zum Hauptinhalt

Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt: Potsdamer Arbeitsagentur meldet erste Erfolge

Für Flüchtlinge ist der Einstieg in den Arbeitsmarkt nicht leicht. In Potsdam gibt es aber Fortschritte.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Bei der Integration von Flüchtlingen in den Potsdamer Arbeitsmarkt zeichnen sich erste Erfolge ab. Im Jahr 2016 wurden 26 Asylsuchende, die bei der Potsdamer Arbeitsagentur registriert waren, in Jobs vermittelt, wie die Behörde auf PNN-Anfrage mitteilte. 90 Flüchtlinge haben zudem aus dem Jobcenter den Sprung in die Arbeitswelt geschafft. Sie fanden vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe beziehungsweise in der Reinigungsbranche einen Job.

Welches Amt für die Flüchtlinge zuständig ist, hängt von deren Aufenthaltsstatus ab. Asylbewerber und Geduldete sind bei der Agentur für Arbeit gemeldet, anerkannte Asylberechtigte im Jobcenter. Für den deutlich größeren Anteil der Betroffenen gilt das Zweitgenannte: Aktuell sind 1037 Flüchtlinge beim Potsdamer Jobcenter gemeldet, aber nur 151 bei der Arbeitsagentur.

90 Vermittlungen aus dem Jobcenter sind also nicht gerade viel, während hingegen 26 Vermittlungen aus der Arbeitsagentur angesichts der relativ kleinen Zahl dort gemeldeter Flüchtlinge kein schlechter Schnitt sind. Dies sei unter anderem durch ein spezielles Team erreicht worden, das ausschließlich Flüchtlinge betreut hat und diese mit potenziellen Arbeitgebern zusammenbrachte, erklärt die Arbeitsagentur. Als Beispiel für den Erfolg dieses Verfahrens gilt zum Beispiel die Potsdamer Reinigungsfirma „Karstedt & Hahn“, die auf diesem Weg drei Männer aus Afrika anstellen konnte. Sie hatten zunächst zur Probe gearbeitet – mit anderen Worten ein unbezahltes Praktikum absolviert – und dann, unterstützt durch die Arbeitsagentur, eine speziell auf das Unternehmen bezogene Arbeitserlaubnis beantragt. Das „Team Asyl“ lief allerdings zum 31. Dezember 2016 aus, wie die Agentur nun mitteilte. Noch aktiv sind aber die bundesweiten Programme „Perspektiven für Flüchtlinge“ und „KompAS“ – dies steht für Kompetenzfeststellung, frühzeitige Aktivierung und Spracherwerb. Außerdem unterstützt die Potsdamer Agentur weiter Probearbeit und gibt Gutscheine für eine Kompetenzfeststellung aus.

Was beim Betrachten der Zahlen allerdings auch auffällt, ist, dass der ganz überwiegende Anteil der Flüchtlinge arbeitssuchend und nicht arbeitslos gemeldet ist. Als arbeitssuchend gelten all jene, die in wie auch immer gearteten vorbereitenden Maßnahmen stecken. Bei anerkannten Flüchtlingen ist dies meist der Integrationskurs, der neben Deutsch-Unterricht auch Landeskunde, einen Einblick in die hiesige Rechtsordnung sowie einen Abriss über die kulturellen Werte bietet. Dies erklärt auch, warum aktuell nur rund 21 Prozent der beim Potsdamer Jobcenter gemeldeten Flüchtlinge tatsächlich arbeitslos sind, alle anderen aber den Status arbeitssuchend haben – also beschäftigt sind. Bezogen auf alle Potsdamer Hartz-IV-Empfänger gibt sich ein anderes Bild: Hier sind knapp 48 Prozent arbeitslos gemeldet und damit unbeschäftigt, also deutlich mehr.

Wieder anders ist die Lage bei der Potsdamer Arbeitsagentur: Dort sind aktuell 42 Prozent Flüchtlinge arbeitslos gemeldet, sie stecken also in keiner berufsvorbereitenden Maßnahme oder besuchen einen Deutschkurs. Bezogen auf alle Arbeitslosengeld-II-Empfänger liegt der Anteil der Arbeitslosen bei 54 Prozent – der Unterschied ist an dieser Stelle also nicht sehr groß.

Die Teilnahme an einem Integrationskurs ist für alle Flüchtlinge verpflichtend, die eine Aufenthaltserlaubnis haben. Aus Sicht der Chefin der Agentur für Arbeit Potsdam, Ramona Schröder, reicht ein solcher aber oft nicht aus, um sprachlich fit genug für den Arbeitsmarkt zu sein. Die Behörde bemühe sich deshalb, weitere Maßnahmen nahtlos anzubieten. Außerdem laufen Gespräche mit dem Land über die Finanzierung spezieller Schrift-Kurse. Es habe sich gezeigt, dass die schriftlichen Deutschkenntnisse für den Job oft noch nicht ausreichten, so Schröder kürzlich.

Dass sich die bislang teils noch mäßigen Vermittlungszahlen von Flüchtlingen verbessern werden, davon ist Potsdams Agenturchefin Schröder überzeugt. Allerdings mit einiger Verzögerung: Sie rechnet mit positiven Effekten im Jahr 2018. (mit Matthias Matern)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false