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Fimstadt Potsdam: Magisches Mekka Babelsberg

An diesem Montag feiert „Cloud Atlas“ in Berlin Premiere – ein 100-Millionen-Euro-Film aus Babelsberg.

Es wird ein besonderer Abend für die Wachowskis. „Definitiv. Die ganze Crew wird da sein, und wir sind sehr stolz auf die Crew“, sagt Andy Wachowski. Am heutigen Montag feiert die Bestsellerverfilmung „Cloud Atlas“, die Andy und Lana Wachowski gemeinsam mit Tom Tykwer („Drei“)und dem Potsdamer X-Filme-Produzenten Stefan Arndt („Das weisse Band“) vor Jahresfrist in Babelsberg auf die Beine stellten, Europapremiere in Berlin. Es ist nicht der erste Film, für den die Wachowskis in Potsdam gearbeitet haben – erinnert sei an „V wie Vendetta“ oder „Speed Racer“. Aber es ist der erste Film, über den die Geschwister, die seit ihrem Erfolg mit „Matrix“ Presseauftritte vermieden hatten, öffentlich sprechen. Auch auf dem Roten Teppich heute am Potsdamer Platz werden sie erwartet.

Mit welcher Überzeugung sich das Regie-Trio an das als unverfilmbar geltende Buch des Briten David Mitchell gemacht hat, ist beinahe schon filmreif: Nach Absagen von allen großen Hollywood-Studios machten sie sich auf eine weltweite Ochsentour, um das 100-Millionen-Euro-Budget von verschiedenen Investoren Stück für Stück zusammenzubringen. „Wir haben sogar eine Hypothek auf unser Haus aufgenommen“, berichtet Lana Wachowski, die mit ihren pinkfarbenen Dreadlocks aussieht wie die Titelfigur in „Lola rennt“, dem Durchbruchsfilm von Regie-Kompagnon Tom Tykwer. „Cloud Atlas ist ein im besten Sinne des Wortes unabhängiger Film“, sagt Tykwer. Gleichzeitig gilt der Film als teuerste deutsche Produktion aller Zeiten.

Ab dem 15. November können sich Kinozuschauer hierzulande vom Ergebnis überzeugen: Ein Kaleidoskop von Geschichten aus sechs Zeitaltern und auf verschiedenen Kontinenten tut sich auf der Leinwand auf, getragen von einem exzellenten Ensemble, das durchweg in Mehrfachbesetzung auftritt. Allein schon Stars wie Tom Hanks, Halle Berry oder Hugo Weaving in ihren verschiedenen Rollen und Masken zu sehen, ist ein Erlebnis. Dazu gibt es Action, große Gefühle, Drama, Philosophie, Spaß und Abenteuer.

Dass in Babelsberg gedreht werden sollte, war für die Wachowskis keine Frage: „Babelsberg war schon immer dieses magische Mekka, wo all die Leute gearbeitet haben, die wir lieben“, erklärt Andy Wachowski und schwärmt von der Tradition der 1912 gegründeten Studios und den Filmemachern, die unter dem NS-Regime dann aber ins Exil getrieben wurden: „Wenn es den Mann mit dem Bart nicht gegeben hätte, wäre Babelsberg heute Hollywood“, ist er überzeugt. „Und Babelsberg ist schöner als Hollywood“, fügt Lana hinzu.

Auch ihre Schauspieler loben die Traditionsstudios vor den Toren Berlins in den höchsten Tönen. „Es ist ziemlich aufregend, dort zu drehen – ein fantastisches altes Studio“, sagt Hugo Weaving: „Ich liebe die Arbeit und die Leute dort. Und ich liebe Berlin.“ Auch Oscar-Preisträgerin Halle Berry fühlte sich unter der Regie von Tom Tykwer gut aufgehoben. Der Dreh in Babelsberg habe sich nicht von der Arbeit in den USA unterschieden: „Außer dass alle deutsch reden.“

Tom Hanks verbindet die Babelsberger Studios nicht nur mit dem von ihm verehrten Regisseur Fritz Lang („Metropolis“), sondern auch mit einem seiner Landsmänner: dem Musiker Dean Reed, der in der DDR als „Roter Elvis“ berühmt wurde und auch als Defa-Schauspieler Erfolge feierte. Von einem Filmprojekt über den Exilamerikaner – Hanks hatte sich die Rechte bereits gesichert – habe er sich aber wieder verabschiedet, sagte der Schauspieler am Sonntag. „Der Film war schwierig zu finanzieren“, erzählt er. Als Reed-Tochter Ramona einen anderen Interessenten gefunden habe, habe er sich schließlich zurückgezogen. „Diese Möglichkeit haben wir uns entgehen lassen, aber es hat Spaß gemacht, daran zu arbeiten“, so Hanks. Fragen rund um den Alltag in der DDR treiben ihn indes immer noch um, wie nicht zuletzt sein Besuch in Eisenhüttenstadt, von dem er auch bei seinem Auftritt bei „Wetten Dass“ am Samstag erzählte, zeigt. „Ich lese viel darüber“, sagt Hanks und nennt etwa das Buch „Stasiland“ der australischen Autorin Anna Funder oder die Werke von Christa Wolf: „Ihre Bücher sind nicht vordergründig politisch geschrieben – damit kann ich mich identifizieren.“

Für „Cloud Atlas“ in Babelsberg zu arbeiten, sei „wirklich aufregend“ gewesen, resümiert der Oscar-Preisträger. „Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob sie diese alberne Studio-Tour mit diesen Mini-Autos wirklich brauchen“, fügt er hinzu und lacht.

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