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FH-Abriss: Potsdamer bekommen erstmal keine Fassadensterne

Die FH-Elemente werden zunächst für sechs Monate eingelagert. Ihr Architekt sieht eine Vergabe an Privatleute mit Unbehagen.

Von Valerie Barsig

Potsdam - Erstmal wird noch abgewartet: Die Teile der charakteristischen Sternenfassade der Fachhochschule werden eingelagert. Das teilte der für den Abriss verantwortliche Sanierungsträger der kommunalen Bauholding Pro Potsdam am gestrigen Dienstag mit. Nur ein paar Elemente werden jetzt schon an öffentliche Institutionen mit einem Kultur- und Bildungsauftrag vergeben, darunter der Studienbereich Konservierung und Restaurierung und der Casino AG der Fachhochschule Potsdam, das Potsdam Museum sowie die Stiftung SPI, die das Rechenzentrum betreibt.

Der Rest der Aluminiumteile mit insgesamt 660 Sternen wird für die kommenden sechs Monate bei der Potsdamer Gerüstbaufirma Reiwand und Lobenstein an der Ketziner Straße eingelagert. Eigentlich hatte auch das Potsdamer Museum Barberini auf der Liste des Sanierungsträgers gestanden. Davon war gestern allerdings keine Rede mehr. Auf PNN-Anfrage hieß es von dem Museum, dass es keine Anfrage des Barberini für ein Fassadenteil gegeben habe. „Wir freuen uns jedoch, dass das Potsdam Museum ein großes Fassadenelement aufnehmen und für die Nachwelt erhalten wird“, teilte eine Sprecherin mit.

Bürgerinitiative kritisiert Abgabe an Einzelpersonen

Auch rund 300 Potsdamer Privatleute hatten seit vergangenem Freitag per Mail Interesse an den FH-Sternelementen bei der Pro Potsdam angemeldet. Sie werden dort auf einer Liste geführt. Zunächst wolle man aber noch abwarten – damit weitere öffentliche Institutionen, wie zum Beispiel Schulen, nach den Sommerferien die Chance hätten, ihr Interesse kundzutun, teilte der Sanierungsträger mit. Das Bündnis „Stadtmitte für alle“ begrüßte die Entwicklung. Gemeinsam mit der Initiative „Potsdamer Mitte neu denken“ hatte es in einem offenen Brief kritisiert, dass die Abgabe der Einzelelemente der „fatal falschen Weg“ sei (PNN berichteten). Nach einem Zeitraum von rund sechs Monaten werde geprüft, wie viele Sterne noch zur Verfügung stehen und inwieweit diese an Privatpersonen vergeben werden könnten, hieß es gestern vom Sanierungsträger.

Die Sternenfassade des Gebäudes habe sich laut den Abrissgegnern in den vergangenen Jahren zum „zentralen Symbol für den Widerstand“ gegen die Stadtgestaltung entwickelt. Den Architekt der Sterne stellte „Stadtmitte für alle“ am gestrigen Dienstag vor. Wolfgang Kärgel, heute 78 Jahre alt, war zur Zeit des FH-Baus vier Jahre lang als Architekt tätig. Die Idee zu den Waben entstand aus einer Fingerübung, erzählte er gestern. „Ich faltete Papier und versuchte, einen Stern zu kreieren.“ Seine Aufgabe war, die Fassade der FH aufzuwerten. Er habe sich damals über die Übertragung der Aufgabe „an einen jungen und blauäugigen Architekten“ gefreut. Chefplaner Sepp Weber, nach dessen Entwürfen auch das damalige Interhotel entstand, habe ihm damals eine große Chance gegeben. „Die Strukturen der FH brauchten eine Unterbrechung, eine Zäsur, einen Wechsel – ein anderes Motiv, dass in die Komposition hineinkommt“, sagte Kärgel – das sei seine Aufgabe in dem mit rund 25 Mann besetzten Planungsbüro gewesen.

In sechs Wochen wird über die Vergabe der Sterne entschieden 

Er habe die aktuelle Entwicklung um die FH in den vergangenen Monaten verfolgt. Die FH, sagte der Architekt gestern, hätte ein Raum für Bürger werden können, ähnlich wie das ehemalige Kulturhaus „Hans Marchwitza“ oder der Club der Künstler und Architekten, die einst in der Potsdamer Mitte waren. Wenn die neue Mitte realisiert sei, sieht er solche Kulturräume nicht mehr gegeben. Auch, dass nun die Sternenelemente möglicherweise an Privatleute vergeben werden sollen, sieht er mit Unbehagen. „Wenn ich mir vorstelle, dass sie in einem Vorgarten mit italienisiertem Brunnen und sieben Gartenzwergen verschwinden, wird es mir schon weh ums Herz“, sagte Kärgel. Ob das passieren wird, werden die kommenden sechs Monate zeigen: Man werde die Öffentlichkeit über alle weiteren Schritte im Zusammenhang mit dem Rückbau des Fachhochschulgebäudes informieren, hieß es gestern vom Sanierungsträger. 

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