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Freiraum für Jugendliche? Noch dient der Containerbau als Kapelle.

© Ottmar Winter

Fehlende Räume für Teenager: Jugendtreff in der Nagelkreuz-Kapelle?

Nach dem Klosterkeller-Aus suchen Jugendliche in Potsdam alternative Freiräume. Es gibt zwei konkrete Angebote.

Potsdam - Nach dem Wegfall des ehemaligen Klosterkellers als Treffpunkt wünschen sich Jugendliche neue Freiräume in der Potsdamer Innenstadt. Das ist das Ergebnis einer Befragung durch Studierende der Fachhochschule Potsdam. Im Rahmen eines Seminars im Fachbereich Soziale Arbeit sind dafür auch neue Alternativen entwickelt worden. Konkret gibt es zwei Angebote, wie bei der Präsentation der Ergebnisse am Mittwoch deutlich wurde. 

Einerseits bietet das Rechenzentrum an, über die zeitweise Nutzung von Räumlichkeiten wie dem „Kosmos“-Raum zu sprechen. Andererseits gibt es von der Garnisonkirchenstiftung das Angebot, den derzeit noch als Kapelle genutzten Container-Bau an der Breiten Straße nach dem Umzug in den dann fertigen Garnisonkirchenturm Jugendlichen zur Nutzung zu überlassen.

Ein möglichst „pädagogikfreier“ Raum

Die Studierenden waren im Dezember mit rund 50 Jugendlichen am Klosterkeller ins Gespräch gekommen. Teilweise hinterließen diese vor Ort ihre Vorschläge und Wünsche auf Papier, teilweise wurden sie online befragt. Musik, bezahlbare Getränke, einen Tischkicker, Instrumente, Flächen zum Tanzen und Chillen, einen Raucherbereich und Toiletten wünschen sich die Jugendlichen von einem zukünftigen Freiraum, wie die Studierenden bei der Befragung erfuhren. Es soll möglichst ein sogenannter „pädagogikfreier“ Raum werden: „Die Jugendlichen sollen ihn selbst gestalten können“, erklärte eine Studierende. Wichtig sei auch eine gute Anbindung und das Umfeld – etwa, dass es keine Anwohner:innen gibt, die sich gestört fühlen.

Während der Coronakrise hat sich das Fehlen von Freiräumen für Jugendliche in Potsdam besonders stark bemerkbar gemacht. 
Während der Coronakrise hat sich das Fehlen von Freiräumen für Jugendliche in Potsdam besonders stark bemerkbar gemacht. 

© Andreas Klaer

Viele der Bedingungen wären sowohl beim Rechenzentrum also auch im Garnisonkirchen-Container erfüllt, wobei letzterer von den Jugendlichen wegen der damit verbundenen Geschichte auch kritisch gesehen wird, wie die Studierenden erläuterten.

Anja Engel vom Rechenzentrum zeigte sich am Mittwoch offen für Gespräche über die zeitweise Nutzung von Räumen. Hana Hlásková, die bei der Garnisonkirchenstiftung die Bildungsarbeit verantwortet, bestätigte gegenüber den PNN, dass das Angebot zur Nutzung des Containerbaus durch die Jugendlichen ab Mitte 2023 stehe. Die Idee habe man mit der FH-Projektverantwortlichen Sylvia Swierkowski entwickelt. Der Container-Bau befinde sich auf einem städtischen Grundstück, zuvor habe ein Abriss im Raum gestanden, sagte Hlásková: „Es wäre toll, ihn nachzunutzen.“ Anders als in der FH-Präsentation dargestellt sei es aber noch nicht um Finanzierungsfragen gegangen.

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Freiräume für Jugendliche sind wichtig - in allen Stadtteilen

Allerdings: Sowohl beim Rechenzentrum als auch beim Garnisonkirchen-Container ist offen, inwieweit die Angebote mit dem mittlerweile diskutierten Kompromissvorschlag zur Plantage mit dem neuen „Haus der Demokratie“ vereinbar sind und tatsächlich eine langfristige Perspektive für die Jugendlichen darstellen. Anja Engel vom Rechenzentrum drängte denn auch darauf, dass die Jugendlichen an den Planungen für das „Haus der Demokratie“ von Anfang an beteiligt werden müssen: „Es ist wichtig, diese Perspektive sofort mit drinzuhaben in den Arbeitsgruppen und Prozessen.“

Dass Freiräume für Jugendliche wichtig sind, machte auch Stefanie Buhr, Potsdams Kinder- und Jugendkoordinatorin, deutlich. Das betreffe nicht nur die Innenstadt, sondern alle Stadtteile. „Besonders Innenräume sind rar gesät.“ Aber auch überdachte Flächen draußen mit Toiletten fehlten, sagte sie und erinnerte an die Debatte um die Schiffbauergasse, die sich in den Sommermonaten zum inoffiziellen Treffpunkt entwickelt hat. 

Stefanie Buhr, Potsdams Kinder- und Jugendkoordinatorin.
Stefanie Buhr, Potsdams Kinder- und Jugendkoordinatorin.

© Andreas Klaer

„Es fehlt die Möglichkeit, dass man sich entspannt draußen treffen kann.“ Gefragt sei nicht nur Kreativität, sondern auch Unterstützung aus der Stadtpolitik, betonte Buhr: „Wir brauchen politische Unterstützung, wenn es darum geht, Ressourcen freizugeben oder Räume umzuwidmen.“

Team "Buntes B" soll erhalten bleiben

Den ehemaligen Klosterkeller hatte die Potsdamer Bürgerstiftung, selbst Zwischennutzerin, den Jugendlichen überlassen. Unter dem Namen „Buntes B!“ stellten sie einen selbstorganisierten Treff mit Getränkeausschank und Programm auf die Beine. Nun soll das Gebäude aber wie geplant saniert werden.

Marie-Luise Glahr von der Bürgerstiftung stellte am Mittwoch eine kurzfristige Zwischenlösung in Aussicht. Sie sei mit einem Träger im Gespräch über die Nutzung von zentral gelegenen Räumen für 2022, sagte sie. Details könne sie noch nicht nennen. „Uns ist wichtig, dass das Bunte-B-Team erhalten bleibt und es da keinen Strömungsabriss gibt“, sagte sie.

Marie-Luise Glahr von der Bürgerstiftung.
Marie-Luise Glahr von der Bürgerstiftung.

© Andreas Klaer

Auch ein Jugendlicher vom „Bunten B“-Team meldete sich zu Wort und berichtete von den Erfahrungen vom Klosterkeller. Dort habe man gemerkt, dass Jugendliche einen Raum wertschätzen, wenn sie dafür die Verantwortung übernehmen können. „Von den Gästen kamen jede Woche mehrere auf uns zu und haben gefragt: Können wir mitmachen?“ Abends hätten alle beim Aufräumen mitgeholfen. „Die Leute kamen nicht nur her, um ein Bier zu trinken wie in der Schiffbauergasse.“ Die dort beklagten Müllprobleme „könnte man zum großen Teil lösen durch mehr Verantwortung“, sagte er.

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