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Fördert Frau e.V.: Hilfe leisten, Mut machen

Potsdams Ex-Sozialdezernentin ist Botschafterin für die Neuausrichtung von Fördert Frau e.V.

Potsdam - Manchmal sind es schon kleine Dinge, die viel bewirken. Bastelmaterial, Kinokarten. Zutaten zum gemeinsamen Kochen. Gibt es in fast jeder normalen Familie. Für die Bewohnerinnen im Frauenhaus und vor allem deren Kinder ist es Luxus, denn im Budget der geförderten Einrichtung sind Aktivitäten, die nicht elementar aber in dieser Lebensphase vielleicht sogar besonders wichtig sind, nicht enthalten. Seit Jahren unterstützt deshalb ein Förderverein das Frauenzentrum Potsdam mit Spenden. Nun hat sich der 1999 gegründete Förderverein in Fördert Frau e.V. umbenannt und inhaltlich neu ausgerichtet.

„Wir wollen künftig auch eigene Projekte, die Frauen und Familien guttun, aktiv durchführen“, sagte Martina Engel-Fürstberger. Die ehemalige Potsdamer Stadtverordnete, die bis 2011 die Fraktion der Freien Demokraten führte, ist seit 2012 Vereinsmitglied und an der Umstrukturierung maßgeblich beteiligt. Zur Unterstützung hat sie sich jetzt eine weitere Frau mit Erfahrungen aus der Stadtpolitik herangeholt. Seit Dezember ist Elona Müller-Preinesberger, bis 2017 Dezernentin für Soziales, Botschafterin von Fördert Frau e.V.

Für Frauen bedeuten Kinder oder Pflege oft einen Karriereknick

„Ich habe mich sehr über die Anfrage gefreut, sie kam zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Müller-Preinesberger, die nach gut einem Jahr, in dem sie vor allem Zeit für ihre Familie brauchte, wieder Lust auf Engagement verspürt, Interesse am politischen Geschehen der Stadt. Denn letztlich ist es ein politisches Thema. Dass Frauen immer noch von Benachteiligung betroffen sind, weniger verdienen als Männer, mehr Zeit für die Familie aufbringen, Kinder betreuen, Eltern pflegen und dafür Karrierebrüche in Kauf nehmen, hat gesellschaftliche Ursachen, sagt Müller-Preinesberger. Auf kommunaler Ebene werde das direkt sichtbar. Der Verein Fördert Frau möchte hier ganz konkret vorort helfen, wo es nötig ist.

Aktuell sind es etwa 20 Mitglieder, es dürften gern mehr werden, auch Männer sind willkommen. Dazu kommt ein verlässlicher Stamm an Spendern, so Engel-Fürstberger. Nach wie vor werde das Frauenzentrum finanziell unterstützt, zum Beispiel für Ausflüge für Mütter und Kinder und Ferienprojekte. Damit Kleingeld da ist, wenn eine Frau in einer Notlage sich nachts ein Taxi nehmen muss. Damit für Frauen und Kinder, die aus einer Notsituation heraus plötzlich vor der Tür stehen, Bekleidung und Drogerieartikel angeschafft werden können oder am besten vorrätig sind. Damit in der Zufluchtswohnung auch mal ein kaputtes Möbelstück ersetzt werden kann, zählt Engel-Fürstberger Beispiele auf.

Beratung wird vermittelt

Grundsätzlich wolle man aber für alle Frauen da sein, die Hilfe oder Beratung brauchen, unabhängig vom Hintergrund. So bietet der Verein Bewerbungsberatung an, für Frauen, deren letzte Bewerbung lange her ist und die nicht wissen, welche Standards heute wichtig sind. Sie bieten Begleitung, wenn es um berufliche Planung geht, um Probleme bei der Kinderbetreuung, um rechtliche Dinge. „Wenn wir etwas nicht selber leisten können, versuchen wir, Beratung zu vermitteln“, sagt Engel-Fürstberger. „Viele Frauen wissen einfach nicht, welche Angebote es gibt, was ihnen zusteht, oder es fehlt ihnen an Mut, das einzufordern.“

Der Verein hat zudem ein internes Sachspenden-Netzwerk aufgebaut und verteilt Möbel und Kleidung direkt von Geber zum Empfänger. Es gibt Paten, die Weihnachtsgeschenke für die Feier im Frauenzentrum organisieren. Viele Projekte werden über direkte Ansprache und auf kurzem Weg durchgeführt.

Verein könnte in Gremien und Ausschüssen auftreten

Langfristig möchte der Verein sich auch kommunalpolitisch zu Wort melden. Lobbyarbeit für Frauenthemen leisten, sagt Engel-Fürstberger, die ein Coaching-Unternehmen führt. Müller-Preinesberger kann sich vorstellen, Frauenthemen in die kommunale Entscheidungsebene einzubringen, mit der Stimme des Vereins in Gremien und Ausschüssen aufzutreten. „Auch Familienpolitik wie Schulthemen und Kinderbetreuung betreffen letztlich immer Frauen. Da gibt es vor Ort Handlungsspielraum“, sagt Müller-Preinesberger. Ein positives Beispiel sei das Frauenhaus. Die Stadt Potsdam finanziert dort eine Erzieherinnenstelle, weil im Frauenhaus natürlich immer auch viele Kinder leben, die in einer solchen Situation besondere Begleitung brauchen. Das sei aber leider keine Selbstverständlichkeit gewesen.

„Wenn es den Frauen gut geht, geht es auch den Männern gut“, schlägt Engel-Fürstberger der großen gesellschaftliche Bogen. „Umgekehrt hat das noch nie funktioniert.“

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