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In den Containern an der alten Feuerwache sind derzeit rund 50 Asylsuchende untergebracht.

© Manfred Thomas

Flüchtlinge in Potsdam: Containersiedlung an alter Feuerwache bleibt

Die Container in der Werner-Seelenbinder-Straße sollten eigentlich nur als provisorische Notunterkünfte für Asylbewerber genutzt werden. Nun bleiben die Container doch länger als geplant.

Potsdam - Die Containersiedlung für Flüchtlinge an der alten Feuerwache soll nun doch länger genutzt werden als bislang geplant. Wie Stadtsprecher Jan Brunzlow am Montag den PNN sagte, will die Stadtverwaltung die Unterkünfte nun bis Jahresende auf dem Innenhof stehen lassen. Dort sind derzeit rund 50 Asylsuchende untergebracht. Ursprünglich war vorgesehen, die Notunterkünfte Ende Mai wieder abzubauen.

Die längere Laufzeit für die Containersiedlung hängt laut Brunzlow auch damit zusammen, dass auf Hermannswerder nun doch kein Flüchtlingsheim entstehen wird. Die Stadt hatte die Plätze dort als Reserve eingeplant. Zuletzt hatte sich im November eine Bürgerinitiative „Pro Tornow“ in der idyllischen Stadtrandsiedlung gebildet, die sich vehement gegen die Einrichtung in dem Wohngebiet wehrte.

Provisorium für ein halbes Jahr

Insgesamt stehen an der alten Feuerwache rund 25 der 12 Quadratmeter großen Plastikunterkünfte in dem betonierten Hinterhof, umrahmt von alten Garagen auf der einen und abgezäunten sanierten Wohnungen auf der anderen Seite. Die Räume sind zwölf Quadratmeter groß und bieten gerade mal Platz für zwei schmale Betten und einen Schrank. In jedem Container sind zwei Flüchtlinge untergebracht. Laut Frederike Hoffmann vom Träger Internationaler Bund (IB) wird versucht, die Menschen dort je nach Herkunftsland zusammenzulegen. Außerdem stehen zwei Küchen und sanitäre Anlagen zur Verfügung.

Stadtsprecher Brunzlow betonte, dass Flüchtlinge nicht länger als sechs Monate in diesen Provisorien bleiben sollten, bis sie eine eigene Wohnung gefunden hätten. Die zusätzlichen Plätze in den Containern würden „dringendst benötigt“. Die Stadt rechnet den Angaben zufolge in diesem Jahr mit mindestens 502 Flüchtlingen. Hinzu kommen laut Brunzlow rund 120 Asylsuchende aus dem Vorjahr. Potsdam habe 2014 die Quote nicht erfüllen können, fügte er mit Verweis auf den sogenannten Königsteiner Schlüssel hinzu, nach dem die Flüchtlinge entsprechend der Einwohnerzahl und der Wirtschaftskraft auf die Länder und die Kommunen verteilt werden.

Mehr Menschen erwartet

Zugleich rechnet die Stadt aber mit deutlich mehr Menschen, die aus Kriegsgebieten flüchten. „Wir bereiten uns darauf vor, dass die Zahlen in diesem Jahr ansteigen“, sagte Brunzlow. Derzeit gibt es insgesamt 640 Plätze in acht Gemeinschaftsunterkünften, weitere Flüchtlinge leben in eigenen Wohnungen, etwa 100 verlassen jedes Jahr die Heime. Bis Ende des Jahres kommen vier Heime mit weiteren 330 Plätzen hinzu. Dennoch sei man bereits auf der Suche nach Grundstücken und Immobilen, um den Bedarf an Flüchtlingsunterkünften auch 2016 decken zu können. Einzelheiten zu den neuen Standorten wollte Brunzlow aber noch nicht nennen.

Zu einigem Unmut hatte in den vergangenen Monaten auch das geplante Flüchtlingsheim in der Waldsiedlung in Groß Glienicke geführt. Dazu hatte die Stadt am vergangenen Donnerstag eine zweite Bürgerversammlung veranstaltet. In der Siedlung, in der mehrere Mehrfamilienhäuser entstehen und die später zu einem Stadtviertel mit Mauer und Wachschutz gemacht werden soll, leben derzeit erst mehrere Dutzend Menschen. Rund 500 Anwohner sollen es mal werden.

Vor allem das Vorhaben der Stadt, die Flüchtlinge in einem Gebäude unterzubringen, das eigentlich für eine Schule und einen Kindergarten vorgesehen war, löste bei vielen große Enttäuschung aus.

So habe die Stadt bislang nur ausweichend auf Briefe und Beschwerden reagiert, kritisierte ein Anwohner in einer Mail. Man habe sich auf verbindliche Festsetzungen des Bebauungsplans verlassen. Nun würden 115 Flüchtlinge dort untergebracht, statt einer Schule und einer Kita. Dabei gehe es ihm aber nicht um rechtes Gedankengut oder die Sorge vor „sinkenden Immobilienpreisen“.

Die Eltern müssten nun weite Wege in Kauf nehmen, um ihre Kinder zu einer Schule zu bringen, da auch die Busanbindung schlecht sei. Daneben sei es wohl kaum zu beanstanden, wenn die aktuell knapp 50 Bewohner der Waldsiedlung sich „Sorgen darüber machen, wie sich eine Masse von bis zu 115 Flüchtlingen auf das Zusammenleben in einer weit abgelegenen Siedlung ohne jede Infrastruktur und ohne nennenswerten Sicherheitsdienst wohl darstellen wird“.

Lesen Sie weiter: Kommentar zur Unterbringung im Container >>

Stefan Engelbrecht

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