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Engagiert. Johanna Feiler, Nina Mattenklott und Jorinde Rösch (v.l.n.r.) haben sich bei der Flüchtlingshilfe in der Heinrich-Mann-Allee kennengelernt. Jetzt wollen die drei jungen Frauen im Alter von 18 bis 20 Jahren auch Flüchtlingen in Griechenland helfen.

© Andreas Klaer

Flüchtlingshilfe in Hellas: Junge Potsdamerinnen wollen Flüchtlingen in Griechenland helfen

Neun junge Potsdamerinnen wollen Flüchtlingen in Griechenland helfen. Ideen für die Hilfe vor Ort haben sie viele, aber noch suchen sie Unterstützer.

Potsdam - Die meisten von ihnen haben gerade ihr Abitur bestanden, jetzt wollen sie Flüchtlingen helfen. Neun junge Potsdamerinnen wollen nach Griechenland fliegen und dort Asylsuchende, vor allem weibliche, unterstützen. Nachdem sie Berichte über die Zustände in Flüchtlingslagern vor Ort gesehen haben – kein fließendes Wasser, mangelhafte Sanitäranlagen und Gesundheitsrisiken –, hätten sie nicht mehr tatenlos zusehen wollen, sagt die 18-jährige Johanna Feiler. Zudem haben sie von Vorfällen gehört, in denen Frauen ihr Essen angeblich nur nach sexuellen Handlungen bekommen hätten.

Losgehen soll die Hilfstour am Mittwoch, erste Station der Freiwilligen soll ein Flüchtlingslager in der Nähe der Stadt Serres sein. In dem im Nordosten Griechenlands gelegenen Camp wollen sie sich zunächst mit den Strukturen vertraut machen, ein Gefühl für die Situation vor Ort entwickeln. Andere Flüchtlingshelfer hätten dort bereits Vorhaben umgesetzt, die denen der Potsdamerinnen ähneln: Rückzugsräume für Frauen eingerichtet, abschließbare Toiletten gebaut und die Hygiene vor Ort verbessert.

Was wird vor Ort konkret benötigt?

Nach knapp vier Wochen wollen die bei der Initiative „Potsdam Konvoi“ organisierten jungen Frauen dann in das 80 Kilometer entfernte Flüchtlingslager „Sinatex“ in Thessaloniki weiterziehen, wo sie ihre eigenen Projekte umsetzen wollen. Welche das konkret sind, stehe aber noch nicht fest, sagt die 19-jährige Helferin Jorinde Rösch. Die Potsdamerinnen wollen erst einmal schauen, was konkret benötigt wird und nicht einfach etwas von oben herab umsetzen, das dann an den Bedürfnissen der Flüchtlinge vorbeigeht. „Wir machen das ja schließlich für die Geflüchteten und nicht für uns“, sagt Rösch.

Ideen haben die jungen Frauen aber viele: von Nähkursen über Selbstverteidigungstrainings und Kinderbetreuung bis hin zu Deutsch- oder Englischkursen, die sie mithilfe von Übersetzern vor Ort durchführen könnten. Auch könnte es sinnvoll sein, den Frauen Trillerpfeifen zu besorgen, damit sie in Notsituationen auf sich aufmerksam machen können, sagt Rösch. Außerdem wollen die Potsdamerinnen die hygienische Situation der Flüchtlinge verbessern, indem sie etwa Binden, Windeln und Kondome verteilen. An solche Dinge werde in den Camps nur selten gedacht, sagt Rösch. „So könnte aber Krankheiten vorgebeugt werden“, ergänzt Feiler.

Die Potsdamerinnen wollen nachhaltig helfen

Wichtig ist den jungen Frauen, die sich bei der ehrenamtlichen Arbeit in der Erstaufnahmestelle in der Heinrich-Mann-Allee kennengelernt haben, nicht nur temporär zu helfen. „Nachhaltige Hilfe ist nicht möglich, wenn man nur zwei Wochen vor Ort ist“, sagt die 20 Jahre alte Nina Mattenklott, die ebenfalls mit nach Griechenland fliegt. Deshalb planen die Freiwilligen, bis einschließlich November in Griechenland zu bleiben. „Wenn es ganz krass ist, bleiben wir aber möglicherweise auch länger. Das entscheiden wir dann“, sagt Mattenklott.

Für die Hilfstour müssen die Potsdamerinnen tief in die eigenen Taschen greifen: Sie rechnen pro Person mit monatlichen Kosten in Höhe von knapp 900 Euro, etwa für die eigene Unterkunft. Zumindest die Flugtickets werden den Helferinnen vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Uni Potsdam finanziert. Insbesondere für die Hilfen vor Ort – also Hygieneartikel, möglicherweise Matratzen und für die Infrastruktur benötigte Materialien – sind die jungen Frauen aber auf Spenden angewiesen. Bisher seien erst weniger als 100 Euro zusammengekommen, nötig seien aber 2500 Euro. Wenn am Ende zu viel gespendet werden sollte, werde das Geld an andere Unterstützer-Initiativen weitergegeben, erklärt Mattenklott.

Ein Anwalt für den Notfall

Dass sie mit ihrer Hilfstour auch Risiken eingehen, ist den jungen Frauen bewusst. Gegen mögliche Infektionen wollen sie sich etwa mit Gummihandschuhen schützen. Aber auch mit den griechischen Behörden könnte es Probleme geben. Erst vor Kurzem seien dort ausländische Flüchtlingshelfer festgenommen worden, sagen die Helferinnen. Zur Sicherheit wollen sie sich täglich per SMS zu Hause melden. Auch einen Rechtsanwalt haben sie sich für den Notfall organisiert.

Unterstützung bekommen die Potsdamerinnen auch aus der Politik. Für den Fall, dass es Probleme mit den Behörden gibt oder Kontakte vor Ort benötigt werden, hat die brandenburgische Europa-Abgeordnete Ska Keller (Grüne) ihre Hilfe zugesagt.

Mehr Informationen unter anderem zum Spendenkonto und einen Blog gibt es hier >>

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