zum Hauptinhalt

Fotos im Rathaus: Erst jammern, dann klotzen

Eine Schau im Rathaus blickt zurück auf die letzten 25 Jahre Potsdams. Erinnert wird an die Meilensteine der Stadtentwicklung.

Potsdam - Wie sich die Dinge ändern können! Und das innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit. Im Oktober 1996 befand das Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“: „Der Jammer-Ossi hat ein Zuhause: Potsdam.“ Zu Cottbus fand man damals übrigens heraus: „Nirgendwo sonst in den neuen Ländern sind die Menschen so zufrieden“ wie eben in der Lausitzstadt. Die Feststellungen des Nachrichtenmagazins zu Cottbus und Potsdam gipfelten in einem Satz, der dieser Tage allenfalls in einer Büttenrede unterzubringen wäre: „Potsdamer Elend und Cottbuser Glück umreißen das Panorama des Ostens ...“

Nun, diese Zeiten sind bekanntlich längst vorbei. Das miese Image ist weg, die Stadt boomt. Wer sich heute noch einmal die Entwicklung Potsdams in den letzten 25 Jahren, also seit der 1000-Jahrfeier im Jahr 1993, in Erinnerung rufen möchte, kann dies ab sofort nicht nur in der kürzlich eröffneten Open-Air-Ausstellung am Bauzaun in der Friedrich- Ebert-Straße tun. Die Stadtverwaltung hat vor wenigen Tagen eine weitere – einige Nummern kleinere – Ausstellung im Potsdamer Rathaus eröffnet. Die Schau im Flur zum Büro des Oberbürgermeisters trägt den Titel „Eingerahmt“.

Stadt Millenium 1993

Auf 25 Tafeln sind dort einige Meilensteine der Entwicklung Potsdams in den letzten 25 Jahren zu sehen. Ganz am Anfang steht dabei das Stadt-Millennium. Im Jahre 1993 feierte Potsdam den 1000. Jahrestag seiner urkundlichen Ersterwähnung. Dazu hatte sich auch der erste Mann im Staate angesagt: der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU). Ein Foto der Schau zeigt ihn zusammen mit dem damaligen Brandenburger Regierungschef Manfred Stolpe (SPD) und Potsdams Oberbürgermeister Horst Gramlich (SPD). Die drei Herren beugen sich auf dem Foto zur großen Geburtstagstorte nieder. Das Potsdamer Stadtwappen ziert den süßen Festschmaus, auch Geburtstagskerzen sind auf dem opulenten Prachtstück zu sehen. Wie es scheint, blasen Stolpe und Gramlich gerade die Kerzen auf der Torte aus. Weizsäcker hat sich hingegen wohl eine gewisse Zurückhaltung auferlegt und scheint eher interessiert zuzuschauen.

Für die Ausstellung haben Susan Splettstoeßer und Simon Chilla vom Potsdamer Stadtarchiv gewissermaßen direkt an ihrem Arbeitsplatz gekramt. Denn alle auf den Schautafeln gezeigten Fotos entstammen nach Angaben der Ausstellungsmacher dem Potsdamer Stadtarchiv. Dabei haben Splettstoeßer und Chilla auch ein Bild ausgegraben, auf dem eine längst vergessene Figur der 1000-Jahrfeier von 1993 zu sehen ist: das Poztupimi-Maskottchen. Poztupimi – so hieß Potsdam früher einmal. In der für die Stadt so wichtigen Schenkungsurkunde Kaiser Ottos III. von 993, deren Original im Landesarchiv Sachsen-Anhalts in Magdeburg aufbewahrt wird und in der Potsdam zum ersten Mal urkundliche Erwähnung findet, ist noch nicht von „Potsdam“, sondern von „Poztupimi“ die Rede.

Abzug der sowjetischen Truppen

Auch an den Abzug der sowjetischen Truppen erinnert die Ausstellung im Rathaus. Zehntausende Angehörige der Streitkräfte waren einst in Potsdam stationiert. Im Jahre 1991 begann der schrittweise Abzug der Truppen. Im August 1994 verließ der letzte der ehemaligen Besatzungssoldaten die Stadt. Auf einem Bild der Schau ist an einer Kaserne der Schriftzug „Leb wohl Deutschland!“ zu lesen – auf Russisch und Deutsch. Leider haben die Ausstellungsmacher – wie man es auch sonst umgangssprachlich ja oft hört – in ihrem Text das Wort „russisch“ als Synonym für „sowjetisch“ verwendet. Historisch korrekt ist das freilich nicht.

Einer jener Meilensteine, die natürlich beim Rückblick auf die jüngsten 25 Jahre Potsdams nicht fehlen dürfen, ist die Bundesgartenschau (Buga) im Jahre 2001. Interessant sind die Luftbilder vom Buga-Gelände – wo zur Zeit der Besatzung die sowjetischen Militärs den Krieg übten, sollten ab sofort Blumen wachsen. Zur Eröffnung der Pflanzenschau hatte sich damals unter anderem Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) angesagt. Auf einem Bild in der Ausstellung ist er mit weiterer Politprominenz anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten zu sehen.

Treffpunkt Freizeit im Wandel der Zeit

An ein heute schon ziemlich vergessenes Kapitel in der jüngeren Geschichte Potsdams erinnert die Schau mit ihrem Beitrag zum Treffpunkt Freizeit: Denn das Veranstaltungshaus nahe dem Neuen Garten stand zur Jahrtausendwende schon kurz vor der Schließung. Die Stadtverordneten hatten bereits den Daumen gesenkt. Zu schlecht sei der bauliche Zustand, so die damalige Begründung für den Schließungsbeschluss. Es folgten: Protest. Erhalt. Sanierung. Heute ist das Ensemble einer der beliebtesten Treffpunkte für Familien in Potsdam.

Die Ausstellung „Eingerahmt!“ ist bis zum 2. März zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses, Friedrich-Ebert-Straße 79–81, zu sehen. Der Eintritt ist frei

Zur Startseite