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Vor Gericht schwieg der Angeklagte Silvio S. bislang. Während der ersten Vernehmung auf der Polizeistation soll S. sachlich geschildert haben, wie und warum er Mohamed ermordet hat.

© dpa

Fälle Elias und Mohamed: 7. Verhandlungstag in Potsdam: Silvio S.: "Menschen entführen oder töten macht man nicht"

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Kindermörder Silvio S. wird mit weiteren Zeugen fortgesetzt. Am heutigen Dienstag geht um die Vernehmungen bei der Polizei.

Potsdam - Im Prozess gegen den mutmaßlichen Kindermörder Silvio S. hat am Dienstag eine Polizistin ausgesagt, die die erste Beschuldigtenvernehmung am 29. Oktober übernommen hatte. Die 44 Jahre alte Berliner Kripo-Beamtin Tatjana P. schilderte, wie sie zunächst in das Wohnhaus von S. in Kaltenborn und von dort aus mit den Eltern von S. zur Wache nach Luckenwalde fuhr, wohin dieser gebracht worden war. Zunächst habe S. erklärt, er wolle auf seinen Anwalt Mathias Noll warten. Als dieser kurz nach 17.30 Uhr eingetroffen war, ging es los. S. habe ruhig, sachlich und deutlich gesprochen. Detailliert habe der 33-Jährige geschildert, wie er den Vierjährigen in seiner Wohnung am Morgen des 2. Oktober 2015 missbrauchen wollte - und ihn später erwürgte. Gemäß der Aussage des Angeklagten bei der Polizei musste der Vierjährige sterben, weil er sich nicht an den sexuellen Handlungen beteiligen wollte und begann, zu quengeln. Silvio S. habe sich nach eigenen Worten Sorgen gemacht, dass sein Vater im Haus aufmerksam werde, schilderte die Polizistin. Ohne weitere Angaben sei auch der Mord an dem sechsjährigen Elias aus Potsdam eingeräumt worden.

"Bei Schilderungen von sexuellen Handlungen kam ihm mehrfach ein Grinsen ins Gesicht", sagte der zweite vernehmende Polizist über das Gespräch aus.

Polizistin: "Es war kein Mitgefühl zu erkennen"

Ebenso habe S. eine Skizze gemalt, wo der Leichnam von Elias zu finden sei. Die Vernehmung habe schließlich Anwalt Noll beendet, mit dem Hinweis, dass sein Mandant übermüdet sei. Das sei überraschend gewesen, so die Polizistin: "Den Eindruck der Übermüdung hatte ich nicht." Eine weitere zuerst geplante Vernehmung am nächsten Tag sei nicht mehr zustande gekommen, trotz noch vieler offener Fragen. Im Prozess hat S. bisher geschwiegen.

Die Aussagen in der Vernehmung, speziell zum Tod von Mohamed, seien sehr sachlich gewesen, so die Beamtin: "Es war kein Mitgefühl zu erkennen". Er hätte ja zur Arbeit gemusst und Mohamed nach dem versuchten Missbrauch nicht ruhig gestellt bekommen. Weniger sachlich, sondern emotional war es zu Beginn der Vernehmung. Die Eröffnungsfrage der Vernehmung war demnach: "Wie geht es Ihnen?" „Mir geht es eher schlecht, weil man so etwas nicht macht", soll S. mit feuchten Augen geantwortet haben. Da hätte der Angeklagte betroffen gewirkt, so die Beamtin, die dann fragte: "Was macht man nicht?" "Menschen entführen oder Menschen töten", so S. 

Dem 33 Jahre alten Angeklagten wird vor dem Landgericht Potsdam vorgeworfen, im vergangenen Jahr erst den sechsjährigen Elias aus Potsdam und dann den vierjährigen Berliner Flüchtlingsjungen Mohamed entführt und ermordet zu haben. Mohamed soll er missbraucht haben, bei Elias soll er es versucht haben. Silvio S. hat sich im Prozess zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert. Jedoch legte er bei der Polizei nach seiner Festnahme ein Geständnis ab. Um genau jene Aussagen dreht sich der heutige siebte Verhandlungstag in dem Mordprozess. Dazu sollen die Vernehmungsbeamten als Zeugen gehört werden. Ein Urteil wird am 26. Juli erwartet. (mit dpa)

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