zum Hauptinhalt
Jagdfieber. Die Babelsberger Regie-Studentin Sophia Bösch erzählt in „Rå“ die Geschichte eines Mädchens in Nordschweden, das Anerkennung in der männlich dominierten Jägerszene sucht (Bild oben). Eröffnet wird das Festival mit dem Puppentrickfilm „Isle of Dogs – Ataris Reise“ von Wes Anderson, einer Koproduktion mit Studio Babelsberg (unten links). Das Festival zeigt auch „Das schweigende Klassenzimmer“, für den Szenen im Studio entstanden sind.

© A. Medianikova/20th Century Fox/J. Terjung

Filmfestspiele in Berlin: Filmemacher aus Babelsberg: Auf die Hunde gekommen

Bei den diesjährigen Filmfestspielen in Berlin sind auch Filmschaffende aus Babelsberg wieder vertreten. Noch steht nicht das ganze Programm. Ein Überblick.

Potsdam - In einem Monat werden die 68. Internationalen Filmfestspiele in Berlin eröffnet. Und auch in diesem Jahr sind Filmschaffende aus Potsdam und Babelsberg wieder mit dabei, wenn auch – bislang – nicht so prominent wie in früheren Jahren, wo teils mehrere Studio-Babelsberg- Produktionen im Wettbewerb um die „Goldenen Bären“ liefen. Am diesjährigen Eröffnungsfilm ist Babelsberg aber wieder beteiligt: „Isle of Dogs – Ataris Reise“ heißt der Puppentrickfilm des US-amerikanischen Regisseurs Wes Anderson, der damit nach dem oscarprämierten „Grand Budapest Hotel“ zum zweiten Mal mit Babelsberg zusammenarbeitete. Zwar fanden die Dreharbeiten in London statt, die Babelsberger Studiochefs Christoph Fisser, Henning Molfenter und Carl L. Woebcken sind aber Executive Producer, auch die Modelle sind teils hier entstanden.

Erzählt wird in dem Film die Geschichte des Jungen Atari, des zwölfjährigen Pflegesohns des korrupten Bürgermeisters der Stadt Megasaki City. Als der Bürgermeister verfügt, dass alle Hunde auf eine riesige Mülldeponie namens „Trash Island“ verbannt werden, macht sich Atari allein auf den Weg und die Suche nach seinem Hund Spots. Regisseur Anderson konnte für die Sprechrollen viele prominente Schauspieler gewinnen: Mit dabei sind unter anderem Greta Gerwig, Jeff Goldblum, Scarlett Johansson, Harvey Keitel, Bill Murray, Edward Norton, Yoko Ono und Tilda Swinton.

Einen großen Auftritt hat auch die Filmuniversität Babelsberg: Der Film „Rå“ – zu Deutsch: Roh – der Filmuni-Studentin Sophia Bösch feiert seine Weltpremiere in der Berlinale-Reihe „Perspektive Deutsches Kino“. Die Regisseurin erzählt eine Geschichte aus Nordschweden: Die 16-jährige Linn will in die Gemeinschaft der Jäger um ihren Vater aufgenommen werden, erkennt aber nach und nach, dass sie nie wirklich dazugehören wird. Es geht um das Erwachsenwerden und darum, wie schwer es ist, als Frau in einer Männergemeinschaft mit tradierten Hierarchien seinen Platz zu finden, heißt es in der Ankündigung des Festivals.

Im Studio Babelsberg gedreht wurde auch für das Drama „Das schweigende Klassenzimmer“ von Regisseur Lars Kraume („Der Staat gegen Fritz Bauer“). Der Film feiert in der Reihe Berlinale Special Gala seine Weltpremiere. Erzählt wird eine Geschichte aus dem Jahr 1956 in Eisenhüttenstadt – damals hieß die Stadt Stalinstadt. Zwei Abiturienten erfahren bei einem Kinobesuch in Westberlin vom Aufstand in Ungarn und beschließen daraufhin gemeinsam mit ihren Mitschülern, eine symbolische Schweigeminute abhalten. Das ruft die Staatssicherheit auf den Plan, die mit rigorosen Mitteln versucht, die Schüler zum Verrat der „Schuldigen“ zu bewegen. Im Studio Babelsberg entstanden Szenen, die in Westberlin spielen – gedreht wurde dafür in der neuen Außenkulisse „Berliner Straße“. Die Story basiert auf einer wahren Geschichte, die sich so allerdings in Storkow zugetragen haben soll.

Storkow oder Berlin: Zwischen diesen beiden Orten ist Sunny, der Held des Films „Storkow Kalifornia“ hin- und hergerissen. Der Outlaw, gespielt von Daniel Roth, steht zwischen seiner Mutter und seiner neuen Liebe, gespielt von Lana Cooper („Tiger Girl“). Regisseur Kolja Malik ist zwar aus der Region, Regie studiert er allerdings an der Filmakademie Baden-Württemberg.

Zu erwarten sind Babelsberger Beiträge auch für die in den vergangenen Jahren gewachsene neue Sektion „Berlinale Drama Series Days“. Die dem zunehmend wichtigen Serienformat gewidmete Reihe ist seit 2017 im schicken Zoo-Palast zu Hause, das diesjährige Programm steht noch nicht fest. Deutsche Stoffe erzählen und damit ein weltweites Publikum erreichen – das gelang der Babelsberger Ufa erstmals 2013 mit dem Weltkriegs-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“. Seitdem hat die Firma den internationalen Markt von Anfang an mit im Blick und war unter anderem mit der Ost-West-Spionage-Serie „Deutschland ’83“ im Ausland erfolgreich – für den Nachfolger „Deutschland ’86“ wurde im vergangenen Jahr in Potsdam gedreht (PNN berichteten). Gut möglich also, dass die ersten Folgen bei der Berlinale zu sehen sein werden. Auch für das Studio Babelsberg sind internationale Serien spätestens seit der 2015 hier entstandenen Staffel der US-Serie „Homeland“ wichtig geworden – im vergangenen Jahr wurde unter anderem für die nächste Staffel der US-Agentenserie „Berlin Station“ gedreht. Und dann ist da natürlich noch die Babelsberger Produktionsfirma X Filme mit der Krimiserie „Babylon Berlin“, für die im Studio Babelsberg 2016 eigens die neue Außenkulisse gebaut wurde und die national und international schon viel Kritikerlob einheimste – Free-TV-Premiere ist in diesem Herbst. Zwei Staffeln sind bereits im Kasten, Ende 2017 hatte Tom Tykwer, einer der drei Regisseure, gesagt, dass eine Fortsetzung in Planung sei. Vielleicht gibt es im Rahmen der Berlinale Neues.

Dass Tykwer beim Festival sein wird, ist bereits sicher: Der Regisseur, der mit seinen Filmen immer wieder am Potsdamer Platz zu Gast war – so eröffnete sein im Studio Babelsberg gedrehter Thriller „The International“ die Berlinale vor neun Jahren –, darf in diesem Jahr über die Bären-Preise mitentscheiden. Er leitet die internationale Jury, die alle Wettbewerbsfilme sichtet.

Zur Startseite