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Etwas HELLA: Mehr Respekt, wenn ich bitten darf

Am Wochenende hat sie ihrem Namen wieder alle Ehre gemacht – die Freundschaftsinsel. Obwohl es auch unter Chinesen, Koreanern und Japanern, nicht nur politisch gesehen, einige Animositäten und alte Verwundungen gibt.

Am Wochenende hat sie ihrem Namen wieder alle Ehre gemacht – die Freundschaftsinsel. Obwohl es auch unter Chinesen, Koreanern und Japanern, nicht nur politisch gesehen, einige Animositäten und alte Verwundungen gibt. Kulturell haben Künstler dieser drei Nationen zum Feuer- und Wasserfest wunderbar zusammengearbeitet. Die unglaublichen Sommertemperaturen haben die Gemüter erwärmt, aber nicht angeheizt. Im Gegenteil, die Besucher genossen ganz international die Sommernacht auf dem blühenden Eiland und es war ganz egal, woher wer kam. Respekt.

Etwas zweckentfremdet klang des Wort Respekt jedoch, als es ein junger Mann einige Tage zuvor verwendete. Darauf aufmerksam gemacht, die Insel nicht durch Vandalismus zu beschädigen und seinen Verpackungsmüll dort nicht einfach liegen zu lassen, drehte er sich in Richtung des Kritikers um, nahm Haltung an, aber nicht den Müll mit und sagte klar und deutlich: „Mehr Respekt bitte.“ Den klagte er ein, weil irgend so ein Ordnungsfanatiker versucht hatte, ihm Manieren beizubringen. Der Respekt ließ allerdings auf sich warten. Denn Vandalen und Ordnungsliebende finden selten einen gemeinsamen Nenner.

Was soll man aber auch dazu sagen, wenn Taucher der DLRG am Wochenende wieder mal einen Einkaufswagen aus der Alten Fahrt gefischt haben. Und dass vor Jahren noch Fahrräder, Tresore, Waffen, ja sogar ein ganzer Lkw herausgeholt werden mussten, macht auch nicht froher. Jahr für Jahr muss die Havel gereinigt werden, ehe das große Schwimmen rund um die Insel beginnen kann.

Völlig falsch verstanden wurde wohl auch das Wort Freundschaftsinsel, als es jüngst einige junge Männer für nötig hielten, sich „freundschaftlich“ eine aufs Maul zu hauen. Wenn die Argumente nicht mehr ausreichen, scheint das ebenfalls internationaler Brauch. Es ist aber weltweit falsch, glauben Sie mir. Unsere öffentlichen Plätze sind für das Aufs-Maul-Hauen nicht geeignet und unser Garten-Kleinod Freundschaftsinsel schon gar nicht. Als Eskalationshilfe sollte deshalb das Wort Freundschaftsinsel erst zehnmal ganz langsam ausgesprochen werden, ehe die Fäuste fliegen. Vielleicht hilft ja auch die Teilnahme am Inselschwimmen als Abkühlung. Selbst wenn das Wasser über 25 Grad Celsius hat. Und im Übrigen sei dem zitierten jungen Mann gesagt: Respekt ist ein gutes Wort. Man muss ihn aber auch vorleben.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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