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Europäischer Gedanke. Auf dem ersten Potsdamer Europafest auf dem Alten Markt zeichneten die zahlreichen Veranstalter und Mitmachenden ein positives Bild von Europa und machten auf die Errungenschaften der Europäischen Union aufmerksam.

© Andreas Klaer

Europafest in Potsdam: Angst vor der Spaltung

Mehrere hundert Menschen feierten auf dem Alten Markt das erste Potsdamer Europafest.

Der Brexit, der Vormarsch rechtspopulistischer Parteien in ganz Europa, Kritik am Verwaltungsapparat in Brüssel – viele Menschen in Europa fürchten, dass die ursprüngliche Idee eines friedlichen und geeinten Europa zunehmend in Vergessenheit, ja sogar in Gefahr gerät. Am Dienstag feierten die Potsdamer zum ersten Mal ein großes Europafest auf dem Alten Markt, um den europäischen Gedanken hochzuhalten und Europa in all seinen Facetten sichtbarer zu machen.

Rund um den 9. Mai, den offiziellen Europatag, finden jedes Jahr Veranstaltungen statt. Auf dem Fest, das vom Europazentrum Potsdam der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft (BBAG) organisiert und unter anderem von der Landeshauptstadt und dem Bündnis „Potsdam! bekennt Farbe“ unterstützt wurde, trafen sich ab dem Nachmittag mehrere hundert Besucher. Das Programm reichte von Musik von dem Potsdamer Fanfarenzug und der Band „Bez Schematów“ aus der polnischen Partnerstadt Opole bis zu einem Crashkurs in polnischer Sprache von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Brandenburg (DPG). Gäste konnten sich auch an Ständen von Vereinen, Organisationen und Projekten informieren.

Zur Eröffnung gab der Moderator des Begleitprogramms, Attila Weidemann vom Rundfunk Berlin-Brandenburg, das Motto vor: „Wir lieben Potsdam. Wir leben Europa“ ließ er von der Menschenmenge auf dem Alten Markt mehrmals lautstark wiederholen. „Mit dem Fest wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass es auch in Zukunft ein freiheitliches Europa gibt, ein Europa mit all seinen Werten“, so Elisabeth Schröter, Präsidentin der BBAG in ihrer Eröffnungsrede.

Thema ist für viele der aufstrebende Populismus in Europa. „Ich finde, dass es im Augenblick zu wenig europäische Überzeugung gibt und den Willen, die Entwicklung zu ändern“, erklärt der Potsdamer Frank Kupferschmidt, der Sprecher der DGB und Vorsitzende des Opole-Clubs Potsdam. Wenn man sich Deutschland ansehen würde, sei es immer mehr von populistischen Regierungen umgeben. „Wir müssen eine Spaltung Europas verhindern“, so Kupferschmidt. Das sei nicht nur Aufgabe der Politik, sondern auch der Zivilgesellschaft.

Viele auf dem Fest seien davon überzeugt, dass die meisten Menschen grundsätzlich an der europäischen Idee festhalten. „Die Mehrheit der Bürger möchte Europa“, sagt auch Marie-Luise Glahr von der Initiative „Pulse of Europe“, die vor allem im letzten Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen in vielen Ländern die Idee transportiert hat. Allein in Potsdam kamen zu den Kundgebungen jedes Mal mehrere hundert Menschen.

Der Potsdamer Jirka Witschak, Vorstand des Beratungsvereins für Homosexuelle Katte, machte sich auf dem Fest für Toleranz und Gleichheit stark. Er wünscht sich, dass die ganz großen Probleme, wie Jugendarbeitslosigkeit in Europa, Integrations- und Asylpolitik oder auch die Fluchtursachen in Afrika und anderen Ländern gemeinsam innerhalb Europas angegangen werden. Für ihn bedeutet Europa auch persönliche Freiheit. „Wenn ich noch einmal 18 Jahre wäre, würde ich mich total freuen, wenn es das Interrail-Ticket für Jugendliche geben würde“, sagt Witschak. Er selbst sei als junger Mensch in der DDR gefangen gewesen, wie er sagt. Dass man in Europa Leute ohne Schwierigkeit besuchen oder einladen könne, um andere Sprachen, Kulturen und Sichtweisen kennenzulernen sei toll. „Diese Weite, diese Offenheit, das verbinde ich mit Europa.“

Sarah Stoffers

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