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Die Geschäftsführerin des Potsdamer Urania-Vereins, Karin Flegel.

© privat

Existenzsorgen: Urania gerät wegen Corona in die Krise

Der Potsdamer Verein Urania bangt um seine Existenz. Der Schuldenberg ist bereits enorm - und wird noch weiter wachsen.

Von Birte Förster

Potsdam - Zahlreiche Urania-Reisende sollten eigentlich gerade zurückgekehrt sein aus Südfrankreich. Eine Woche südfranzösische Literatur und Kultur entdecken, so stand es auf dem Programm der von der Potsdamer Urania geplanten Exkursion an die Côte d’Azur. Die Fahrt musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. „Wir haben bis zum letzten Tag gebangt“, sagt Urania-Geschäftsführerin Karin Flegel in einem Telefonat am Montag. Doch dann war klar: Es geht nichts mehr. Alle bleiben zuhause.

Auf den Kosten für die Reise jedoch bleibt die Urania sitzen. „Das Geld bekommen wir nicht wieder“, sagt Flegel. Die angemeldeten Teilnehmer hatten einen Anspruch auf komplette Rückerstattung. Die Kosten Unterkunft und Fahrt wiederum wurden jedoch nicht an die Urania rückerstattet – 20.000 Euro seien damit weg, so die Geschäftsführerin: „Es ist schon ziemlich dramatisch.“ Neben weiteren Exkursionen wurden aufgrund der Verfügungen zur Eindämmung der Pandemie auch alle anderen Veranstaltungen und Kurse abgesagt – kurz nachdem die frisch gedruckten Programme verschickt worden seien.

Schuldenberg wächst

Erschwerend komme hinzu, dass nun auch ein Teil des städtischen Zuschusses ausbleibe. Für 1000 Unterrichtseinheiten bekommt die Urania 30.000 Euro im Jahr. Voraussetzung sei allerdings, dass die Kurse auch tatsächlich stattfinden und eine Mindestteilnehmerzahl gewährleistet sei. Das ist derzeit nicht möglich. „Dadurch geht uns ein Anteil an Gemeinkosten verloren“, sagt Flegel. Dennoch müsse sie die Gehälter an das siebenköpfige Urania-Team auszahlen. Die Honorarkräfte für die Kurse könne sie aktuell nicht mehr beschäftigen. Derzeit beliefen sich die durch die Krise entstandenen Schulden des Urania-Vereins auf etwa 50.000 Euro. Es werde aber deutlich mehr dazu kommen, sagt Flegel. Schwierig daran: Als Verein mache die Urania keine Gewinne, mit denen die Verluste ausgeglichen werden könnten. Nun will die Geschäftsführerin einen Antrag bei der Investitionsbank des Landes (ILB) stellen. „Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht“, sagt sie.

Warten auf die Normalität

Für die Sommermonate hat der Verein einiges im Programm – sofern wieder einige Normalität einkehren kann. Flegel hofft, dass sich manches noch umsetzen lässt. So hat sie auch die für den 28. April geplante und bereits ausgebuchte Exkursion unter dem Titel „Die Siedlungen der Berliner Moderne - Wohnen im Weltkulturerbe“ noch nicht abgesagt. „Die Leute sind in Warteposition“, sagt sie. Gleiches gelte für die beliebte Reihe „Im Garten vorgelesen“, die Ende Mai beginnen soll und normalerweise bis in den August geht. Dabei lesen in privaten Gärten in und um Potsdam Schauspieler und Autoren mit musikalischer Umrahmung aus Klassikern, Neuerscheinungen oder Meisterwerken vor.

Um zumindest online einige Kurse anbieten zu können, stellt die Urania derzeit auf digital um. „Wir müssen neue Felder auftun“, sagt Flegel, die außerdem an der Fachhochschule Potsdam Architekturgeschichte lehrt. Im Sinne der Urania sei das aber nicht. „Dass die Leute zu uns kommen, hängt auch damit zusammen, dass sie Bildung gemeinsam erleben wollen“, erklärt die Geschäftsführerin. Viele suchten dieses „gesellige Erlebnis“, vor allem die älteren Teilnehmer. Durch die aktuelle Situation ließen sich digitale Angebote nicht vermeiden. „Aber damit gehen wir an unserem ursprünglichen Ziel vorbei.“ 

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