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FORTUNAS Fazit: Objektiv toll

Keine Wohnungen, Gewalt an Schulen und drohendes Verkehrschaos: PNN-Redakteur Matthias Matern blickt zurück auf eine eher unheilschwangere Woche in Potsdam.

Von Matthias Matern

Potsdam - Lieber „arm, aber sexy“ statt „reich, aber langweilig“? Von wegen: Was die Attraktivität betrifft, kann sich Berlin schon mal warm anziehen, denn hier kommt die „lebenswerteste Stadt nördlich des Weißwurst-Äquators“, wie ein Kollege am Donnerstag über den Kurznachrichtendienst Twitter jubilierte. Dabei bezog er sich auf das hervorragende Abschneiden Potsdams in einer Studie des ZDF. Demnach ist Potsdam nach München (1), Heidelberg (2) und Starnberg (3) Vierter im bundesweiten Ranking der Top-Wohnorte.

Aber wer sagt überhaupt, dass es hier langweiliger als im großen Berlin wäre? Was die arme Verwandtschaft nebenan kann, kann Potsdam schon lange. Am Montag etwa wurde erneut deutlich, wie groß der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Potsdam ist. Die Wartelisten für günstige Wohnungen sind so lang wie das Angebot klein ist, nämlich total. Allein bei der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 kommen den Angaben zufolge auf 4141 vorhandene Wohnungen 700 Bewerber, beim Bauverein Babelsberg warten 450 Anwärter darauf, dass eine der 360 Wohnungen frei wird.

Gewalt an Schulen

Ähnlich gut wie Berlin kann Potsdam auch Bildungsmisere. Beispiel Gewalt an Schulen. Zumindest an der Steuben-Gesamtschule im Kirchsteigfeld herrscht einem anonymen Schreiben zufolge „eine Angstkultur“. Der Autor des Briefs ist angeblich selbst Pädagoge. Er schreibt von Schlägereien, massiven Bedrohungen und Beschimpfungen von Lehrern, von Mobiliar, das durch die Gegend geworfen wird.

Das Landesbildungsministerium und die Schulleitung finden alles halb so wild, sprechen von Einzelfällen. Nur gut, dass die Stadt die geplante Erweiterung der Steubenschule jetzt gestoppt hat. Nach wie vor aktuell ist auch das noch ungelöste Problem der zu hoch berechneten Kitabeiträge. Die betroffenen Eltern legten in dieser Woche einen Forderungskatalog vor.

Bauarbeiten verschoben

Ach ja, Thema Verkehrschaos: Der Umbau des Verkehrsknotenpunktes Leipziger Dreieck verschiebt sich um ein Jahr, wurde am Mittwoch bekannt. Damit wird möglicherweise die gesamte Baustellenplanung der Stadt über den Haufen geworfen, der Verkehrs-GAU droht.

Auch in Potsdam ist es mitunter also richtig spannend. Inwiefern das der Lebensqualität zuträglich ist, ist natürlich eine subjektive Sache. Für die ZDF-Studie allerdings wurden ohnehin keine Potsdamer Eltern, Wohnungssuchenden, Lehrer oder sonst wer befragt. Die Bewertung fand rein auf Basis statistischer Werte statt. Schade eigentlich.

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