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Vorbereitung aufs Fest. Viele Flüchtlingskinder erleben das erste Mal Weihnachten.

© dpa

Fllüchtlinge in Potsdam: Drei Hallen für den Notfall

Mindestens 700 Asylbewerber werden noch in diesem Jahr in Potsdam untergebracht. Das Rathaus wappnet sich für Außerplanmäßiges.

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Die Potsdamer Verwaltung hat einen Notfallplan für die kurzfristige Unterbringung von Flüchtlingen während der Weihnachtsfeiertage aufgestellt. So werden drei Hallen bereitgehalten, außerdem haben mehrere Mitarbeiter Dienste oder Rufbereitschaft. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erklärte am Mittwoch in der Stadtverordnetenversammlung, das Land habe angekündigt, dass es auch zwischen Weihnachten und Neujahr nötig sein könnte, Flüchtlinge außerplanmäßig und kurzfristig unterzubringen. Deshalb sei der Notfallplan nötig.

Bei den Hallen, die für den Notfall vorgehalten werden, handelt es sich einem Stadtsprecher zufolge um die Caligari-Halle im Filmpark, die Preußenhalle in Groß Glienicke und die Turnhalle Am Kahleberg in der Waldstadt. Sollte es zu einer Belegung kommen, wäre das die erste Potsdamer Turnhalle, die für Flüchtlinge genutzt wird. Bislang hatte die Stadt darauf verzichten können.

Planmäßig sollen in diesem Jahr noch die Unterkünfte „An den Kopfweiden“ und der ehemalige Landtag auf dem Brauhausberg in Betrieb gehen (PNN berichteten). In Neu Fahrland, in Drewitz sowie neben dem Freiland-Gelände werden außerdem Leichtbauhallen aufgestellt. Wie berichtet sollen auch im Babelsberger Konsumhof rund 60 Asylbewerber unterkommen. Darüber sollen die Anwohner am Donnerstag, dem 10. Dezember, um 18 Uhr in der dortigen Sporthalle von Motor Babelsberg informiert werden. Es ist bereits die 27. Anwohnerversammlung.

Sondersitzung wegen "Kreml"-Streit

Insgesamt werden bis Jahresende noch 700 Menschen in Potsdam untergebracht, sagte Oberbürgermeister Jakobs. Das wären gut 2000 Flüchtlinge im gesamten Jahr 2015 – allerdings hat Potsdam 200 Menschen mehr zugewiesen bekommen. „Wir werden mit einem leichten Überhang ins nächste Jahr gehen“, sagte die Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) den PNN. Im Klartext: 200 Menschen, die noch kommen sollen, sind noch nicht untergebracht. Sie hoffe aber, noch einige Flüchtlinge zusätzlich in Wohnungen unterzubringen, so die Beigeordnete.

Wegen der Flüchtlingskrise müssen die Mitglieder des Hauptausschusses vor Weihnachten noch einmal zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Grund ist die kurzfristige Entscheidung des Vereins Soziale Stadt, die Trägerschaft für die Flüchtlingsunterkunft im „Kreml“ doch nicht zu übernehmen. „Wir mussten entsprechende Beschlussvorlagen im Hauptausschuss kurzfristig zurückziehen“, so Jakobs. Dies mache eine neue Vergabeentscheidung nötig. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) will die Betreuung nun übernehmen. Die Sondersitzung findet am 16. Dezember statt.

Unterdessen soll die Erstaufnahme- Zweigstelle an der Heinrich-Mann-Allee, die in der Verantwortung des Landes liegt, noch einmal deutlich erweitert werden. Bis 18. Dezember werden dort acht Leichtbauhallen für 480 Personen aufgestellt, wie es das Innenministerium schon im September angekündigt hatte. Damit können auf dem Areal bis zu 1000 Flüchtlinge unterkommen. Betreiber ist das Deutsche Rote Kreuz, das von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern unterstützt wird. Vor Ort wird derzeit daran gearbeitet, den Menschen für die Wintermonate Beschäftigung anzubieten, hieß es vom zuständigen Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen. Dabei geht es beispielsweise um Sprachkurse, ein Kinderspielzimmer und Sport.

Kein Gesundheitsrisiko

Aktuell sind laut Innenministerium 451 Personen vor Ort, darunter 181 Kinder und Jugendliche. Sie kommen derzeit vor allem aus Syrien und Afghanistan, wie es hieß. Dabei sollen in die Leichtbauhallen vorrangig Männer ziehen, Familien in die festen Häuser, bestätigte eine Sprecherin des Ministeriums.

Bevor die Menschen nach Potsdam kommen, werden sie in der zentralen Aufnahme in Eisenhüttenstadt registriert. Nach ihrer Ankunft in der Heinrich-Mann-Allee erfolgt eine medizinische Erstuntersuchung im Klinikum „Ernst von Bergmann“. Die große Mehrheit der Ankommenden sei gesund, hatten Klinikverantwortliche bereits mehrfach betont – ein besonderes Gesundheitsrisiko bestehe also nicht. Von der Heinrich-Mann-Allee aus werden die Flüchtlinge dann nach und nach auf die brandenburgischen Kommunen verteilt.

Um in Potsdam Spenden für Flüchtlinge von Bürgern besser lagern zu können, richtet die Stadt einen zentralen Sammelraum in der Haeckelstraße ein. Am Mittwoch beschlossen die Stadtverordneten auf Antrag der Linken, dass die neue Sammelstelle mit fünf über die Arbeitsmarktförderung finanzierten Stellen ausgestattet wird. Sie soll noch vor Weihnachten eröffnet werden.

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