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Joachim Zehner ist seit 2008 Superintendent.

© Andreas Klaer

Evangelische Kirche in Potsdam: Führungswechsel bei den Potsdamer Protestanten

Um die Nachfolge von Superintendent Joachim Zehner bewerben sich ein Mann und zwei Frauen. Im März soll die Kreissynode entscheiden.

Potsdam - Bei der evangelischen Kirche in Potsdam zeichnet sich ein Führungswechsel ab. Für die Nachfolge des seit 2008 amtierenden Superintendenten Joachim Zehner haben sich drei Kandidaten beworben, die von einer Vorschlagskommission ausgewählt worden sind. Demnach trifft die nächste Kreissynode am 9. März die Entscheidung, wer neuer Superintendent wird. Dieses Verfahren bestätigten den PNN mehrere Teilnehmer der Synode des Potsdamer Kirchenkreises, die am Wochenende in Werder (Havel) stattfand. Das Amt des Superintendenten ist das höchste Amt im Potsdamer Kirchenkreis, der mehr als 26 000 Mitglieder zählt.

Zur Wahl stehen demnach die Wittenberger Theologin Kathrin Oxen, die dort das Zentrum für Evangelische Predigtkultur leitet – mit der Aufgabe, die Leidenschaft für das Predigen zu fördern. Zudem hat die 45 Jahre alte Pfarrerin unter anderem 2009 den Ökumenischen Predigtpreis erhalten, geboren wurde sie in Schleswig-Holstein. Um Zehners Nachfolge bewirbt sich zudem eine Frau aus Sachsen-Anhalt: die Superintendentin des Kirchenkreises Halberstadt im Harz, die 1964 in Bonn geborene Angelika Zädow. Dritter Kandidat ist Michael Frohnert, Pfarrer in der kleinen Gemeinde Schönefeld-Großziethen im Landkreis Dahme-Spreewald. Bis zum März sollen sich die Kandidaten bei drei Präsentationsgottesdiensten der Basis vorstellen können, bevor in der Synode, dem Kirchenparlament, die Wahl stattfindet.

Der Neuanfang hat gesundheitliche Hintergründe

Die Zeichen stünden auf Neuanfang, hieß es am Rande der Synode. Ganz freiwillig geht Zehner nicht. In seiner Rede sagte der 60-Jährige, seine Amtszeit ende am 31. August 2018. Er sei nach wie vor bereit, das Amt bis zum Erreichen der Altersgrenze weitere vier Jahre auszuüben. Allerdings hatten sich unter anderem der Kreiskirchenrat und ein Pfarrkonvent für eine Neuausschreibung der Stelle entschieden. Auf PNN-Nachfrage sagte Zehner, er gehe nicht im Groll – schließlich bekleide er ein Wahlamt. Unter anderem hatte Zehner sich in seiner Amtszeit stark für den Wiederaufbau der Garnisonkirche eingesetzt und mit dafür gesorgt, dass die Kirche ein Millionendarlehen für das Projekt bewilligte. Ebenso hatte Zehner 2011 für die Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen gegen den Ex-Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde gekämpft. Für weniger positive Schlagzeilen hatte die 2015 von ihm verfügte Suspendierung einer Pfarrerin im Schlaatz gesorgt. Später hatte ihn über Monate hinweg eine schwere Krankheit stark geschwächt. Auch daher sei ein Neuanfang nötig, hieß es aus Teilnehmerkreisen. Der Prozess sei für alle Seiten schwierig. Ziel sei es, für Zehners restliche Dienstzeit eine neue und angemessene Aufgabe im Kirchenkreis zu finden. Das Verfahren für die Nachfolge Zehners hatte in der Synode Generalsuperintendentin Heilgard Asmus skizziert, sie leitet den sogenannten Sprengel Potsdam, der bis in die Uckermark und in die Prignitz reicht.

Zehner selbst betonte in seiner Ansprache, der Potsdamer Kirchenkreis sei in der Landeskirche der einzige Kirchenkreis mit wachsenden Mitgliederzahlen. Vor allem die Pfingstgemeinde sowie die Gemeinden Bornstedt und Eiche wuchsen im vergangenen Jahr um jeweils mehr als 100 Mitglieder. Zugleich plädierte Zehner für eine Strategie gegen Kirchenaustritte in Brandenburg, etwa mit mehr Transparenz in Finanzfragen, Briefen an austrittswillige Protestanten oder Angeboten für Zugezogene. Auch müsse die Wertschätzung kleinerer Gemeinden zunehmen, dort sei auch die Austrittsbereitschaft der Mitglieder weniger groß.

Im Land droht Pfarrermangel

Allerdings könnte Potsdam bald eine Gemeinde weniger haben: Im September habe der Gemeindekirchenrat in Werder beschlossen, Verhandlungen mit dem Nachbarkirchenkreis Mittelmark/Brandenburg aufzunehmen – mit dem Ziel, den Kirchenkreis zu wechseln. Dem Vernehmen nach hoffen die Werderaner auf mehr Personal, das ihnen als Landkreisgemeinde zustehen könnte. Zehner warb dafür, auf diesen Wechsel zu verzichten und verwies auf die vielfältigen Beziehungen zwischen Potsdam und Werder bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, in der Kirchenmusik, in der Flüchtlingsarbeit und vielen anderen Projekten.

Angesichts des demografischen Wandels warnte Zehner auch vor einem drohenden Pfarrermangel im Land Brandenburg, weil viele Geistliche in den Ruhestand gehen: Angesichts zu weniger Nachrücker könnten 2022 rund 200 Pfarrstellen in der Mark unbesetzt sein. In Potsdam sei zuletzt für die Erlöser-Gemeinde Tobias Ziemann als Nachfolger von Pfarrer Hartmut Nocke gewählt worden und in Babelsberg der Pfarrer Ronny Hauske als Nachfolger für Sabine Müller. Gesucht wird außerdem eine neue Leiterin für den Bornstedter Friedhof: Die bisherige Amtsträgerin Jutta Erb-Rogg sei Anfang November mit einem Gottesdienst offiziell verabschiedet worden. „Dieser bemerkenswerte Friedhof setzt in Zeiten des Verfalls von Trauerkultur ein deutliches Zeichen“, sagte Zehner.

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