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Kaltenborn in Brandenburg. Dort lebte der mutmaßliche Mörder von Elias und Mohamed mit seinen Eltern.

© dpa

Fälle Elias und Mohamed: Mutter des mutmaßlichen Mörders spricht: "Da sind so viele Warums"

Wie ist das, wenn der eigene Sohn zum Kindermörder wird? Die Mutter des mutmaßlichen Täters in den grausamen Fällen Mohamed und Elias versteht nicht, was geschehen ist - so erzählt sie es in einem Interview.

Kaltenborn / Potsdam - Warum nur? Die Mutter des mutmaßlichen Täters in den Mordfällen Mohamed (4) und Elias (6) hat keine Erklärung für das Verhalten ihres Sohnes. „Da sind so viele Warums, auf die ich keine Antworten habe. Das Ganze lässt sich nicht erklären“, sagte die 53-Jährige dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Als der 32-Jährige auf Nachfrage zugegeben habe, im Fall Mohamed der Gesuchte zu sein, habe sie wissen wollen warum. „Aber er konnte mir das nicht erklären. Er sagte nur, er habe das nicht geplant.“

Der Flüchtlingsjunge wurde Anfang Oktober in Berlin vom Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) entführt und einen Tag später erdrosselt. Der 32-jährige Tatverdächtige gestand, den Jungen missbraucht und getötet zu haben. Später gab er zu, auch den seit Juli in Potsdam vermissten Elias umgebracht zu haben. Auch bei ihm waren sexuelle Motive im Spiel.

"Ich hätte auch erwartet, dass unser Hund anschlägt"

Sie verstehe nicht, warum sie nichts von Mohamed, den der Tatverdächtige mit in das Elternhaus brachte, mitbekommen habe. „Kein Kindergeschrei, kein Fußgetrappel. Nichts. Ich hätte auch erwartet, dass unser Hund anschlägt. Gar nichts.“

Der Polizei gestand der mutmaßliche Mörder, er habe zuerst mit Mohamed ferngesehen, dann seien sie eingeschlafen. Am nächsten Tag habe er ihn missbraucht und mit Chloroform, das er im Internet bestellt hatte, betäubt, weil das Kind gequengelt habe. Später habe er ihn erdrosselt. Die Leiche des Jungen versteckte er in einer Plastikwanne - er schüttete Katzenstreu über den kleinen Körper.

Auf dem Rechner des Tatverdächtigen sehen Ermittler laut „Spiegel“, dass er in Chatforen für Kinder verkehrte, in seinem Schrank finden sie Jungen- und Mädchenkleidung. „Ich habe davon nichts gewusst“, sagt die Mutter dazu. Ihr Sohn sei erwachsen gewesen, sie habe seine Sachen nicht durchsucht.

Ihr Sohn hätte sich ohnehin gestellt, glaubt sie.

Sie denke oft an die Familien der Jungen, erzählte die Mutter weiter. „Mir tut es in der Seele weh, dass sie ihre Kinder verloren haben. Und das noch auf eine Weise, die nicht auszuhalten ist“, sagte die Frau, die mit ihrem Mann (73) im brandenburgischen Kaltenborn lebt. Ihr Sohn hatte eine Wohnung im Obergeschoss des Elternhauses. 

Nach der wiederholten Veröffentlichung von Fahndungsbildern erkannte die 53-Jährige Ende Oktober ihren Sohn und rief die Polizei. „Ich verdiene kein Lob“, sagte sie dazu. Ihr Sohn hätte sich ohnehin gestellt, glaubt sie. In ihrem Dorf erfahre sie seitdem - anders als erwartet - viel Unterstützung. „Einige bleiben auf der Straße einfach stehen und nehmen mich in den Arm.“ Laut „Spiegel“ war es das erste und einzige Mal, dass die Mutter ein solches Interview gab.

Der mutmaßliche Doppelmörder sitzt in Untersuchungshaft in Brandenburg/Havel. Ein Psychologe prüfe derzeit die Schuldfähigkeit des Mannes, teilte die Potsdamer Staatsanwaltschaft zuletzt mit. (dpa)

Alexandra Stahl

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