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FORTUNAS Fazit: Mehr als Steine

Bedrohtes Welterbe, ein T-Rex-Bagger und das viel diskutierte Minsk: PNN-Redakteur Marco Zschieck blickt zurück auf eine durchwachsene Woche.

Potsdam - Trotz des sommerlichen Wetters zog zu Wochenbeginn sprichwörtlich eine dunkle Wolke über dem Potsdamer Welterbe auf. Wie die PNN berichtet hatten, setzt die Stadt wegen eines Wohnungsbauprojekts am Park Babelsberg den Titel als Unesco-Weltkulturerbe aufs Spiel. Auf der sogenannten Roten Liste würde sich Potsdam dann zwischen der kriegszerstörten Altstadt des syrischen Aleppo und der gesprengten Buddha-Statue im afghanischen Bamiyan-Tal wiederfinden. Gut, soweit ist es noch nicht. Aber es könnte nicht schaden, derartige Zeichen von berufener Stelle auch in Stadtverwaltung und Stadtpolitik ernst zu nehmen. Wenn Potsdam auf die Rote Liste gefährdeter Welterbestätten gesetzt würde, käme das einer Blamage gleich – ausgerechnet im 1025. Jubiläumsjahr. Schließlich legt die Stadt im Festjahr in ihren eigenen Worten „den Fokus auf die bemerkenswerten Veränderungen im Stadtbild“.

Tatsächlich begann sich das Stadtbild in dieser Woche erheblich zu verändern – und zwar am Alten Markt. Dort beißt sich seit Wochenbeginn Tag für Tag ein riesiger Abrissbagger mit einer 2,7 Tonnen schweren Schere Stück für Stück durch das Betongerippe der bereits ausgeweideten früheren Fachhochschule. Jeder Biss macht deutlich, dass der Rückweg zum Stadtgrundriss der Vorkriegszeit am Alten Markt unumkehrbar ist – egal, ob man das begrüßt oder nicht.

Streit um das Minsk

Der Streit um den Umgang mit dem baukulturellen Erbe aus der DDR-Zeit ist damit aber nicht vorbei. Das frühere Terrassenrestaurant Minsk ist sozusagen die neue Fachhochschule. Seit Wochen tobt der Streit darüber, ob die kommunalen Stadtwerke die Grundstücke am Brauhausberg im Paket für bis zu 27 Millionen Euro verkaufen sollen – was das Aus für das Minsk bedeuten würde. In dieser Woche präsentierte Stadtwerkechef Horst Müller-Zinsius nun das nächste Argument gegen den Erhalt des Gebäudes: Asbest. Der ebenso feuerfeste wie krebserregende Dämmstoff wird in bestehenden Gebäuden häufig entdeckt, wenn sie durch neue ersetzt werden sollen. Tatsächlich würde eine Asbestsanierung Geld kosten. Im Vergleich zu den Einnahmen, die den Stadtwerken bei einem Minsk-Erhalt entgehen, dürfte das allerdings nicht sehr ins Gewicht fallen.

Ohnehin hatten die Stadtwerke für eine lebhafte Diskussion gesorgt: Denn am Dienstag war bekannt geworden, dass das kommunale Unternehmen den Pachtvertrag für das Jugendkulturzentrum Freiland nicht verlängern will. Die Stadtspitze beeilte sich, klar zu stellen, dass Freiland mit seinen 90 000 Besuchern jährlich nicht vor dem Aus stehe. Eine Lösung werde gesucht. Angesichts der Tatsache, dass so ein Vertragsende ja selten überraschend kommt, hätte man sich auch früher damit beschäftigen können.

Anastacia kommt

Zum Wochenabschluss fabrizierten die Stadtwerke mit dem Programm für das diesjährige Stadtwerkefest dann doch wieder etwas Sonnenschein: Am ersten Juliwochenende erwartet die Potsdamer im Lustgarten wieder ein abwechslungsreiches musikalisches Angebot – und das trotz gedeckeltem Budget und erhöhter Sicherheitsmaßnahmen weiterhin bei freiem Eintritt. Geht doch. Dann muss nur noch das Wetter mitspielen.

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