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Auf dem "Playball"-Karussell kam im Herbst 2019 eine junge Frau ums Leben.

© Ottmar Winter

Update

Fahrlässige Tötung: Anklage nach tödlichem Unfall auf Potsdamer Oktoberfest

Im Herbst starb eine Mitarbeiterin auf einem Karussell auf dem "Potsdamer Oktoberfest". Die Staatsanwaltschaft klagt eine Angestellte des Schaustellers wegen fahrlässiger Tötung an.

Von Carsten Holm

Potsdam - Die Potsdamer Staatsanwaltschaft hat eine 47 Jahre alte Mitarbeiterin des Fahrgeschäfts „Playball“ wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Die Frau aus Kleinmachnow soll am 29. September beim Potsdamer Oktoberfest durch einen Bedienfehler den Tod der 29-jährigen Andrada C. verursacht haben, wie Simon Welten, stellvertretender Pressesprecher des Amtsgerichts, den Potsdamer Neuesten Nachrichten mitteilte.

Frau stürzte mehrere Meter tief

Die Rumänin sowie ihr Freund und Landsmann Grigore C. arbeiteten für das von der Familie Meyer aus Stahnsdorf betriebene Karussell. Sie standen an jenem Sonntag gegen 16.30 Uhr auf der Plattform und überprüften die Sicherheitsbügel der Kabinen, als der „Playball“ sich plötzlich in Bewegung setzte. Grigore C. konnte sich festhalten, seine Freundin stürzte vor seinen Augen einige Meter tief und erlag ihren schweren Verletzungen noch an der Unfallstelle.

Sachverständige des TÜV Rheinland hatten die Unfallursache untersucht, aufgrund ihres Gutachtens konnte die Staatsanwaltschaft den Tathergang genau rekonstruieren. Wie Pressesprecher Welten den PNN bestätigte, saß die nun angeklagte Mitarbeiterin des „Playball“ zum Zeitpunkt des Unfalls am Schaltpult des Kassenhäuschens. Sie habe das Karussell gestartet, ohne sich zu vergewissern, dass sich niemand mehr auf der Plattform aufhielt. Zudem sei der „Playball“ versehentlich ohne den üblichen Warnton und mit höherer Geschwindigkeit als üblich in Bewegung gesetzt worden. Wegen der Startgeschwindigkeit des „Playball“ hatte Andrada C. laut Gutachten keinen Halt mehr. Sie wurde hinabgeschleudert, ihr Körper prallte zwei, drei Meter neben zwei Schülerinnen auf. Etliche Schausteller und Augenzeugen wurden von Notfall–Seelsorgern psychologisch betreut. 

Großer Anteil der Potsdamer nach Todesfall

Das Potsdamer Oktoberfest wurde für einen Tag unterbrochen. Schausteller und Potsdamer Bürger nahmen großen Anteil an dem tödlichen Unglücksfall und richteten einen kleinen Gedenkort mit Fotos der Rumänin, mehr als 40 Grablichtern und Blumen ein. Ein Briefumschlag klebte auf dem nassen Boden daneben. „Wir trauern um das junge Leben, das sinnlos verfloss“, stand darauf. Thomas Müller, Vorsitzender des Brandenburger Schaustellerverbandes „Sanssouci“, kannte das rumänische Paar gut. Sie verdienten, so Müller, Mindestlohn, „für die beiden war das viel mehr, als sie zuhause bekommen“, sagte er damals den PNN: „So sympathische Menschen, Diese junge Frau passte in unsere große Familie, genauso wie ihr Freund“.

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