zum Hauptinhalt

FORTUNAS Fazit: Trost und Prost

PNN-Redakteur Peer Straube blickt zurück auf eine Woche voller Überraschungen.

Von Peer Straube

Hallelu-Jáh möchte man – selbstverständlich in der korrekten Transkription aus dem Hebräischen – rufen! Nach Jahren des Streitens, des Ringens, sich Annäherns und zähen Verhandelns scheint der Bau einer neuen Synagoge in Potsdam endlich wieder in greifbare Nähe gerückt. Wenn es nicht abermals an der Fassadenfrage scheitert, könnte das jüdische Gotteshaus in der Schloßstraße in vier Jahren eröffnen.

So lange sollte es besser nicht dauern, bis die Garnisonkirchen-Stiftung endlich ein vernünftiges Konzept zum Umgang mit der NS-Geschichte vorlegt – schließlich muss der knapp 90 Meter hohe Turm 2020 fertig sein, weil sonst die Baugenehmigung abläuft. Der 85. Jahrestag des unseligen „Tags von Potsdam“ wäre ein verteufelt guter Anlass gewesen, ein solches Konzept vorzulegen. Leider wurde die Chance, das tief braune Datum symbolträchtig umzufärben, verpasst.

Dorgerloh verlässt Potsdam

Auch einer, der eine Chance verpasst, ist Hartmut Dorgerloh – nämlich die, das für die Rettung des preußischen Welterbes akquirierte Geld (immerhin 400 Millionen Euro) jetzt auch selbst auszugeben. Der Lockruf nach Berlin, ans Humboldt-Forum, war für den langjährigen Chef der Schlösserstiftung stärker. Verständlich ist es ja aus seiner Sicht – hier hat er alles erreicht, dort gilt es, ein bislang ziemlich vergeigtes Vorhaben auf Linie zu bringen und aus dem Berliner Schloss tatsächlich Europas größtes Kulturprojekt zu machen. Die Potsdamer sollten gönnen können und dürfen sich – vielleicht auch ein wenig hämisch die Hände reibend – damit trösten, dass Berlin Dorgerlohs Fähigkeiten nötiger hat.

Die alte Schwimmhalle wird abgerissen

Apropos Berlin. Krampnitz liegt ja fast näher an der Bundeshaupstadt als an der Potsdamer Innenstadt, aber das kann sich noch als Vorteil erweisen. Jedenfalls glaubt man in Potsdam so sehr an das anhaltende Wachstum der Stadt, dass man die Planungen für das frühere Kasernengelände noch einmal ausgedehnt hat. 10 000 Menschen sollen dort nun perspektivisch wohnen, das sind noch einmal 3000 mehr als zuletzt geplant und fast dreimal so viele wie ursprünglich angenommen. Ein autarker Stadtteil mit Nahversorgern, Ärzten, Gastronomie-, Spiel- und Freizeitmöglichkeiten verbunden mit Naturnähe (die Döberitzer Heide liegt gleich nebenan) soll künftige Bewohner locken und die schwierige Verkehrsanbindung aufwiegen. Denn noch rollt alles nur über die B2 und eine neue Tramlinie allein wird die Probleme nicht lösen.

Und zumSchluss müssen die Liebhaber der Ostmoderne in Potsdam noch einmal sehr tapfer sein. Nach der Fachhochschule geht es nun auch der alten Schwimmhalle am Brauhausberg an den Kragen. Der Abriss hat begonnen. Darüber hinweg hilft vielleicht ein Tropfen Günther-Jauch-Wein. Den gibt’s jetzt bei Aldi. Wohl bekomm’s.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false