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50 Bilder aus der jüngeren und älteren Geschichte des Babelsberger Thalia-Kinos zieren ab sofort die Wände es Kino-Lokals "Konsum". 

© Ottmar Winter PNN

Filmgeschichte im Babelsberger "Konsum": Seite an Seite mit Dresen und Krug

50 Fotos im Lokal „Konsum“ - viele davon vom einstigen PNN-Bildchef Manfred Thomas - erinnern künftig an legendäre Abende und Filmstars im Babelsberger Thalia-Kino.

Babelsberg - „Die Legende von Paul und Paula“, „Solo Sunny“, „Spur der Steine“, „Herzsprung“, „Heißer Sommer“ – all diese und viele andere Defa-Klassiker liefen einst im Thalia Kino Babelsberg, manche davon sogar als Premiere, wie „Spur der Steine“. Nun erinnert eine Reihe großformatiger Fotos im neugestalteten Kinolokal „Konsum“ an die großen Momente des DDR-Kinos, zusammen mit vielen Fotos von Regisseuren und Schauspielern, die in den vergangenen acht Jahren dort bei Premieren, Filmgesprächen oder Lesungen zu Gast waren. Das größte Foto ist indes ein altbekanntes für "Konsum"-Stammgäste: Es zeigt den von einer Menschenmenge belagerten Eingang des Kinos in den 1950er-Jahren, in dem gerade der Kassenschlager „Schwarzwaldmädel“ lief. Allerdings ist diese Foto-Erinnerung komplett neu aufbereitet worden. Insgesamt rund 50 Bilder sind es, einige davon aus Defa-Beständen, für deren Anschaffung und Aufarbeitung Kulturministerin Manja Schüle (SPD) am Montag Lottomittel in Höhe von 3400 Euro an die stellvertretende Thalia-Geschäftsführerin Daniela Zuklic übergab.

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Es ist wie ein kleines Familientreffen im seit langem geschlossenen Konsum: Schüle und Zuklic begrüßen sich herzlich, der eigentliche Anlass, die Übergabe des Fördergelds aus Lottomitteln für das fotografische Filmerbe, ist schnell vergessen. Man kennt sich, und bald stehen Schüle und Zuklic zusammen mit Journalisten und Fotografen vor den Wänden und schwelgen in Erinnerungen an rauschende Premierenfeiern und (einst) verrauchte Abende im vollbesetzten Kino-Lokal. „Für mich und viele Babelsberger ist das Thalia wie ein zweites Wohnzimmer, es ist einfach ein sozialer Treffpunkt“, sagt Schüle.

Film-Fotograf. Der langjährige PNN-Bildchef Manfred Thomas begleitete das Thalia-Kino seit Jahren. Das Gros der Bilder im "Konsum" stammt von ihm. 
Film-Fotograf. Der langjährige PNN-Bildchef Manfred Thomas begleitete das Thalia-Kino seit Jahren. Das Gros der Bilder im "Konsum" stammt von ihm. 

© Ottmar Winter PNN

Eine Aussage, die Manfred Thomas bestätigen kann, der fast alle der rund 50 Fotos geschossen hat, mit Ausnahme der Defa-Standfotos: „Das hier ist wie mein Zuhause, ich war ja früher manchmal dreimal pro Woche im Kino.“ Privat und beruflich hat der 68-jährige Fotograf hier viel Zeit verbracht: Wann immer es eine Premiere oder ein Filmgespräch mit prominenten Gästen gab, Thomas – von allen nur „Tommy“ genannt – war vor Ort und hielt die Stars mit der Kamera fest.

100 bis 120 Filmemacher sind pro Jahr zu Gast im Thalia

Die Arbeit wurde mehr, als das Thalia ab 2010 verstärkt anfing, Regisseure und Schauspieler zu Filmgesprächen einzuladen: 100 bis 120 solcher Gäste habe das Kino im Schnitt pro Jahr gehabt, sagt Zuklic. Der Großteil der Fotos stammt daher aus den vergangenen acht Jahren und zeigt unter anderem Regisseur und Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff beim Thalia-Besuch, die Schauspielerin und Filmemacherin Margarethe von Trotta oder Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase bei ihren Besuchen im Babelsberger Kiezkino. Thomas’ Lieblingsfoto ist eines von Schauspielerin Aya Irizuki und Regisseurin Doris Dörrie bei der Premiere von „Kirschblüten und Dämonen“: „Das war das Größte, es hat so einen Spaß gemacht, Dörrie zu fotografieren!“ Ein Foto zeigt Josef Hader und Jörg Hartmann beim Filmstart von „Wilde Maus“ – auch an diesen Abend erinnert sich Thomas mit leuchtenden Augen: „Der Saal hat gekocht, dass war die reinste Comedy-Show, die die beiden da abgezogen haben!“

Am häufigsten ist der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen auf den Fotos zu sehen – kein Wunder, etliche Dresen-Filme feierten im Thalia Premiere. „Das war jedes Mal ein Heimspiel, diese Abende waren immer etwas Besonderes“, sagt Thomas, der auch dabei war, als 2018 Dresens Film „Gundermann“ hier anlief: „Nach der Premiere warteten alle noch bis Mitternacht, denn dann hatte Dresen Geburtstag – den hat er dann auch hier gefeiert“, sagt Thomas.

Bis sich die Stammgäste des Konsum die Fotos anschauen können, wird es noch eine Weile dauern: Die Renovierung des Lokals, in die das Thalia 60.000 Euro investiert hatte, ist zwar gut vorangeschritten, doch solange die Infektionszahlen hoch sind, ist an eine Öffnung nicht zu denken. Am Montag war die Stimmung im Thalia-Team für einen Moment jedoch so gut, dass man im Scherz darüber nachdachte, noch eine Bar aufzumachen - damit man noch mehr Fotos aufhängen könnte. 

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