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Zur Eröffnung der Ausstellung kamen die Darsteller Morten Grunwald (Benny) und Jes Holtsø (Børge) sowie Kostümbildnerin Lotte Dandanell.

© Andreas Klaer

Filmmuseum in Potsdam: Egons Erbe

50 Jahre Olsenbande: Im Filmmuseum hat die Schau über das vor allem im Osten beliebte Gaunertrio eröffnet – mit Stargästen und Fans.

Mächtig gewaltig, Egon! Am Dienstagabend wurde im Filmmuseum die Olsenbande-Ausstellung eröffnet – und die ersten Fans warteten schon zwei Stunden vorher auf ein Foto oder ein Autogramm von ihren Stars. Die Stars, das waren die dänischen Schauspieler Morten Grunwald und Jes Holtsø, bekannt als Benny und Børge in den Olsenbande-Filmen, und Lotte Dandanell, die das Gaunertrio um Egon Olsen als Kostümbildnerin eingekleidet hat. Auch der dänische Botschafter, Friis Arne Petersen, wurde erwartet. Ein Überraschungsgast mischte sich vorher noch unter die Menge: Wolfgang Woizick, der als ehemaliger Dialogautor bei der Defa Bennys wiederkehrenden Spruch „Mächtig gewaltig“ prägte.

"Wäre die direkte Übersetzung zu vulgär gewesen?"

„Wieso eigentlich?“, erkundigte sich Schauspieler Morten Grunwald bei ihm: „Wäre die direkte Übersetzung zu vulgär geworden?“ Im dänischen Original heißt es „skide godt“, zu Deutsch scheißgut. Das nicht, erwiderte Woizick. Aber als er die Vorlage von der Übersetzerin bekam, stand da „bombig“, erzählte er: „Das war mir einfach zu blöd.“ Im Havelland, wo er herkomme, setze man das „mächtig“ vor alle möglichen Worte, um sie zu verstärken: „Mächtig groß“, „mächtig klein“. Und so entstand das wohl berühmteste Zitat der Filmreihe. „Mächtig gewaltig ist sehr gut“, sagte Grunwald auf Deutsch und lachte: „Das ist mächtig gewaltig!“

In Potsdam sei er das erste Mal, sagte der Schauspieler und Theatermacher den PNN. In Leipzig, Dresden, Berlin sei er oft gewesen. Und auch eine Theorie dazu, wieso die Olsenbande in der DDR einen solchen Kultstatus erlangte, hat er: Mit den „drei verrückten Kerlen“, die immer wieder erfolglos versuchen, die Kapitalisten zu besiegen, habe man sich in Ostdeutschland identifizieren können, glaubt der 83-Jährige. Und das auch, weil die eher bescheidenen Verhältnisse, in denen das Gaunertrio lebt, die kleine Wohnung, vielen DDR-Bürgern bekannt gewesen sein dürfte. Und einen dritten Punkt nennt Grunwald: „Wir haben denselben Humor.“ Er muss es wissen – sein Vater war Deutscher, ein Bildhauer, der noch in Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, studierte, dann als Soldat die Schrecken des Ersten Weltkriegs erlebte und nach Kriegsende 1918 nach Dänemark auswanderte, wie Grunwald berichtete.

Das glücklose Gaunertrio als Identifikationsfiguren für DDR-Bürger

Jes Holtsø haben die Olsenbande-Fans in den Filmen als Sohn von Bandenmitglied Kjeld auf der Leinwand aufwachsen sehen. Und ein Stück weit stimmt das auch andersherum: „Für mich ist die Olsenbande meine Kindheit, eine gute Kindheit“, sagte der 61-jährige Musiker den PNN. Er sei froh darüber und stolz darauf, Teil der Filmreihe gewesen zu sein. Und er freue sich über die Fans, denen die Filme bis heute Freude bereiten. Dass er neben Grunwald der einzige noch lebende Hauptdarsteller ist, mache ihn auch nachdenklich. „So ist der Gang der Dinge, wir alle werden älter und irgendwann sind wir nicht mehr da.“ Aber die Filme, die blieben. „Und die Musik.“ Letztere können die Potsdamer am 13. Oktober bei einem Konzert mit Holtsø im Filmmuseum erleben.

Kostümbildnerin Lotte Dardanell, die bis heute als Textilkünstlerin arbeitet, kann rückblickend kaum in Worte fassen, was ihr die Olsenbande bedeutet. Sie habe für viele Filme gearbeitet, sagte sie den PNN. Welche Entwicklung die Olsenbande genommen hat, das hätte am Anfang niemand ahnen können: „Wir haben nur einen Film gemacht. Und dann noch einen.“ Die Ausstellungseröffnung in Potsdam, das sei für sie „überwältigend“.

Stolz, Teil der Filmreihe gewesen zu sein

Begeistert zeigten sich auch die Fans. Karin und Michael Schütze zum Beispiel, die aus Berlin gekommen waren, um ihre Stars zu treffen. Die beiden 46-Jährigen schwelgten in Erinnerungen: Wie sie einst mit dem Ferienpass für 50 Pfennig ins Kino gingen, um den neuesten Olsenbande-Streifen zu sehen – „das war das Highlight in den Ferien“, sagte Michael Schütze. Morten Grunwald haben die beiden erst vor wenigen Wochen in Berlin getroffen: Als er im Juni an der Volksbühne zum letzten Mal auf der Theaterbühne stand, in „He, Joe“, einem Stück von Samuel Beckett, ein Stück ohne Text, wo das Gesicht die ganze Geschichte erzählt. „Es gab Standing Ovations.“

Aus dem Programm: Stargäste, Konzert, Polizei und die Fans

Zur Olsenbande-Ausstellung, die bis 17. Februar 2019 zu sehen ist, zeigt nicht nur der rbb (fast) alle Olsenbande-Filme – immer donnerstags 20.15 Uhr –, auch im Filmmuseum sind sie noch einmal zu sehen. Zudem gibt es weitere Höhepunkte: Am Sonntag, 8. Juli, erhalten am Olsenbande-Tag alle Besucher, die den Namen Egon, Kjeld, Benny, Yvonne oder Børge tragen – oder ein entsprechendes Outfit – freien Eintritt ins Museum.

Am 24. August ist Bo Christensen, der Produzent der Olsenbande-Reihe, zu Gast: Im Rahmen der rbb-Filmlounge im Museum spricht er ab 19 Uhr mit radioeins-Kinokritiker Knut Elstermann, im Anschluss wird der von ihm produzierte Spielfilm „Babettes Fest“ gezeigt, der 1988 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film geehrt worden ist.

Am 7. Oktober lädt das Museum gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Land Brandenburg von 11 bis 18 Uhr zum „Tag der Polizei“ ein. Bei Workshops, Gesprächen, Filmen und Infoständen geht es unter anderem um Prävention und Ermittlungsarbeit. Die Combo des Polizeiorchesters spielt Musik.

Am 13. Oktober, einem Samstag, ist Jes Holtsø, in den Olsenbande-Filmen der Darsteller von Kjelds Sohn Børge, zu Gast – als Jazzmusiker: Gemeinsam mit Morten Wittrock gibt er ein Konzert, Beginn ist 20 Uhr.

Am 15. November wird im Museum Buchpremiere gefeiert: Der dänische Autor Christian Mongaard stellt sein Buch „Olsenbanden“ vor, mit dabei ist auch Henning Sprogøe, der Sohn von Egon-Darsteller Ove Sprogøe.

Am 27. Januar 2019 können Besucher mehr über eine besondere Fan-Aktion erfahren: Dänische und deutsche Olsenbande-Fanclubs haben das Stellwerk aus dem Film „Die Olsenbande stellt die Weichen“ vor dem Verfall gerettet und von Kopenhagen an den Fährhafen Gedser umgesetzt, wo es seit 2017 zu besichtigen ist. Gezeigt wird eine Doku, angekündigt haben sich auch Paul Wenzel und Steffen Paatz vom Olsenbandenfanclub Deutschland.

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