedrehten „Die drei Musketiere“ mit Orlando Bloom und Christoph Waltz.

Dass X-Filme-Chef Arndt mit „Der Wolkenatlas“ in ähnliche Ligen aufsteigt, liegt seinen Worten nach auch am hiesigen Medienstandort, dem international anerkannten Erfolg des Studios Babelsberg und vor allem der Bereitschaft der Filmförderung und der brandenburgischen Landesinvestitionsbank (ILB), ins Risiko zu gehen. „Ich wollte immer in Babelsberg drehen, das war mein großer Traum“, so Arndt. Studio-Vorstand Christoph Fisser sagt, Studio Babelsberg sei Arndt mit den Preisen „so weit wie möglich entgegengekommen“. Auch daher habe sich der Standort gegen andere mögliche Drehorte durchgesetzt. „Einen Studio-Film“, so Fisser, „kann man schließlich immer überall auf der Welt drehen.“ Das Medienboard Berlin-Brandenburg wollte den „Wolkenatlas“ ebenfalls in Babelsberg halten: Bereits für die Entwicklung lieh die Filmförderung der Länder Berlin und Brandenburg 100 000 Euro, jetzt bewilligte sie für den Dreh 1,5 Millionen Euro. Auch vom Deutschen Filmförderfonds (DFFF) des Bundes soll Geld kommen, mit zwölf bis 16 Prozent des Gesamtbudgets rechnet Arndt. Die Filmförderungen anderer Bundesländer stützen – neben Finanziers aus der ganzen Welt – das Projekt ebenfalls: Nordrhein-Westfalen mit einer Million Euro, die Mitteldeutsche Medienförderung mit 750 000 Euro und Bayern mit 300 000 Euro.

Dass das Geld fließt, ist für Medienboard-Chefin Kirsten Niehuus leicht zu erklären – auch wenn seit MedienboardGründung 2004 nur eine Handvoll Filme 1,5 Millionen Euro bekommen haben: „Der Wolkenatlas“ lasse eine „künstlerische Spitzenleistung“ und eine „große internationale Bedeutung“ erwarten, so Niehuus. Mit Drehstart griffen die wirtschaftlichen Effekte: Ein Team von rund 500 Mitarbeitern wird beschäftigt, Autos werden gemietet, Hotels gebucht und vieles mehr. Mit einem Regionaleffekt von 1000 Prozent rechnet Niehuus – das bedeutet, dass jeder Euro der Filmförderung für den „Wolkenatlas“ zehn Euro Investitionen in der Region Berlin-Brandenburg auslöst, insgesamt 15 Millionen Euro. Der sehr hohe Regionaleffekt, normal sind laut Niehuus 400 bis 500 Prozent, liege vor allem daran, dass „Der Wolkenatlas“ ein Doppel-Film sei: Tom Tykwer dreht den einen, die Wachowskis den anderen Part. Außerdem soll der Film nahezu komplett in Babelsberg entstehen: Wie Produzent Arndt sagte, werden rund 80 Prozent des Drehs vor eigens gebauten Kulissen im Studio Babelsberg, in Brandenburg und Berlin stattfinden. Aber auch die Nachbearbeitung des Films wie Schnitt, Ton und digitale Effekte sowie die Vermarktung, die bei anderen Großproduktionen häufig nicht mehr in Deutschland stattfinden, will Arndt vor Ort in Auftrag geben. S. Schicketanz

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