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Historisch gebacken. Bäckermeister Johannes Figahs (l.) servierte am Sonntag neben Brot auch Rosmarinkartoffeln. Die Besucher der ersten „Böhmischen Tage“ griffen gerne zu.

© A. Klaer

Feiern in Babelsberg: Heiße Geschichte

Die neuen „Böhmischen Tage“ feierten am Wochenende Premiere – mit Musik, Kiezführungen und frischem Brot aus dem Backofen.

Potsdam - Am Neuendorfer Anger in Babelsberg wurde die Zeit am Sonntag zurück ins 19. Jahrhundert gedreht. Im Hinterhof des Anger-Appartements wurde der Backofen aus dem Jahr 1860 angeheizt und der Garten in ein Café verwandelt. Anlass war die Erstauflage der „Böhmischen Tage“. Für Besucherin Inge Weber ein Grund zur Freude: „Das Brot hier schmeckt hervorragend. Aber auch das Café selbst ist ein Erlebnis.“ Gemeinsam mit ihrer Nachbarin Brigitte Egler kam sie gleich am Sonntag, dem dritten Tag des neuen Kiezfestes, zur Eröffnung um 14 Uhr – genau wie mehr als 100 weitere Gäste.

Auch mehrere Stunden später hieß es noch Schlage stehen. Immer wieder holte Bäckermeister Johannes Figahs frisches Natursauerteigbrot aus dem Rohr. Auch Kuchen, Brötchen und sogar Rosmarinkartoffeln kamen auf den Tisch. Während der Babelsberger Backofen noch bis 1940 als zentraler Backplatz der Anwohner am Neuendorfer Anger in Betrieb war, wird er seit seiner Restaurierung vor gut sechs Jahren nur wenige Male im Jahr angeheizt.

Ursprung in der Spinnerkolonie

Dass auch bei den „Böhmischen Tagen Babelsberg“ nach alter Art gebacken werden musste, lag allerdings auf der Hand. Schließlich war es das erklärte Ziel der dreitägigen Veranstaltung, Besuchern die historischen Orte des traditionsreichen Stadtteils näherzubringen und ihnen bei zahlreichen Programmpunkten einen Einblick in die böhmische Vergangenheit des Kiezes zu vermitteln. Diese hat ihren Ursprung in der Gründung einer Weber- und Spinnerkolonie für evangelische Böhmen durch den Preußenkönig Friedrich den Großen im Jahr 1751.

Zu einem besonderen Ereignis machte die „Böhmischen Tage“ vor allem das dezentrale Konzept. An jedem Tag richtete sich die Aufmerksamkeit auf einen anderen Ort: Am Freitag auf das Awo-Kulturhaus, am Samstag auf die Weberstube und den Weberplatz und zum Abschluss am Sonntag auf den Neuendorfer Anger. Initiiert wurden die ersten „Böhmischen Tage“ von der Händlergemeinschaft AG Babelsberg. Das neue Kiezfest trat die Nachfolge für das Weberfest an, das in diesem Jahr wie berichtet wegen finanzieller Verluste nicht mehr stattfindet. Die Angebote am Wochenende reichten von Stadtführungen, dem Backtag bis hin zu einem Auftritt eines Gospelquartetts.

Mit dem Rad durch Babelsberg

Wer Informationen zur Geschichte Babelsbergs mit etwas Bewegung verbinden wollte, war zum Beispiel bei Frank Reich richtig. Der 59-Jährige gibt seit drei Jahren geführte Radtouren durch den Kiez, bei denen er über die Historie des Stadtteils berichtet. Auch am Samstag radelte der gebürtige Potsdamer mit einer fünfköpfigen Gruppe durch die Straßen und erzählte von der Zeit, als es statt Babelsberg noch die Ortschaften Nowawes und Neuendorf gab.

Seine Teilnahme an den „Böhmischen Tagen“ sagte Reich den Veranstaltern schon im Januar zu. Das Konzept habe ihn von Anfang an überzeugt: „Ich finde die Idee super, dass sich viele Menschen mit ihren eigenen Fähigkeiten treffen, um daraus einen Stadtteilhöhepunkt zu basteln.“ Ein wichtiges Anliegen bei seinen Touren sei ihm neben der Geschichtsvermittlung, die Menschen der anonymen Großstadt miteinander ins Gespräch zu bringen. Ein Konzept, das bei den „Böhmischen Tagen“ perfekt aufgegangen sei, wie Reich findet.

Auch Burkhard Baese von der AG Babelsberg zog am Sonntag eine äußerst positive Bilanz. „Die Veranstaltungen wurden gut besucht, speziell die Konzerte waren komplett gefüllt“, sagte er. Dass das dreigeteilte Kiezfest eine Fortsetzung im nächsten Jahr bekommt, steht für ihn damit fest. „Wir können rundum zufrieden sein.“ 

Carolin Kulling

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