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Ferienworkshop für Kinder: Im Filmmuseum eigene Filmplakate malen

Gemeinsam mit Kinoplakatmaler Karsten Wenzel können Kinder und Jugendliche im Filmmuseum eine zwei Meter hohe Leinwand gestalten.

Potsdam - Kevin Costner richtet den Blick zum Himmel, hinter ihm ragt der Federschmuck der Sioux-Indianer auf. Im Hintergrund galoppiert eine Herde Büffel. Das Plakat des Films „Der mit dem Wolf tanzt“ ist zum Klassiker geworden, wie der Film selbst. „Das ist eines der Plakate, die ich am häufigsten gemalt habe.“ Karsten Wenzel steht im Potsdamer Filmmuseum und erinnert sich an den Film, der damals ein Kassenschlager in den Kinos war.

Der 53-Jährige war Kinoplakatmaler, als der Film erschien, 1990 war das. In einer Werkstatt an der Berliner Jannowitzbrücke malten er und seine Kollegen ein Kinoplakat nach dem anderen, ein bis zwei Tage Arbeit pro Plakat, oft mehrere Meter hoch. Als Vorlage dienten die kleinen Plakate, die die Verleiher schickten. Sie wurden mit einem Projektor auf die riesige weiße Fläche der Leinwand geworfen, dort die Umrisse nachgezeichnet und dann ausgemalt. Das Ergebnis zierte dann eines der Berliner Kinos.

Heutzutage werben kaum noch Kinos mit handgemalten Plakaten, in Berlin noch eine Handvoll, in Potsdam keines. Doch die Kunst und das Handwerk, eine kleine Vorlage auf die große Leinwand zu bringen, dabei den Stil und Ausdruck des Originals zu transportieren, will Wenzel weitergeben. Ab Montag bietet er eine Woche lang einen Workshop für Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren im Filmmuseum an. „Think Big! – Ganz große Kinoplakate malen“ heißt das kostenlose Angebot. Montag bis Freitag – oder auch nur an einem Teil der Tage – können die Teilnehmer dort mit Wenzel zusammen an Plakaten arbeiten, mit Acrylfarbe, Filz- und Wachsstiften. Gefördert wird der Workshop vom Bundesverband der bildenden Künstler, eingeladen hat auch das Büro Kinder(ar)Mut der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Er ist Teil des Begleitprogramms für die Sonderausstellung „Plakativ“, bei der noch bis zum 18. August Filmwerbung und Propaganda aus den Jahren 1930 bis 1950 gezeigt wird.

Gemeinsam mit Beate Rabe vom Filmmuseum hat Wenzel den Workshop vorbereitet. Im Mittelpunkt soll der Film „Die Wiese. Ein Paradies nebenan“ stehen. „Der Film zeigt wunderbare Großaufnahmen der Natur, Rehe, Käfer, Schmetterlinge“, schwärmt Rabe. „Das wollen wir künstlerisch bearbeiten“, sagt Wenzel. Einen Vorteil, den er sieht: „Wenn ein Grashalm etwas weiter links steht, ist das nicht so schlimm, bei einer Nase geht das nicht“, scherzt er. Die beiden haben sich bewusst gegen einen Film mit großen Stars und Menschen auf dem Plakat entschieden – die zu malen, ist sehr anspruchsvoll.

Wenzel hat die Plakatmalerei Ende der 1980er-Jahre in seiner Ausbildung gelernt. Eigentlich wollte der gebürtige Thüringer Kunst studieren, als er mit 22 Jahren nach Berlin zog. Über Bekannte stieß er auf den Beruf, machte bei der Kinomalerei Ost eine Ausbildung als Schrift- und Grafikmaler. Fünf Jahre lang malte er Plakate, etwa 300 insgesamt, schätzt er. Dann begann er doch noch ein Kunststudium an der Universität der Künste in Berlin. „Als ich fertig war, 1999, hat die Kinoplakatmalerei dichtgemacht“, erzählt er.

Wenzel machte sich selbstständig. Er malte weiter Plakate, aber auch Kulissen und Schriftzüge, unter anderem für die Volksbühne in Berlin oder für das Dekor von Filmen im Studio Babelsberg. Ein riesiger Birkenwald als Hintergrund für ein Theaterstück, verschiedene Schriftzüge für die Filme „Monuments Men“, „Operation Walküre“ oder „Grand Budapest Hotel“. Für eine Modenschau bemalte er Holzwände so, dass sie aussahen wie Beton. Und eines seiner Werke ziert auch die East Side Gallery auf den Resten der Berliner Mauer.

Einmal arbeitete er in den Studios in Babelsberg an einigen mehrere Meter hohen Plakaten, die im Hintergrund des Films „17. Juni“ zu sehen sein sollten. „Als ich eines morgens zur Arbeit kam, schickten sie mich nach Hause: Es gab Probleme mit den Urheberrechten“, berichtet Wenzel. Er behalf sich schließlich damit, den Mann mit einem Schnurrbart zu verfremden. Neben den Auftragsarbeiten stellt er seine eigenen Werke aus – und unterrichtet an der Jugendkunstschule Pankow. Wenzel, der in Berlin lebt, freut sich auf die Arbeit mit den Potsdamer Kindern und Jugendlichen. „Ich bin mir sicher, dass das Thema Natur und dieser Film sie begeistern. Das liegt ihnen nahe“, glaubt er. Mithilfe eines Rasters soll ein Bild der Wiese auf die zwei mal drei Meter große Leinwand gebracht werden. Mit Grashalmen links und rechts und in der Mitte, krabbelnden Käfern, vielleicht auch dem Rehkitz, das die Filmemacher in Szene setzen.

Workshop mit Karsten Wenzel von Montag bis Freitag, jeweils 10 bis 16.30 Uhr im Filmmuseum Potsdam, Breite Straße 1A. Anmeldung erwünscht unter Tel.: (0331) 2718112 oder per E-Mail an ticket@filmmuseum-potsdam.de. Die Teilnahme ist kostenlos.

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