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Klima-Demo am 16. Juni 2019 in Potsdam.

© Hajo von Cölln

Fahrraddemo am 1. Mai: Radeln für den „Klima-Rettungsschirm“

Kein "Weiter so" nach Corona: Potsdamer Klima-Aktivisten wollen am Freitag für mehr Umweltschutz demonstrieren. Für ausreichend Abstand sollen Fahrräder sorgen.

Potsdam - Mit einer Radtour wollen Klimaaktivisten am Freitag (1. Mai) in der Potsdamer Innenstadt für einen „Klima-Rettungsschirm“ demonstrieren. Den Veranstaltern zufolge hat die Polizei einer Kundgebung mit maximal 20 Teilnehmern auf Fahrrädern zugestimmt. Es beteiligen sich demnach unter anderem die Initiativen "Fridays For Future", "Potsdam autofrei", "Parents For Future" und andere. Die Radler wollen um 12 Uhr am Brandenburger Tor aufbrechen, dann an Stadthaus und am Landtag vorbeifahren, um letztlich zum Brandenburger Tor zurückzukehren.

„Trotz der aktuellen Coronakrise dürfen wir die Klimakrise nicht vergessen“, sagte Initiatorin Eva Wieczorek den PNN. Der Klimawandel erhält nach Ansicht der pensionierten Lehrerin momentan zu wenig Aufmerksamkeit. Erst vor kurzem habe ihr die Trockenheit in ihrem eigenen Garten vor Augen geführt, wie sehr der Klimawandel unser Leben schon heute belaste. Darüber habe sie telefonisch mit Menschen aus ihrem Bekanntenkreis gesprochen. So sei die Idee zur Fahrraddemo entstanden.

Laut Corona-Verordnung des Landes Brandenburg sind „öffentliche und nichtöffentliche Veranstaltungen sowie Versammlungen und sonstige Ansammlungen“ zwar weiterhin untersagt. Es gibt jedoch die Möglichkeit, Ausnahmegenehmigungen zu beantragen für „Versammlungen unter freiem Himmel mit bis zu 20 Teilnehmenden“. 

Abstand durch Fahrräder

Laut Florian Kirchesch von „Potsdam autofrei“ planen die Aktivisten vor dem Brandenburger Tor eine Fahrradkette als „Kunstaktion“. Dabei würden die Räder dazu genutzt, den Mindestabstand von etwa 1,5 Metern zwischen den Teilnehmer einzuhalten. Sollten mehr als 20 Personen kommen, könnten die Überzähligen ja aus sicherem Abstand zuschauen, empfiehlt Kirchesch.

Eva Wieczorek wird unterdessen einen „Klima-Rettungsschirm“ aufspannen, wie sie ankündigte. Zumindest symbolisch, in Form eines Sonnenschirms.

"Es kann nicht sein, dass wir Kartoffeln nach Litauen transportieren"

Aktuell würde die Politik zwar verschiedene Rettungsschirme diskutieren, sagt Wieczorek. Es sei auch wichtig, auf medizinische und wirtschaftliche Notlagen zu reagieren und Härten für die Bevölkerung abzuwenden. Doch das dürfe nicht dazu verleiten, nun möglichst schnell zum Zustand vor der Krise zurückkehren zu wollen. Denn der sei bereits problematisch gewesen. Stattdessen solle man den klimaschädlichen Flugverkehr dauerhaft reduzieren und unnötige Flüge in Zukunft vermeiden, sagt die Aktivistin.

Auch lange Lieferketten in der Exportwirtschaft müssen Wieczoreks Ansicht nach überdacht werden: „Es kann nicht sein, dass wir Kartoffeln aus Brandenburg nach Litauen transportieren und Milch nach China verkaufen.“ Das sei nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern meist auch für die Produzenten vor Ort. Die Landwirtschaft sollte vorrangig regionale Versorgung leisten, findet Wieczorek.

Spiel- und Fahrradstraßen gefordert

Im Aufruf zur Kundgebung wird die Landeshauptstadt Potsdam aufgefordert, die Verkehrswende „zügig“ umzusetzen. Konkret sollen Spiel- und Fahrradstraßen ohne Autoverkehr eingerichtet werden, um die Emissionen in der Stadt zu senken. Außerdem möchten die Klimaschützer, dass ein Jahresticket für den öffentlichen Nahverkehr für 365 Euro eingeführt wird. Auch das Land Brandenburg wird, allerdings weniger konkret, zur Umsetzung der Verkehrswende aufgefordert.

Der Aufruf zur Kundgebung enthält nicht zuletzt auch Forderungen an die Bundespolitik. Zum Beispiel lehnen die Klimaaktivisten eine „Abwrackprämie“ ab. Eine solche Prämie wurde 2009 nach der Finanzkrise eingeführt. Wer sein altes Auto verschrottete und ein neues kaufte, erhielt Geld vom Staat. 

Aktuell fordern die Autobauer eine Neuauflage, um Kaufanreize zu schaffen. Die Bundesregierung schließt diese Möglichkeit bislang nicht aus. In der kommenden Woche werden Kanzlerin Angela Merkel (CDU), verschiedene Minister und Vorstandschefs der großen Autokonzerne im Kanzleramt darüber beraten.

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