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Das Waldgebiet "Katharinenholz" zeigt deutliche Spuren von anhaltender Trockenheit.

© Andreas Klaer

Folgen des Klimawandels: Das Potsdamer Katharinenholz leidet unter der Trockenheit

Im Potsdamer Katharinenholz sterben immer mehr Bäume wegen des Wassermangels ab. Der Landesbetrieb Forst versucht gegenzuhalten. Das Problem betrifft auch andere Wälder der Region.

Potsdam - Klimawandel live: Die Trockenheit der vergangenen Jahre setzt nicht nur den Potsdamer Welterbe-Parks zu - auch die Waldflächen der Stadt leiden. Aktuelles Beispiel: Das Katharinenholz, gelegen zwischen Golm, Eiche und Bornim. Spaziergänger, die dort regelmäßig unterwegs sind, machten die PNN darauf aufmerksam, dass dort besonders viele Bäume umgefallen oder abgeknickt sind, der Wald immer ungepflegter wirke. 

"Verstärkter Absterbeprozess"

Das bestätigt auch der auch für Potsdams Wälder zuständige Landesbetrieb Forst Brandenburg (LFB). Im Katharinenholz gebe es einen "verstärkten Absterbeprozess", sagte LFB-Sprecherin Ellen Schlieker auf Anfrage. Auslöser seien die "unnormalen Witterungsverläufe" der vergangenen Jahre, insbesondere die Trockenheit. Diese hatte auch die Düsteren Teiche in dem Wald in diesem Jahr zum wiederholten Mal austrocken lassen. Das Biotop wird vor allem durch Regenwasser gespeist. 

Die LFB-Sprecherin zeichnete ein finsteres Bild. Durch die Trockenheit seien Bäume aller Altersklassen betroffen. Fällt ein Baum um, wird der Bestand lichter - die Sonnenstrahlen kommen also besser durch. Das kann die Lage verschärfen, zum Beispiel durch Sonnenbrand bei Bäumen. Scheint die Sonne zu lang auf die Rinde, dann vertrocknet sie und platzt auf. Dann haben zum Beispiel bestimmte Pilze oder Insekten leichtes Spiel. Schlieker sagte, durch häufigere und stärkere Stürme nähmen im Katharinenholz auch Schäden durch sogenannten Windbruch zu, also abgeknickte oder entwurzelte Bäume.

Gestresste Bäume sind anfälliger für Schädlinge

Auch Bäume, die wegen des Wassermangels nicht absterben, leiden. So könne sich die Leistung bei der Photosynthese vermindern - also der Prozess, bei dem Pflanzen Wasser, Kohlendioxid und Licht in Sauerstoff und Glucose umwandeln. So vermindere sich aber auch die Bildung wichtiger Reservestoffe im Baum, sagte Schlieker. Damit aber sei der Austrieb neuer Äste im Folgejahr eingeschränkt, was bei weiterer Trockenheit und damit wiederum verminderten Regenerationsmöglichkeiten den Baum weiter schädige. "Solche gestressten Bäume sind mangels Wiederstandkraft anfälliger für Insekten und Pilze."

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Dagegen kämpft die Forstbehörde an. Zum einen versuche man, das Erscheinungsbild im Katharinenholz  kurzfristig im Rahmen der laufenden Pflegearbeiten zu verbessern, indem abgestorbene und absterbende Bäume aus dem Wald entfernt werden. "Langfristig ist die Fortführung der bereits begonnenen natürlichen Verjüngung der dort vorkommenden Baumarten der favorisierte Weg, den Waldzustand zu verbessern", so Schliecker. In dem Wald kommen vor allem Buchen, Eichen und Linden vor, aber auch der Ahorn - also überwiegend Laubbäume. 

Viele Wälder haben Probleme

Zudem sagte Schlieker, die beschriebenen Absterbeerscheinungen gebe es auch in den anderen Wäldern von Potsdam und Umgebung. Betroffen seien alle Hauptbaumarten der Region, also Kiefer, Buche und Eiche. Schon im Waldzustandsbericht des Landes 2019 hatten die Experten des Forstbetriebs für Brandenburg gewarnt, es sei eine "drastische Verschlechterung des Vitalitätszustandes aller Baumarten zu verzeichnen". Alarmierend sei der hohe Nadelverlust bei Kiefern, aber auch der Belaubung bei Eichen und Buchen. 

In Potsdam hat wie berichtet auch die Schlösserstiftung mit den Folgen des menschengemachten Klimawandels zu kämpfen: Zunehmende Trockenheit, verbunden mit einer anhaltenden Folge von immer wärmeren Sommern, überfordern den Baumbestand. Wegen der Gefahr herabfallender Äste hatte die Stiftung im vergangenen Jahr sogar Teile ihrer Parks schließen müssen. Auch die Stadtverwaltung Potsdam sah sich in den vergangenen Jahren mehrfach gezwungen, die Bürger zum Gießen von Straßenbäumen aufzurufen. Bis zum 30. September gilt noch ein Verbot, Wasser aus der Havel oder den Seen in der Stadt abzupumpen, etwa um Gärten zu bewässern. Ebenso gilt ein Grillverbot. Bei Verstößen drohen bis zu 50.000 Euro Strafe.

Zu trocken ist es auch in diesem Jahr

Auch in diesem Jahr hatte Potsdam einige Dürreperioden erlebt: Nur im Februar lagen die Niederschläge deutlich über den langjährigen Durchschnittswerten, sonst ausnahmslos darunter. Im April regnete es nur 23 Liter pro Quadratmeter, das waren nur rund 50 Prozent der durchschnittlichen Regenmenge zwischen 1961 und 1990. 

Und: Knapp 17 Liter in dem Monat fielen nur an einem Tag, der Rest war weitgehend trocken. Zudem kann ein zu trockener Boden Regen kaum mehr aufnehmen, das Wasser fließt an der Oberfläche ab. Das Wasser versickert dann laut Experten nur in Rissen und Wurzelbahnen. Auch aktuell ist es trocken: Nach 20 Litern Regen pro Quadratmeter Ende August und noch einmal zehn Litern zwei bis drei Tage später hat es kaum mehr geregnet. Auch in dieser Woche bleibt die Wahrscheinlichkeit für Niederschläge laut dem Deutschen Wetterdienst gering. 

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