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Das Haus hat eine bewegte Geschichte. 1908 wurde sie errichtet, die Eigentümer wechselten. Für Modedesigner Wolfgang Joop und seinen Lebensgefährten Edwin Lemberg war sie nach dessen Aussagen mittlerweile zu groß.

© A. Klaer

EXKLUSIV: Neues am Heiligen See: Plattner kauft Joops Villa Wunderkind

Hasso Plattner kauft mit seiner Stiftung die Villa Wunderkind von Wolfgang Joop. Der gebürtige Potsdamer Modedesigner zieht im Sommer ins Gut Bornstedt.

Berliner Vorstadt/Bornstedt - Der Potsdamer Modedesigner Wolfgang Joop hat seine prächtige Villa Wunderkind am Ufer des Heiligen Sees verkauft – an einen nicht minder prominenten neuen Besitzer: Erworben hat das denkmalgeschützte, geschichtsträchtige Bauwerk im nobelsten Viertel der Landeshauptstadt Mäzen und Milliardär Hasso Plattner mit seiner Hasso Plattner Stiftung (HPS). Das bestätigte Stiftungsvorstand Fritz Mang am Dienstag auf PNN-Anfrage.

Laut Mang soll die Villa, 1908 errichtet nach Plänen des Architekten Paul Renner, aber „nicht privaten Wohnzwecken dienen“. Nach PNN-Recherchen wird Plattners Stiftung, die auch Träger des neuen, von ihm gestifteten Museum Barberini am Potsdamer Alten Markt ist, dort eine repräsentative Residenz haben. Der Hauptsitz allerdings bleibe in Schriesheim bei Heidelberg in Baden-Württemberg, so Vorstand Mang. Wie das von Modeschöpfer Joop erworbene Haus konkret genutzt werden soll, dazu wollte der Stiftungsvorstand noch keine Angaben machen – klar sei aber: „Die Villa ist ein Baudenkmal und es ist das Anliegen der gemeinnützigen Hasso Plattner Stiftung, dieses Denkmal als solches zu erhalten und zu schützen.“ Zum Kaufpreis machen beide Seiten keinerlei Angaben – es darf aber wohl von einer zweistelligen Millionensumme ausgegangen werden.

Von "Villa Metz" über "Weiße Villa" zur "Villa Wunderkind"

Die Villa direkt am Seeufer, die Wolfgang Joop nach umfangreicher Restaurierung wie sein Modelabel „Wunderkind“ taufte, hat eine bewegte Geschichte: In Auftrag gegeben hatte den Bau Wanda Metz, Ehefrau des Amtsgerichtsrates Otto Metz. Daher wird sie von der Plattner-Stiftung auch „Villa Metz“ genannt. Metz wollte ein Gebäude im Stil der italienischen Renaissance – es sollte mit dem Marmorpalais harmonieren, das Friedrich Wilhelm II. im heutigen Welterbe-Park Neuer Garten errichten ließ und das direkt vis à vis der Villa liegt. Die Potsdamer allerdings tauften den Bau „Weiße Villa“, da sie in strahlendem Weiß über das Wasser des Heiligen Sees leuchtet.

In den 1920er-Jahren ging die Villa in den Besitz der Familie Kameke über – in dieser Zeit hieß sie „Villa Kameke“. Karl Otto von Kameke war Senatspräsident am preußischen Oberverwaltungsgericht, sein Sohn Ernst-Ulrich von Kameke Kirchenmusiker und Organist. Er spielte auch das Glockenspiel der Potsdamer Garnisonkirche. Im Nationalsozialismus soll ab Ende 1943 Ulrich von Hassell in der Villa gewohnt haben; er gehörte zum Kreis der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944, neun Tage nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler soll er in der Villa von der Gestapo verhaftet worden sein. Wenige Wochen später wurde er in Berlin-Plötzensee gehenkt.

Ab 1958 war die „Weiße Villa“ Sitz der Britischen Militärverbindungsmission, kurz Brixmis, in der damaligen DDR. Auf dem Dach des Hauses war der Union Jack gehisst, davor stand ein Volkspolizist im Holzhäuschen und überwachte das Treiben. Nach dem Mauerfall zogen die Briten 1990 aus der Villa aus.

Joop ließ die Villa für 6,5 Millionen Euro renovieren

Wolfgang Joop, der heute 72-jährige gebürtige Potsdamer, erwarb das Haus und ließ es von 1999 bis 2001 aufwendig sanieren. Beauftragt war der bekannte Architekt Josef Paul Kleihues, der unter anderem das Museum of Contemporary Art in Chicago entworfen hat. Die Arbeiten an der Villa Wunderkind haben laut dem Büro Kleihues damals 6,5 Millionen Euro gekostet.

Und warum trennt Wolfgang Joop sich nun von der Villa, die er seit mehr als 15 Jahren zusammen mit seinem Lebenspartner Edwin Lemberg bewohnt? Es sei Zeit, „mit leichtem Gepäck zu reisen“, sagte Lemberg am Dienstag den PNN. Die Villa Wunderkind habe 1200 Quadratmeter Wohnfläche, „und wir sind nur zu zweit – das ist einfach nicht zeitgemäß“. Die mittlere Etage sei gar nicht genutzt, alles sei viel zu groß: „Man sucht sich dann schon manchmal – wir müssen uns dann anrufen“, so Lemberg. Eine Rolle spiele auch, dass die Berliner Vorstadt sich in den vergangenen Jahren sehr verändert habe. „Es ist kein kreativer Biotop.“ Wolfgang Joop und ihm sei klar: „Die Reise geht weiter – ganz selbstbestimmt.“

Bornstedt sei "emotional der Sehnsuchtsort"

Konkret heißt das, dass beide im Sommer vom Heiligen See nach Bornstedt umziehen. An der dortigen Ribbeckstraße liegt das Gut Bornstedt, seit vielen Jahrzehnten Joopscher Familienbesitz. Dort ist Wolfgang Joop aufgewachsen, hat im Park Sanssouci gespielt, bevor die Familie zur DDR-Zeit nach Braunschweig ging. Nach der politischen Wende kehrten Joops Eltern Charlotte und Gerhard nach Bornstedt zurück – und blieben dort bis zu ihrem Lebensende. „Für uns war immer klar: Wenn sie einmal nicht mehr sind, ziehen wir dorthin“, so Lemberg. Bornstedt sei „emotional der Sehnsuchtsort“. Der Konflikt mit den Töchtern Jette und Florentine Joop um das Gut sei lange beigelegt, derzeit liefen Umbauarbeiten für die privaten Räume. Mit seinem Atelier sei Wolfgang Joop schon nach Bornstedt gezogen. Außerdem bewohne er eine Wohnung in Berlin, „an der Spree, gegenüber des Bode-Museums“, und es gebe eine neue Residenz auf Ibiza. „Entweder richtig Land wie in Bornstedt, richtig Stadt wie in Berlin – oder Sonne auf Ibiza“, so Lemberg.

Mit seinem Unternehmen „Wunderkind“ war Joop schon im vergangenen Jahr aus der Villa Rumpf, ebenfalls am Ufer des Heiligen See gelegen, nach Berlin gezogen. Die neuen Ateliers und Werkstätten liegen am Kurfürstendamm. Die Villa Rumpf, die an einen solventen Privatier verkauft wurde, sei schlicht zu klein gewesen, hatte Joop erklärt. Schon früher sei klar gewesen, dass er sich auch von der Villa Wunderkind trennen werde, sagte Lemberg. Mit dem Unternehmen Wunderkind habe dies nichts zu tun – das sei in guter Verfassung, just am heutigen Mittwoch eröffnet Joop mit der „Wunderkind“-Schau die Modewoche in Mailand.

Joop: "Es ist der richtige Besitzer"

Wie es zum Verkauf ausgerechnet an die Stiftung von Hasso Plattner kam? Ein privates Treffen von Joop und Plattner, gar Verhandlungen – so ist es wohl nicht gelaufen. Die Stiftung habe seit Längerem eine Residenz gesucht, und Joop schließlich einen Käufer. Und Hasso Plattner habe die Villa schon gekannt, von einem Besuch in den Vorjahren. Plattner selbst wohnt bekanntlich bei seinen Potsdam-Aufenthalten in der Villa Urbig am Griebnitzsee – Churchills Residenz während der Potsdamer Konferenz. Dass seine Villa Wunderkind nun an Hasso Plattners Stiftung geht, darüber ist Wolfgang Joop trotz gewissen Trennungsschmerzes glücklich. „Es ist ein warmes, gutes Gefühl – es ist der richtige Besitzer.“ Schließlich werde die Villa Wohltätigkeitszwecken zugutekommen.

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Der gebürtige Potsdamer und Modedesigner Wolfgang Joop hat mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" unter anderem über seine Heimatstadt Potsdam gesprochen - und über seinen prominenten Nachbarn am Heiligen See.

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