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Lilith Diringer.

© Birte Förster

Europa-Wahlen in Potsdam: Aktiv für Europa

Die 19-jährige Potsdamer Studentin Lilith Diringer engagiert sich für die Wahlen zum EU-Parlament - und studiert nebenbei am HPI.

Von Birte Förster

Potsdam - Möglichst viele Menschen dazu zu bringen, am Sonntag bei den Europa-Wahlen ihre Stimme abzugeben, das ist das Ziel von Lilith Diringer. „Ich finde es immer wieder erschreckend, dass die Wahlbeteiligung unter jungen Leuten so gering ist“, sagt die 19-jährige Potsdamer Studentin. Sie selbst hat ihre Stimme bereits per Briefwahl abgegeben. Als Erstwählerin wurde Diringer für das ZDF-Format „Mein erstes Mal“ ausgewählt und hatte Anfang des Monats die Möglichkeit, Spitzenpolitikern in der Sendung Fragen zu stellen.

Schon zu Schulzeiten engagierte sich Diringer in ihrer Heimatstadt Karlsruhe bei der Jungen Europäischen Bewegung, die sie im vergangenen Jahr auch in Potsdam mitgründete. Ihr gefalle daran vor allem auch, dass es sich um eine überparteiliche Bewegung handele. „Was uns verbindet, ist dieser Europa-Gedanke“, sagt sie. Der Verein organisierte verschiedene Aktionen und Diskussionsrunden zu den Europa-Wahlen, darunter auch Simulationen von Parlamentsabstimmungen. Ihr sei es wichtig, dass die Europäischen Institutionen mehr Wertschätzung erfahren, erklärt Diringer. Oft werde zu sehr das Negative gesehen.

Diringer studiert im zweiten Semester am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam IT-Systems-Engineering. Für sie war es der richtige Studiengang, der zu ihren vielen Interessen passt, darunter auch das Thema Digitalisierung. „Mit IT kann man in jeden Bereich gehen“, sagt sie. Wichtig sind ihr für ihr späteres Berufsleben Vielfalt und Internationalität. Nach dem Abitur verbrachte sie ein halbes Jahr in China und kann nun einfache Unterhaltungen auf Mandarin führen. Außerdem spielt sie Klavier, Saxophon und Schlagzeug, singt im Chor und spielt Theater. Ab und zu verpasst sie durch ihre vielen Interessen auch mal eine Vorlesung. Diese schaue sie sich dann aber später auf Video an – in 1,5-facher Geschwindigkeit, wie sie sagt. Wie sie Studium und all ihre Interessen unter einen Hut bekommt? „Ich bin relativ gut im Organisieren“, erklärt sie.

Seit Langem ist Diringer auch politisch interessiert. Bereits zu Schulzeiten engagierte sie sich unter anderem für Amnesty International und Unicef. In zahlreichen Initiativen und Organisationen wirkt sie nun neben dem Studium mit. Die Studentin ist im European Youth Parliament, das sich an Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren richtet. Die Mitglieder organisieren Parlamentssimulationen und tauschen sich über europapolitische Themen aus. Außerdem betreut Diringer Erasmus-Studierende an der Uni Potsdam und ist in der Potsdamer Pulse of Europe-Gruppe aktiv. Für die Wahlen hatte sie sich auch als Wahlhelferin angemeldet, nun sei ihr aber ein Chorwochenende dazwischengekommen. Wichtige Themen sind für sie vor allem Klimaschutz und Nachhaltigkeit sowie Entwicklungspolitik. Sie selbst war im Januar 2018 einen Monat in Burkina Faso und bekam dort einen Einblick in die Entwicklungsarbeit.

Seit diesem Jahr ist Diringer Jugendbotschafterin der Organisation One, eine internationale Lobby- und Kampagnenorganisation, die sich für das Ende extremer Armut in Afrika einsetzt. Vor den Europawahlen haben die Mitglieder der Organisation ein sogenanntes „One Vote Versprechen“ verfasst. Möglichst viele Kandidaten für das Europäische Parlament sollen davon überzeugt werden, die darin enthaltenen Ziele zu unterschreiben. Unter anderem fordert One, dass „die mit ihren Mitgliedstaaten eingegangene Verpflichtung, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens in Entwicklungszusammenarbeit zu investieren“, eingehalten wird.

Oft komme aber nicht viel zurück, wenn sie in Anrufen oder E-Mails diverse Politiker kontaktiert. „Das ist schon sehr schade, wenn man die dann nicht erreicht“, sagt Diringer. Trotzdem haben sich laut einer Mitteilung von One schon knapp 300 Kandidaten für das EU-Parlament zu den Zielen bekannt. 60 von ihnen sind demnach aus Deutschland, darunter auch die Spitzenkandidaten von SPD, Katarina Barley, und CSU, Manfred Weber, zudem Anwärter auf das Amt des EU-Kommissionschefs.

In der Entwicklungspolitik komme es nicht nur auf die Höhe der Geldsumme an, sondern auch darauf, dass die Gelder sinnvoll eingesetzt werden, betont Diringer. „Wirkliche Hilfe zur Selbsthilfe“, nennt sie das. Damit das auch so umgesetzt werde, bedürfe es eines Kontrollsystems, findet Diringer. Schließlich stünden oft wirtschaftliche Interessen dahinter.

Die junge Frau ist der Meinung, dass auch innerhalb der EU noch viel getan werden müsste: zum Beispiel die Ungleichheit zwischen den EU-Ländern auszugleichen. Sie sei optimistisch, was die Zukunft der EU angehe. „Man darf aber auch nicht die Augen vor den Anti-Kräften verschließen“, meint sie. Für die Zukunft der Europäischen Union wünscht sich Diringer vor allem einen stärkeren Zusammenhalt.

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