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Die Stadtwerke Potsdam haben wegen der Vorfälle rechtliche Schritte eingeleitet.

© Henri Kramer

EWP-Kunden in Potsdam ausgetrickst?: Vattenfall um Schadensbegrenzung bemüht

Vattenfall-Vertreter sollen in Potsdam versucht haben, EWP-Kunden mit einem Trick abzuwerben. Das sagt das Unternehmen.

Potsdam - Die Vorwürfe wiegen schwer: Vertreter des schwedischen Konzerns Vattenfall sollen in Potsdam versucht haben, Kunden des städtischen Energieversorgers abzuwerben – und zwar mit unwahren Aussagen. So sollen die Mitarbeiter behauptet haben, Vattenfall übernehme die Kunden der Energie und Wasser Potsdam (EWP). Mehrere Kunden hatten dies vor einigen Tagen dem Potsdamer Energieversorger berichtet, der sich daraufhin an die Öffentlichkeit wandte. Dass Vattenfall die EWP übernehmen wolle, sei schlicht falsch, schrieb der Sprecher der Stadtwerke, zu denen die EWP gehört, Stefan Klotz, in einer Pressemitteilung. „Rechtliche Schritte wurden seitens der EWP eingeleitet.“ 

Nach Darstellung der EWP waren es Vertreter der Vattenfall Europe Sales GmbH, die mit dieser „Masche“ um Kunden an der Haustür warben. Dabei gaben EWP-Kunden offenbar auch persönliche Daten wie Vertragsnummern, Zählernummern oder auch Zählerstände preis. Der kommunale Energieversorger warnte deshalb eindringlich, keine Daten preiszugeben oder sogar Zahlungen zu leisten. „Lassen Sie sich bitte den Firmenausweis zeigen!“, so der eindringliche Aufruf in der Pressemitteilung. „EWP-Mitarbeiter können sich immer ausweisen und kommen nicht unangemeldet.“ Außerdem sei es nicht empfehlenswert, vor Ort unter Zeitdruck zu unterschreiben oder Verträge direkt am Telefon abzuschließen. 

Vattenfall hat sehr strenge Richtlinien

Bei Vattenfall war man am Dienstag um Schadensbegrenzung bemüht. „Das ist uns sehr unangenehm“, sagte Stefan Müller, Sprecher von Vattenfall Deutschland auf PNN-Anfrage. „Wir bedauern sehr, dass der Eindruck entstanden ist, Vattenfall werde die EWP-Kunden übernehmen.“ Das sei „absoluter Blödsinn“ und habe überhaupt keine Basis. „Es gibt hier nicht mal Gedankenspiele zu einer Übernahme“, beteuerte er. 

Wie es zu den Vorfällen gekommen ist, könne sich Vattenfall im Moment noch nicht erklären, so Müller. Das Unternehmen habe sehr strenge Richtlinien, was das Haustürgeschäft angehe. „Wir wissen um die Sensibilität und dass hier nichts Unseriöses passieren darf.“ Man sei von der EWP über die Vorfälle informiert worden und habe sie gebeten, Namen und Adressen der betreffenden Kunden herauszugeben, damit man feststellen könne, wer dort tätig war. Dann seien Sanktionen wie Vertragsstrafen denkbar.

Richtig sei, dass Vattenfall versuche, in Potsdam Kunden zu werben – über externe Dienstleister. „Das ist nicht unüblich in der Branche“, so Müller. Auch, dass dabei Daten der Kunden eingesehen würden, sei denkbar, „wenn es den Wunsch nach einem Angebot oder sogar einem Abschluss gibt“, so der Sprecher. In Vergleichsportalen im Internet werde dies teilweise genauso abgefragt. Auch komme es durchaus vor, dass Kunden direkt an der Haustür Verträge unterzeichnen wollen. „Natürlich gilt auch hier das 14-tägige Widerspruchsrecht.“ 

Zahl der Kunden in Potsdam unklar

Auf dieses Recht hatte auch die EWP in ihrer Mitteilung verwiesen. Betroffene Kunden verwies der Anbieter auf das Kundenzentrum in der Wilhelmgalerie am Platz der Einheit. Auch unter (0331) 6613000 oder über kundenservice@ewp-Potsdam.de könnten „derartige Haustürbesuche“ gemeldet werden.

Wie viele dieser Besuche der EWP gemeldet wurden und wie viele Verträge bei diesen unterzeichnet wurde, sagte Stadtwerke-Sprecher Klotz auf PNN-Anfrage nicht. Offenbar gab es zwischenzeitlich weiteren Kontakt zwischen den beiden Unternehmen. Nach der scharf formulierten Pressemitteilung vom Montag hieß es am Dienstag dazu nur noch: „Wir streben eine gütliche Einigung mit Vattenfall an und sagen dazu nichts mehr.“ 

Wie viele Stromkunden die beiden konkurrierenden Anbieter in Potsdam haben, ist unklar. Die EWP ist sicherlich Marktführerin, hat aber offenbar mit rückläufigen Zahlen zu kämpfen. So heißt es im kürzlich veröffentlichten Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 2018: „Unser eigener Stromabsatz im Stadtgebiet Potsdam ist aufgrund des Kundenrückgangs gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken.“ Kein Wunder also, dass man auf unlautere Abwerbeversuche empfindlich reagiert. 

Katharina Wiechers

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