zum Hauptinhalt
Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner und Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) enthüllen das Einheits-"Wir".

© Sebastian Gabsch

Feierlichkeiten in Potsdam eröffnet: Einheit mit Leerstellen

Für 30 Jahre Deutsche Einheit gibt es in Brandenburgs Landeshauptstadt 30 Tage Expo. Corona schrumpfte die Großfete zur Freiluftschau. Am Samstag wurde sie eröffnet.

Potsdam - Als Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Samstagmittag auf dem Luisenplatz die Einheits-Expo in Potsdam eröffnet, muss er zugeben: „Das hatten wir ganz anders geplant“. Eigentlich hatte es zur Feier von 30 Jahren deutscher Einheit ein Fest-Wochenende rund um den 3. Oktober geben sollen, erwartet wurden 500.000 Besucher. Doch die Corona-Pandemie machte einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen ist es eine Freiluftausstellung geworden, die nun bei leichtem Regen eröffnet wird. 

Im Mittelpunkt stehen gläserne Würfel, mit denen sich die Bundesländer, verschiedene Institutionen des Bundes und Unternehmen präsentieren. Hinzu kommen Infosäulen, die emotionale Momente der jüngeren deutschen Geschichte zeigen. 

"Tief verankerte Distanz"

Es gar sei nicht infrage gekommen, das Projekt ganz ausfallen zu lassen, sagt Woidke, der zurzeit auch Bundesratspräsident ist, in seiner Rede. Schließlich könne nicht nur die Mark, sondern ganz Ostdeutschland stolz sein auf das Erreichte. Auch wenn es viel berechtigte Kritik gebe und immer noch etwas besser gemacht werden könne, würden die positiven Aspekte überwiegen. „Genießen Sie Deutschland in den kommenden 30 Tagen“, ruft er den Besuchern zu.

„Die neue Normalität hat auch den Tag der deutschen Einheit erreicht“, sagt Burkhard Exner (SPD), Bürgermeister der Landeshauptstadt. Abgesehen davon laufe auch nicht alles optimal in der Bundesrepublik. Die „innere Einheit“ sei noch nicht ganz vollzogen. Das zeige sich auch in Potsdam, das bis 1989 vom direkten Nachbarn, dem Westteil Berlins, getrennt war. Bis heute sei eine „Distanz tief in den Menschen verankert“, vielen Potsdamern sei Brandenburg an der Havel gefühlt näher als Berlin. Aber es gebe Hoffnung und langsame Fortschritte. Der Brandenburger sei nun einmal ein „Mensch mit sprödem Charme, den es langsam zu überzeugen gilt“.

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Eröffnung teilnehmen. 
Der ehemalige Ministerpräsident Matthias Platzeck begrüßt Woidke an einem Pavillon, in dem „Kunst der Bürger“ gezeigt wird. Im Innern haben die Potsdamer Künstlerinnen Angela Lubic und Gunhild Kreuzer frischen Rasen angepflanzt. Dort ist ein Schriftzug zu lesen: „Zusammen wachsen“. Die Wörter seien bewusst auseinander geschrieben, sagt Kreuzer. Mit der Arbeit wolle das Duo die „Leerstelle neu definieren“ und sich annähern an das, was die Menschen in Ost und West trennt und verbindet. Alle sollten einander mehr zuhören, findet die Künstlerin. Deshalb auch das Motto der Performance: „Schatz, wir müssen reden.“ Wer möchte, kann Botschaften abgeben, die dann ausgedruckt und an der Wand aufgehängt werden. 

Ein Ehepaar, das sich kurz nach der Wende kennen gelernt hat

Uta und Rainer Zech haben die innere Einheit nach eigenen Angaben bislang gut bewerkstelligt. Das Potsdamer Ehepaar – sie aus dem Osten, er aus dem Westen – schaut sich gerade einen Teil der Ausstellung auf der Hegelallee an, als Woidke mit einem Gefolge aus Presseleuten, Politikern und Personenschützern vorbeigerauscht kommt. „Wir haben auch 30-jähriges Jubiläum“, sagt Uta Zech den PNN. Das Paar habe sich kurz nach der Wende kennengelernt und die Wiedervereinigung bereits zusammen gefeiert. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false