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FORTUNAS Fazit: Streit und Promis

In unserem Wochenkommentar blickt Peer Straube zurück.

Von Peer Straube

Potsdam - Promiglanz, Wachstumsschmerzen, handfeste Streitigkeiten – die vergangene Woche hatte alles, was solide fünf Werktage in Potsdam in der Regel so ausmachen. Beginnen wir mit dem Promifaktor. Nach Queen Elizabeth II., fast dem halben Bundeskabinett, diversen, inklusive dem amtierenden, Bundespräsidenten, Günther Jauch und Wolfgang Joop hat sich nun ein weiterer Star in die Liste der Garnisonkirchen-Unterstützer eingetragen. Zwar ist nicht klar, ob und wie viel Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katarina Witt gespendet hat, aber schon ihr Name sei „Gold wert“, befand Garnisonkirchen-Stiftungsvorstand Wieland Eschenburg in schön doppeldeutiger Anspielung auf die beiden Olympiaerfolge. Für das Projekt ist es sicher ein weiterer Gewinn an Prestige.

Genau das Gegenteil droht der Kassenärztlichen Vereinigung, kurz KVBB. 75.000 Euro Schmerzensgeld will sich eine Sekretärin von der Ärztevereinigung vor Gericht erstreiten. Der Grund: Ihr früherer Vorgesetzter soll sie vor einem Jahr in dessen Büro sexuell missbraucht haben. Die Frau wirft der KVBB vor, sich auf die Seite des Mannes gestellt zu haben, auch das Wort Mobbing fiel. „MeToo“ lässt grüßen.

Frank Steffens im Gerichtsstreit mit der Stadtverwaltung

Vor Gericht streitet sich auch die Stadtverwaltung – mit ihrem ehemaligen Tiefbauchef, der genau das wieder werden will. Frank Steffens, bei der SPD jüngst mit der Nominierung zum Oberbürgermeisterkandidaten krachend gescheitert, setzt auf die Zweitkarriere im Rathaus, allerdings zwei Etagen tiefer in der Hierarchie. Dafür hat er keine schlechten Karten. Das Arbeitsgericht verfügte nun, dass die Stadt den Posten bis Ostern nicht mit ihrem Wunschkandidaten besetzen darf, erst dann wird in der Hauptsache entschieden. Bislang hat das Gericht Steffens schon zweimal Recht gegeben – wegen Formfehlern im Bewerbungsverfahren. Steffens hatte die Behörde schon einmal geleitet, war aber vom damaligen Baudezernenten Matthias Klipp degradiert worden, weil dieser ihn für eine Kostenexplosion bei der Sanierung der Humboldtbrücke verantwortlich machte. Bereits damals erstritt sich der Geschasste einen Job bei den Stadtwerken. Es bleibt also spannend.

Das gilt auch für den Stadtkämmerer, der sich langsam fragen dürfte, woher er – trotz guter Kassenlage – die ganzen Millionen eigentlich nehmen soll, die für die Bewältigung des Wachstums zusätzlich nötig sind. Die neue Bevölkerungsprognose, wonach Potsdam bis 2035 die Marke von 220.000 Einwohnern erreicht, wirft alle Planungen über den Haufen. Fünf weitere Kitas und ebenso viele Schulen müssen zusätzlich bis dahin errichtet sein. Ob das das Ende der Fahnenstange ist, darf bezweifelt werden.

Aus für das Terassenhaus

Beendet wird die Woche erneut mit etwas absolut Potsdam-typischen – einem Streit um ein Bauprojekt. Gezählt sind die Tage eines Teils der „Nutheschlange“. Das ambitioniert gestartete Projekt des Berliner Stararchitektenpaars Doris und Hinrich Baller soll um das „Terrassenhaus“ geschrumpft werden. Nach Jahren des Herumflickens an dem maroden Ensemble will die Pro Potsdam jetzt den Abrissbagger kommen lassen und neu bauen. Der Architekt ist empört. Justitia wartet schon. So ist Potsdam.

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