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Etwas HELLA: Kriminelle Bäckerbrötchen

Es ist nicht zu fassen, aber selbst die Räuber sind nicht mehr das, was sie früher einmal waren. Statt sich minutiös und perfekt ausgerüstet mit allerlei hochtechnischem Gerät auf einen Bankraub vorzubereiten, sich mit den Sicherheitskräften ein filmreifes Katz- und Mausspiel zu liefern und in die Geschichte einzugehen, nehmen sie jetzt einfach ein Messer oder – wie die Polizei am Wochenende mitteilte – einen pistolenähnlichen Gegenstand und überfallen eine Bäckerei in Babelsberg.

Es ist nicht zu fassen, aber selbst die Räuber sind nicht mehr das, was sie früher einmal waren. Statt sich minutiös und perfekt ausgerüstet mit allerlei hochtechnischem Gerät auf einen Bankraub vorzubereiten, sich mit den Sicherheitskräften ein filmreifes Katz- und Mausspiel zu liefern und in die Geschichte einzugehen, nehmen sie jetzt einfach ein Messer oder – wie die Polizei am Wochenende mitteilte – einen pistolenähnlichen Gegenstand und überfallen eine Bäckerei in Babelsberg. Ich hätte sie ja verstehen können, wenn sie spezielle Brötchen oder den Kuchen des Hauses verlangt hätten, denn echte Bäcker in Potsdam sind selten geworden. Es gibt nur noch drei, die ihre Waren von der Backstube direkt in den eigenen Laden befördern. Alles andere sind Bäckerei-Ketten beziehungsweise Großbäckereien, die so tun als ob, ihre Erzeugnisse aber erst einmal auf eine mehr oder weniger lange Spazierfahrt schicken. Leider gleichen sich bei ihnen die streng geheimen Rezepte für Brot und Kuchen oft aufs Erstaunlichste.

Ein richtig schönes knuspriges Bäckerbrötchen oder ein Stück Kuchen wie es Oma früher aus der Backröhre zog, hat also Seltenheitswert und ist wahrscheinlich nur noch mit Gold aufzuwiegen. Die beiden Bäckerei-Räuber waren aber gar keine Gourmets und haben nur an den schnöden Mammon gedacht. Sie verlangten von der verschreckten Verkäuferin lediglich die Tageseinnahmen. Zum Glück war in dieser Bäckerei das Betriebsklima in Ordnung, denn die Verkäuferin langte nicht in die Kasse, sondern rief nach dem Chef und flüchtete schließlich in dessen Obhut. Worauf die zwei Räuber mitsamt dem Messer und dem pistolenähnlichen Gegenstand das Weite suchten ohne ein Brötchen oder ein Stück Kuchen mitzunehmen. Sehr dumm und – wenn der Filmvergleich erlaubt ist – einer Olsenbande würdig. Denn nun sucht sie die Polizei und sie wären vielleicht froh, wenn sie zum Kaffee etwas Knuspriges hätten, ohne das Haus verlassen zu müssen.

Sollten sie sich bei diesem Dilettantismus auch noch eine Grippe eingehandelt haben – was allerdings nicht zu befürchten ist, da sie vermummt waren –, dann sehe ich für die Potsdamer Apotheken jedoch keine große Gefahr. Ich nehme an, sollte ein Vermummter mit gezücktem Messer etwas kostenlos gegen Husten und Schnupfen verlangen, dass dann die Kasse nicht auf- sondern einspringt. Ich meine nicht die Laden-, sondern die Gesundheitskasse. Denn die Räuber sind heutzutage eben nicht mehr das, was sie mal waren. Sie zücken wahrscheinlich neben der Pistole auch noch die Versichertenkarte.

Sollte es aber ernsthaft gefährlich werden und nur ums schnöde Geld gehen, dann rücken Sie als Verkäuferin das Geld lieber raus oder flüchten sich, wenn es möglich ist, in die seriösen Arme des Chefs. In diesem Sinne: Gesundheit und guten Appetit!

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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