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Landeshauptstadt: Flüchtlingsheim neben Kita-Gelände

Bis zu 60 Asylbewerber sollen im Bornstedter Feld wohnen. Petition gegen geplanten Neubau am Horstweg

Bornstedt - Der Ersatzstandort für das gescheiterte Containerwohnheim für Flüchtlinge im Bornstedter Reiherweg steht fest. Nunmehr sollen bis zu 60 Asylbewerber neben dem Gelände der Kita „Tönemaler“ in der David-Gilly-Straße 3 unterkommen. Diesen Plan sollen die Stadtverordneten bei ihrer Sitzung am 28. Januar beschließen, ein entsprechender Antrag aus dem Sozialdezernat liegt den PNN vor.

Eigentlich hatten die Stadtverordneten im vergangenen November im Zuge ihres Millionen-Pakets für neue Flüchtlingsheime beschlossen, dass am Reiherweg in Bornstedt ein dreigeschossiger Bettencontainer aufgestellt werden sollte, den der Kommunale Immobilienservice (KIS) dem Cottbusser Carl-Thiem-Klinikum für 570 000 Euro abkauft. Doch das für 80 Flüchtlinge geplante Heim am Reiherweg fiel den beengten Verhältnissen an dem Standort zum Opfer – für die Zufahrt der nötigen Schwerlasttransporter mit Überlänge hätten Bäume gefällt oder Häuser abgerissen werden müssen.

Für den Wohncontainer wurde nun ein neuer Platz gesucht – und das Gelände in der David-Gilly-Straße gefunden. Dort ist laut Stadtverwaltung künftig einmal eine neue Jugendfreizeiteinrichtung als Ersatz für den maroden Treff „Ribbeckeck“ an der Potsdamer Straße vorgesehen. Konkret gehe es um eine Unterkunft für 50 Flüchtlinge plus zehn Notfallplätze, heißt es in der Vorlage. Ein Termin für die Eröffnung wird noch nicht genannt. Allerdings gilt der Sommer als wahrscheinlich – dann sollte auch der ursprüngliche Standort am Reiherweg öffnen.

Wie berichtet schafft Potsdam derzeit zehn neue Unterkünfte für insgesamt bis zu 920 Flüchtlinge. Fertig ist beispielsweise bereits der Containerstandort auf dem Areal der alten Feuerwache in der Werner-Seelenbinder-Straße – inzwischen sind dort die ersten zwei Dutzend Asylbewerber eingezogen. Wie es von der benachbarten Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche hieß, wolle man die neuen Nachbarn unterstützen. Stadtsprecher Jan Brunzlow erklärte indes, dass in der kommenden Woche auch das wieder eröffnete Flüchtlingsheim am Lerchensteig bezugsfertig sein soll – dort sollen bis zu 200 Flüchtlinge in wärmeisolierten Wohncontainern inklusive Küchen sowie Sanitär- und Wäscheräumen unterkommen. Insgesamt rechnet die Stadt mit mehr als 450 Flüchtlingen, die in Potsdam dieses Jahr untergebracht werden müssen. Im vergangenen Jahr ging es um rund 400 Menschen.

Öffentlich bekannt gewordene Proteste gab es dabei bisher gegen drei Standorte – und zwar gegen die geplanten Unterkünfte am Stern, auf Hermannswerder und in Groß Glienicke. Neu ist eine im Internet veröffentlichte Petition gegen das geplante Flüchtlingsheim am Horstweg/ An den Kopfweiden, dass ab dem Sommer Platz für 100 Flüchtlinge bieten soll. Der Babelsberger Baustoffhandel Brun & Böhm errichtet die zweigeschossigen Häuser, die Stadt mietet die Wohnungen für zehn Jahre an. In der wenige Tage alten Internet-Petition – unterschrieben haben bisher mehr als 40 Unterstützer – heißt es, in dem Fall gehe es vor allem um den „Kampf gegen Behördenwillkür, Seilschaften und Korruption“.

Ins Leben gerufen hat die Petition der Berliner Germo Görtz, der in der Nähe im Gebiet „Nuthewinkel“ des Bauträgers NCC ein Wohnhaus errichtet. Den PNN sagte Görtz am Freitag, er habe nichts gegen die Unterbringung von Flüchtlingen – doch an diesem Standort werde mit zweierlei Maß gemessen. So befinde sich in direkter Nachbarschaft ein ebenerdiger Hubschrauberlandeplatz der Bundespolizei. Aus Gründen der Sicherheit und des Emissionsschutzes sei dort einst eine Wohnbebauung untersagt und ein Gewerbegebiet ausgewiesen worden. Für den den Bau des Asylbewerberwohnheims direkt neben dem Landeplatz stellt das nun keine Beeinträchtigung mehr dar. Ebenso hätten für den „Nuthewinkel“ viele Gestaltungsrichtlinien gegolten – für das neue Heim aber nicht. Zudem seien nachbarliche Interessen nicht gewürdigt, sondern grob missachtet worden, so Görtz.

Stadtsprecher Brunzlow wies die Kritik als unbegründet zurück. Der Landeplatz werde sich künftig erhöht befinden. Bisher gebe es keinen Flugbetrieb, auch später seien nur wenige Starts und Landungen vorgesehen. Insofern sei die Argumentation, man sorge sich um das Wohlergehen der Flüchtlinge, aus seiner Sicht scheinheilig, so Brunzlow. Die verschiedenen Gestaltungsvorgaben begründete der Sprecher mit dem prinzipiellen Unterschied eines Wohn- und Gewerbegebiets – in Letzterem wird die neue Unterkunft gebaut. Brunzlow: „Wir nehmen Ängste von Anwohnern grundsätzlich sehr ernst und versuchen, mit öffentlichen Veranstaltungen, Sprechstunden vor Ort und einem Koordinator zu Flüchtlingsfragen ins Gespräch zu kommen.“

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