zum Hauptinhalt
Gemeinsam. Vor dem Brandenburger Tor bildeten die Potsdamer am Ende der Demonstration eine Menschenkette. Sie setzen sich für ein vereintes Europa ein.

© Manfred Thomas

Europa-Protest "Pulse of Europe": Der Puls von Potsdam

Mehr als 200 Potsdamer demonstrierten am Brandenburger Tor für Europa. Und wollen dies künftig jeden Sonntag tun.

Potsdam - Demonstrieren, Flagge zeigen, die Stimme erheben: Das ist für viele der 200 Potsdamer, die am gestrigen Sonntag vor dem Brandenburger Tor standen, etwas Neues. Jetzt aber, angesichts von Rechtspopulismus und Nationalismus, sehen sie den europäischen Zusammenhalt gefährdet und damit einen akuten Anlass für Protest auf der Straße – ähnlich ist es in vielen anderen europäischen Städten. Mit der gestrigen Kundgebung knüpften die Potsdamer an die europaweite Bewegung „Pulse of Europe“ an, zeitgleich fanden in 33 weiteren europäischen Städten Demonstrationen statt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Von der Teilnehmerzahl zeigte sich die Organisatorin Marie-Luise Glahr positiv überrascht: Aufgrund der Kurzfristigkeit – der Termin wurde erst am Donnerstag bekannt gegeben – habe sie eher mit 100 Teilnehmern gerechnet, sagte die Juristin den PNN. Tatsächlich waren es anfangs, kurz nach 14 Uhr, noch um die 100 Demonstranten, nach und nach kamen aber mehr dazu, viele Sonntagsbummler blieben stehen, wurden zu Teilnehmern. Bevor sie und ihre Handvoll Mitstreiter den auffallend bürgerlichen Protest – Glahr nannte die Teilnehmer „Neu-Demonstranten“ – in Potsdam organisierten, schauten sie bei der Kundgebung in Berlin vorbei. Dort hatte es zuvor bereits drei Versammlungen gegeben. „Wir wollten sehen, ob wir die Inhalte der Bewegung vertreten können“, sagte sie.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Bewegung versteht sich als überparteilich - und wird nicht von Parteien getragen

Auch in Frankfurt/Main, wo die Bewegung ihren Ursprung hat, wurde der Protest von Juristen organisiert. Zufall? „Das kann ich nicht so genau sagen. Aber das Gespür für Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte ist unter Juristen vielleicht besonders fein“, sagte Glahr. Was sie zur Anmeldung der Demonstration bewegt hat, fasste die Vorsitzende der Potsdamer Bürgerstiftung – seit Kurzem Teil des städtischen Bündnisses „Potsdam bekennt Farbe“ – auf der Bühne so zusammen: „Es ist wichtig, jetzt für Werte wie Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und die Achtung der Menschenwürde einzutreten. Und nicht wie die Briten und Amerikaner erst hinterher.“ Die Menschen, die für diese Werte einstehen, müssten sichtbar werden, forderte sie. Laut sind sonst die anderen, die Populisten. Eine der Sichtbar-Gewordenen war am gestrigen Sonntag die Potsdamer Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock (Grüne) – allerdings als Bürgerin und nicht als Politikerin, wie sie gegenüber den PNN betonte. Die Bewegung versteht sich nämlich selbst als überparteilich und wird nach eigenen Angaben ausschließlich von engagierten Bürgern getragen – ohne Einfluss durch Politik oder Interessensverbände. „Europa, das sind wir. Deshalb ist es mir wichtig, auch als Bürgerin ein Zeichen gegen Nationalismus und ein Auseinanderfallen der EU zu setzen“, begründete die Bundestagsabgeordnete ihre Teilnahme gegenüber den PNN. Ebenfalls dabei war der frühere brandenburgische Europabeauftragte Gerd Harms.

Auffällig viele Teilnehmer waren im höheren Alter, den Stellenwert eines vereinten Europas bemessen sie oft deutlich höher als jüngere Bürger. Ihre Generation spricht aus anderen Erfahrungen. „Ich bin so alt, dass ich die Nachkriegszeit und den Beginn der deutsch-französischen Freundschaft noch miterlebt habe“, sagte etwa Inge Schulze-Eggert, ihres Zeichens über 70 Jahre alt. „Und jetzt ist Europa in Gefahr, durch die Rechten.“ Besonders gut finde sie, dass es mal eine Demonstration für etwas und nicht wie sonst gegen etwas gebe. „Leider macht sich kaum jemand Gedanken, was ohne die EU wäre“, sagte Eggert. Ähnliche Sorgen äußerten mehrere Redner auf der Bühne. „Die Perspektive, in einem friedlichen Europa zu leben, gehört zum Heil der letzten Jahrzehnte“, stellte auch Mitorganisator Friedrich von Kessel fest. „Und das möchte ich meinen Kindern erhalten“, sagte er.

Weitere Kundgebung am nächsten Sonntag geplant

Ab jetzt wollen die EU-Verfechter jeden Sonntag um 14 Uhr vor dem Brandenburger Tor demonstrieren, so wie es auch in den anderen europäischen Städten geschieht. Der nächste Sonntag ist der letzte vor der Parlamentswahl in den Niederlanden am 15. März, mit einem Sieg des Rechtspopulisten Geert Wilders würde ein EU-Austritt des Landes drohen. Um deutlich zu machen, dass man sich die Niederlande weiterhin als EU-Partner wünscht, sollen die Teilnehmer orangene Accessoires mitbringen. Weitergehen sollen die Kundgebungen dann mindestens bis zur Präsidentschaftswahl in Frankreich am 23. April, kündigte Organisatorin Glahr an. Bis dahin solle der Protest wachsen. „Erzählt euren Freunden von der Kundgebung und bringt sie beim nächsten Mal gleich mit“, forderte sie die Demonstranten auf.

Mehr Infos zu "Pulse of Europe" >>

+++

An der ersten "Pulse of Europe"-Kundgebung in Potsdam nahmen mehr als 200 Menschen teil. Ein ordentlicher Auftakt. Das Konzept hat aber Potenzial für mehr Teilnehmer, meint PNN-Autor Henri Kramer.

+++

Zur Startseite