FORTUNAS Fazit: Gegen den Hass

Hass ist für mich das Wort der Woche. Der Hass im Netz ist das, was die Berichterstattung der Woche für uns überschattet hat. Darum ging es: Bewohner der Unterkunft für Geflüchtete am Lerchensteig in Nedlitz haben am Donnerstag für eine häufigere Taktung der Buslinie 698 protestiert. Weil der Bus nur alle 40 bis 60 Minuten kommt, hat das zur Folge, dass Eltern mit Kinderwagen – meistens Mütter – stehengelassen werden. Denn die Fahrer der Verkehrsbetriebe in Potsdam dürfen nur zwei Kinderwagen in einem Bus transportieren. Wer also aus der Unterkunft in Nedlitz in die Innenstadt möchte, muss lange Wartezeiten einplanen. Das gilt sowohl für die Bewohner der Geflüchtetenunterkunft, wie auch für alle anderen Nedlitzer, die mit dem Bus unterwegs sind.

Als unser Online-Redakteur den Link zu unserem Bericht über den Protest am gestrigen Freitag im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlichte, hagelte es binnen weniger Stunden massenweise Hasskommentare gegen Geflüchtete. Die Beiträge waren so bösartig, dass einem die Spucke wegbleibt. Dass man sie an einem Tag wie dem gestrigen 20. Juli, dem Jahrestag des Hitler-Attentats 1944 lesen muss, ist traurig und macht sprachlos.

Die Männer und Frauen, die den Umsturz 1944 versuchten – eine von ihnen war auch die Potsdamerin Hannah von Bredow – traten ein für Demokratie und Toleranz. Wie es um diese Werte heute steht, fragen wir uns als Redaktion, wenn wir Hasskommentare und Beleidigungen – auch gegen unsere Redakteure – im Internet oder in E-Mails lesen müssen.

Den Hasskommentatoren soll gesagt sein: Wir werden trotzdem nicht aufhören zu schreiben. Guter Lokaljournalismus ist gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je. Der Hass, der auch Journalisten immer öfter entgegenschlägt, der sogar salonfähig geworden ist, wird für uns nur zur Motivation, gegen ihn anzuschreiben und weiter sachlich, fundiert und gut recherchiert zu berichten. Weil das zur Demokratie gehört.