zum Hauptinhalt
Gemeinsam stark. Heiko Lekutat (r.) mit seinem Vater Jürgen.

© Alexander Puschkin

Film in Potsdam: Über den Tod hinaus

Das Thalia zeigt eine Doku über Potsdamer Tanzlehrer.

Potsdam - Heiko Lekutat, ein 29-jähriger Tanzlehrer aus Berlin, der auch an der Potsdamer Tanzschule Balance in der Waldstadt unterrichtet hat, hat Krebs. Seit sieben Jahren kämpft er gegen die Krankheit an. Zu Beginn der Therapie hatte man ihm einen Unterschenkel amputiert. Auch mit Prothese lebt Lekutat seinen Traum als Tanzlehrer weiter, gibt Unterricht und genießt das Leben. Nach schwierigen Phasen stemmt er sich immer wieder ans Licht, schöpft Lebensfreude. Doch dann kommt der Moment, an dem ihm seine Ärztin eröffnet, dass keine Therapie mehr hilft. Dass es nichts gibt, womit der Feind in Lekutats Körper noch aufzuhalten wäre. Dieses Gespräch, die schicksalhaften Minuten, in denen Worte viel zu banal erscheinen, um die Wirklichkeit tatsächlich fassbar zu machen, hat Regisseurin Veronika Kaserer für ihren Film „Überall wo wir sind“ mit der Kamera festgehalten.

Dieser tieftraurige, nackt wirkende Moment ist eine Schlüsselszene in Kaserers Dokumentarstreifen, der die letzten Monate im Leben des 2017 verstorbenen Heiko Lekutat zeigt. Am heutigen Donnerstag um 19 Uhr ist der Film, der auf der diesjährigen Berlinale den Kompass-Perspektive-Preis gewann, im Babelsberger Thalia Kino zu sehen. Im anschließenden Filmgespräch wollen die Eltern des verstorbenen Tanzlehrers, Karin und Jürgen Lekutat, sowie Regisseurin Veronika Kaserer von ihren Erfahrungen im Umgang mit dem Sterben und dem Tod von Heiko Lekutat berichten.

Der Film ist mehr als eine bloße Dokumentation des Krebsleidens. Vielmehr gelingt es Kaserer, sich auf eine sanfte und unaufgeregte Art auch der Familie und den Freunden Lekutats zu nähern. Der Film zeigt den Schmerz der Familie, ihre Liebe zu dem Sohn, Enkel und Bruder. Besonders beeindruckend ist die Offenheit des Vaters vor der Kamera, ein innerlich anscheinend so jung gebliebener Mensch, dass man ihn geradezu zum Freundeskreis des Sohnes zählen muss. Auch der Vater – eigentlich Lehrer für Chemie und Sport – ist vom Tanz begeistert, hat in seiner Schule selbst eine Tanz-Arbeitsgemeinschaft aufgebaut. Und dann sind da die vielen Freunde, die sich rührend und ausdauernd um Heiko kümmern, sodass er sie dabei fast schon bremsen muss. Zum Sterben kehrt Heiko Lekutat in das Haus seiner Eltern zurück. Die Freunde halten zu ihm – bis zum Tod und darüber hinaus. 

„Überall wo wir sind“ heute um 19 Uhr im Thalia Kino, Rudolf-Breitscheid-Straße 50, anschließend Filmgespräch. Weitere Vorführungen am 22., 23. und 24. April.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false