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Das 1847 errichtete Gebäude auf dem Schäfereiberg wird derzeit saniert. 

© otos: Andreas Klaer

Fortschritte am Bayrischen Haus: Privatklinik soll im Herbst eröffnen

Die Oberberg-Klinik soll mit 40 Betten und 50 Mitarbeiter:innen starten. Das Haus konzentriert sich vor allem auf psychosomatische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen.

Potsdam - Der Name der Bushaltestelle verrät es noch: Wer in diesen Waldweg einbiegt, kommt zum „Bayrischen Haus“, dem ehemaligen Romantikhotel mit Sterneküche im Wildpark nahe Geltow. Die Schilder, die früher den Weg zum Hotel wiesen, sind jedoch abgedeckt, denn seit Herbst vergangenen Jahres laufen die Bauarbeiten an dem Gebäudeensemble auf dem Schäfereiberg. Die Berliner Oberberg-Klinikgruppe baut das frühere Luxushotel mitsamt dem denkmalgeschützten Holzhaus im süddeutschen Stil zu einer Privatklinik mit 40 Betten um.

Die Eröffnung ist für die zweite Jahreshälfte 2022 geplant, sagt der kaufmännische Leiter des künftigen Krankenhauses, Martin Hein. „Bayrisches Haus“ soll es dann nicht mehr heißen, sondern „Oberberg Fachklinik Potsdam“. „Aber der alte Name wird sich vermutlich noch länger halten“, schätzt Hein.

Das „Bayrische Haus“ ist komplett eingerüstet

Wer das von allen Seiten von Wald umschlossene Gelände der künftigen Klinik betritt, könnte zunächst denken, dass die Umbauarbeiten vor allem das denkmalgeschützte Gebäude betreffen, denn das „Bayrische Haus“ ist komplett eingerüstet. Doch das Gegenteil ist der Fall: „Wir werden nichts daran verändern“, betont Nils Bindeballe, der künftige Chefarzt der Klinik. Im Inneren bleibe alles beim Alten, das Gerüst diene lediglich der Restaurierung und Sicherung der hölzernen Fassade, die mit Malereien und Schnitzereien verziert ist. Laut Denkmalschutz soll das Äußere wieder mehr an das ursprüngliche Aussehen des Hauses herangeführt werden, das König Friedrich Wilhelm IV. im Jahr 1847 für seine aus Bayern stammende Gattin Elisabeth Ludovika von Bayern erbauen ließ.

Martin Hein (l.) und Nils Bindeballe finden den Standort gut.
Martin Hein (l.) und Nils Bindeballe finden den Standort gut.

© Andreas Klaer

Auch die Funktion des Hauses, in dem sich früher das Restaurant „Kabinett F.W.“ befand, bleibe ähnlich: Künftig werden sich hier die Küche sowie der Speisesaal für die Patient:innen befinden, hinzu kommen Besprechungsräume.  Der Hauptteil der Bauarbeiten findet in dem L-förmigen Gebäudeteil nebenan statt. Hier befand sich früher der Großteil der Hotelzimmer, von denen einige allerdings zu groß für die Klinik sind. Einige der Suiten wurden geteilt, damit künftig mehr Zimmer und Behandlungsräume zur Verfügung stehen.

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Derzeit werden die Elektrik und die Sanitäranlagen erneuert und den Bedürfnissen an ein Krankenhaus angepasst. So muss zum Beispiel ein Schwesternstützpunkt eingerichtet oder die Elektrik für den Schwesternnotruf verlegt werden. Auch die IT des Hauses muss grundlegend überarbeitetet werden; Patient:innen-Akten würden heutzutage fast ausschließlich digital verwaltet, sagt Bindeballe. Komplett unverändert sollen hingegen das Schwimmbad und der Wellness-Bereich bleiben: „Das lässt sich gut als Therapiebereich nutzen.“

Eine Erweiterung auf bis zu 70 Betten ist geplant

In diesem Jahr will die Klinik zunächst mit 40 Betten und etwa 50 Mitarbeiter:innen starten, sagt Hein. In Zukunft wolle man die Kapazitäten dann auf bis zu 70 Betten erweitern. Die zusätzlichen Plätze sollen in den anderen Gebäuden auf dem Grundstück entstehen, die derzeit noch die Namen „Waldhaus“, „Gartenhaus“ und „Jagdhaus“ tragen. Für sie liege noch keine Genehmigung vor, die eine Krankenhausnutzung ermögliche, so Hein. Dafür müssten noch B-Plan-Änderungen vorgenommen werden. Eine Tagesklinik ist vorerst nicht geplant.

Das Gerüst dient der Restaurierung der Holzfassade.
Das Gerüst dient der Restaurierung der Holzfassade.

© Andreas Klaer

Die Privatklinik, in der laut Hein auch gesetzlich Versicherte behandelt werden können, konzentriert sich vor allem auf psychosomatische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Burnout. Die meisten Patient:innen werden hier eine vier- bis sechswöchige stationäre Therapie durchlaufen. „Es soll ein Ort sein, wo man runterkommen kann“, sagt Hein. Die waldige Umgebung komme dem Ansatz der Klinik entgegen, sagt Bindeballe: „Es gehört zum Behandlungskonzept dazu, dass man den Reizen des Alltags entfliehen kann.“

Oberberg-Gruppe betreibt in Deutschland mehr als 20 Kliniken

Bindeballe ist angetan vom Bayrischen Haus: „Es ist ein toller Ort, so etwas findet man nur sehr selten.“ Der Humanmediziner und Psychotherapeut, der an den Universitäten Heidelberg und Stockholm studiert hat, ist schon länger in der Region tätig. Seit 2015 war er leitender Oberarzt der Oberberg-Fachklinik Berlin/Brandenburg in Wendisch Rietz im Landkreis Oder-Spree. Die Oberberg-Gruppe, die seit 30 Jahren aktiv ist, betreibt in Deutschland über 20 Kliniken. Nach Wendisch Rietz wäre in Potsdam die zweite Oberberg-Klinik in Brandenburg.

Viele Jahre lang war das Bayrische Haus vor allem für seine Spitzengastronomie bekannt. Dank Sternekoch Alexander Dressel gehörte das Restaurant „Kabinett F.W.“ zu den gastronomischen Topadressen der Landeshauptstadt. 2001 hatte der Unternehmer Karl Dürbeck das Haus, das lange als Ausflugsgaststätte diente, als Hotel eröffnet. Nach seinem Tod ging die Immobilie in den Besitz der Erbengemeinschaft der Familie über, die das Ensemble für einen mehrstelligen Millionenbetrag verkaufte.

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