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In Berlin ist der 8. März in diesem Jahr zum ersten ein Feiertag.

© Jens Wolf/dpa

Feiertag am 8. März: Potsdam arbeitet, Berlin hat frei

Am 8. März haben die Berliner frei, während die Potsdamer arbeiten müssen – ein absolutes Novum. Was bedeutet das für den Handel und den Tourismus? Und wie wird überhaupt das Wetter?

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Das gab es noch nie: Ein Feiertag, der nur in Berlin gilt, in Brandenburg aber nicht. Was bedeutet das für Potsdam? Erwarten die Händler ähnliche Shoppinghorden wie andersherum am Reformationstag? Was bedeutet das für die Pendler? Und wie lösen länderübergreifende Institutionen das Dilemma? Die PNN geben einen Überblick.

Die Händler hoffen auf Berliner

In den Potsdamer Einkaufscentern blickt man gespannt auf den neuen Feiertag. „Wir gehen davon aus, dass das positive Effekte für uns haben wird“, so der Chef des Stern-Centers, Frank Kosterka. Er hofft auf „Randberliner“, die den freien Tag zum Shoppen nutzen, setzt aber auch auf die zahlreichen Potsdamer, die in Berlin arbeiten und dann ebenfalls frei haben werden. Allerdings hänge dies wie immer massiv vom Wetter ab. Tristes Grau und Schneeregen sei das beste Einkaufscenter-Wetter, so Kosterka. „Zumal wir ein überdachter Standort sind.“ Auch in den Bahnhofs-Passagen hofft man auf Berliner, die nach Potsdam kommen und hier „den ein oder anderen Euro ausgeben“, so Managerin Jana Strohbach. Allerdings bleibe abzuwarten, wie sich die wegfallenden Berlin-Pendler auf den Umsatz auswirken. „Wir haben keinerlei Erfahrungswerte.“

Die Touristiker sind verhalten

Die Tourismusbranche ist wenig euphorisch, was den neuen Feiertag betrifft. Vor allem das Datum ist aus ihrer Sicht nicht ideal – schließlich ist das Wetter am 8. März meist noch recht kühl. „Die Auswirkungen bei einem sommerlichen Feiertag wären sicherlich stärker zu spüren“, so Alexandra Schmöger, Sprecherin der Potsdam Marketing und Service GmbH (PMSG). Sie rechnet mit „eher geringfügigen Auswirkungen auf den Tagestourismus“. Zumal auch viele Schlösser, Herrenhäuser und sonstige königliche Refugien an dem Tag gar nicht geöffnet haben werden, wie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) auf Anfrage mitteilt. Der Feiertag liege schließlich „deutlich vor Saisonbeginn“, so SPSG-Sprecher Frank Kallensee. Das bedeutet, dass kleinere Häuser entweder ganz geschlossen haben oder nur am Wochenende geöffnet sind. Zudem ist der Freitag im Winter ohnehin oft regulär ein Schließtag. 

Die neue Ausstellung im Museum Barberini beginnt ausgerechnet einen Tag später.
Die neue Ausstellung im Museum Barberini beginnt ausgerechnet einen Tag später.

© Ronny Budweth

Auch für das Museum Barberini, das viele Berliner nach Potsdam lockt, kam der Feiertag zu kurzfristig. Die neue Picasso-Ausstellung eröffnet ausgerechnet einen Tag später, nämlich am 9. März. Etwas optimistischer ist man hingegen offenbar bei der Landesmarketingorganisation TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. Dort hofft man auf Berliner, die das verlängerte Wochenende nutzen und hat dafür schon eigens einen Slogan entwickelt: „8. März ohne Kollegen“.

Pendler aus Berlin haben das Nachsehen

Während die Potsdamer, die in Berlin arbeiten, einen freien Tag mit offenen Geschäften in der eigenen Stadt genießen dürfen, stehen die Einpendler aus Berlin vor einigen logistischen Problemen. So müssen sich Eltern – so denn beide in Potsdam beziehungsweise Brandenburg arbeiten – nicht nur um eine Kinderbetreuung bemühen, Berliner Kitas und Schulen haben schließlich zu. Sie müssen sich möglicherweise auch auf einen längeren Arbeitsweg einstellen. Denn die Berliner S-Bahn fährt – wie auch die BVG – nur nach Samstagsfahrplan. Die Regionalbahn hingegen, die viele für die Fahrt von Berlin nach Potsdam nutzen, wird wie an einem normalen Freitag bedient, wie Bahnsprecher Burkhard Ahlert sagte.

Die Landesgrenze als Feiertagsgrenze

Vor eine besondere Herausforderung stellt der Feiertag länderübergreifende Einrichtungen und auch einige Unternehmen. „Es ist nie ideal, wenn zwei so verknüpfte Bundesländer unterschiedliche Feiertage haben, weil dies den Wirtschaftsverkehr beeinträchtigt“, so der Sprecher der Potsdamer Industrie- und Handelskammer, Detlef Gottschling. 

Auch gemeinsame Institutionen beider Länder leiden unter unterschiedlichen Feiertagen, wie etwa Gerichte. So sitzt beispielsweise das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg in Berlin, Verhandlungen für diesen Tag werden abgesagt. 

Beim rbb, der gemeinsamen Rundfunkanstalt der beiden Länder, haben die verschiedenen Radiosender unterschiedliche Regelungen gefunden. Während „Antenne Brandenburg“ und „Inforadio“ normales Wochentags-Programm senden, läuft auf dem Sender „rbb 88,8“ und bei „Kulturradio“ Feiertags-Programm, letzteres mit mehreren Spezialsendungen zum Frauentag. Der Jugendsender „Fritz“ hält sich an die normale Freitags-Struktur, widmet sich aber inhaltlich ebenfalls dem Thema Frauentag.

Ein Sonderprogramm fährt auch das rbb-Fernsehen, Motto des Tages lautet „Alles Frauen, oder was?“. Gesendet wird ein Porträt über eine Bäckerin, mehrere Spielfilme mit Frauen in der Hauptrolle und eine Reportage über Frauen im Film. Zur Primetime werden zudem die ersten zwei Teile des Films „Ostfrauen“ von Lutz Pehnert und Antje Schneider erstmals ausgestrahlt.

Für Picknick ist es wohl zu kalt

Dass der 8. März zumindest aus touristischer Sicht kein ideales Datum ist, zeigen auch die Wetterdaten der Säkularstation des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (Pik). So ist theoretisch vieles möglich, in den letzten 126 Jahren war zwischen minus 13,3 Grad und plus 17,8 Grad alles dabei. Manchmal lag am 8. März sogar Schnee, der 8. März 1970 hält mit 61 Zentimetern Schnee gar den absoluten Tagesrekord seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Meist jedoch ist es am 8. März kühl und oft auch regnerisch, wie etwa in den vergangenen zwei Jahren. 2017 war es am 8. März durchschnittlich 5,1 Grad kalt, 2018 nur geringfügig wärmer. Für den 8. März 2019 sind maximal 9 Grad prognostiziert.

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