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FORTUNAS Fazit: Sprunghaft

Und er ist tatsächlich gesprungen – wenn auch ein paar Monate später als geplant. Es gibt sogar einen Videobeweis.

Von Matthias Matern

Und er ist tatsächlich gesprungen – wenn auch ein paar Monate später als geplant. Es gibt sogar einen Videobeweis. Mit einem klassischen Köpfer hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) jetzt das neue Sport- und Freizeitbad blu in Potsdam eingeweiht. Den 40 Millionen Euro teuren Bau lobte er bei der Eröffnungsparty am Dienstag als „zeitlos elegant“. Na ja – über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Stadtwerkechef Horst Müller-Zinsius findet das neuerdings auch als „Schuhkarton“ bekannte Bad dagegen nämlich gewöhnungsbedürftig.

Vielleicht war Jakobs auch einfach nur froh, überhaupt endlich baden gehen zu dürfen. Denn noch Anfang des vergangenen Jahres hatte der OB im PNN-Interview den Sprung schon für Ende des selbigen Jahres in Aussicht gestellt. Nur gut, dass er doch noch gewartet hat. Noch vor gut sechs Wochen war ja noch gar kein Wasser im Becken. Das hätte vermutlich eine schlimme Kopfverletzung gegeben.

Davor ist man aber wohl auch anderswo nicht gefeit. In Bornim zum Beispiel, wo die Gefahr von oben droht, wie der Fall einer verletzten Joggerin zeigt, der am Montag bekannt wurde. Arglos hat sie sich dort für ihre Teilnahme am Schlösserlauf vorbereitet, als ein aufgebrachter Mäusebussard auf sie niederstieß. Die Vogel-Attacke à la Hitchcock brachte der sportlichen Frau eine blutende Schürfwunde ein, die sogar im Krankenhaus versorgt werden musste. Künftig wolle sie beim Joggen eine Kappe tragen, sagte sie. Möglicherweise habe der „Problembussard“ nur seine Brut bedroht gesehen, wähnte ein Vogelexperte vom Naturschutzbund. Dies sei ja nur natürlich, so der Kenner, und riet rund um die Gefahrenstelle zum Mitführen eines Regenschirms – oder Schutzschirms?

Apropos Schirm. Es hätte alles so schön sein können. Auf dem Areal des Filmparks Babelsberg entsteht eine Grundschule und der Sportplatz Sandscholle bleibt erhalten. Ein richtig schöner Rettungsschirm für die Stadtpolitik wäre das Angebot von Filmpark-Chef Friedhelm Schatz gewesen: Die dringend benötigten neuen Schulplätze würden entstehen und der Petition der entrüsteten Sandschollen-Freunde jegliche Grundlage entzogen. Wäre da bloß nicht diese Freihaltetrasse für die Straßenbahn, die die Stadtverordneten 2014 selbst ins Stadtentwicklungskonzept Verkehr geschrieben haben. Diese verläuft nämlich genau über das betreffende Baufeld, wie am Donnerstag bekannt wurde. Eine echte Zwickmühle!

Wie gut, dass es zum Wochenausklang noch mal etwas zu feiern gab. Ebenfalls am Donnerstag wurde das neue Wissenschafts- und Restaurierungszentrum der Schlösserstiftung in der Zimmerstraße eingeweiht. Mit 31,1 Millionen Euro ist die neue Hightech-Werkstatt von Stiftungschef Hartmut Dorgerloh sogar günstiger gewesen als das blu von Meisterspringer Jakobs. Vielleicht ist Dorgerloh ja wenigstens vor Freude an die Decke gesprungen. Ein Videobeweis fehlt indes.

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