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Etwas HELLA: Frauen an die OB-Front

Obwohl ich hundertprozentig gegen Lobbyarbeit bin und niemals nur wegen der Verwandtschaft, der Partei oder womöglich aus schnöder Sympathie jemanden vorziehen würde, ich bin auch nur ein Mensch. Und der gibt zu, dass er sich viel lieber mit der netten Kollegin gegenüber als mit dem arroganten Muffel zwei Schreibtische weiter verbündet.

Obwohl ich hundertprozentig gegen Lobbyarbeit bin und niemals nur wegen der Verwandtschaft, der Partei oder womöglich aus schnöder Sympathie jemanden vorziehen würde, ich bin auch nur ein Mensch. Und der gibt zu, dass er sich viel lieber mit der netten Kollegin gegenüber als mit dem arroganten Muffel zwei Schreibtische weiter verbündet. Ich habe auch mal Verbindungen spielen lassen, um aus einer Bruchbude in eine Wohnung mit Bad ziehen zu können, als die noch ausgesprochene Mangelware waren. Aber Lobbyarbeit? Da werde ich erst jetzt schwach. Ich will natürlich nicht noch mehr Dieselautos in der Zeppelinstraße unterwegs sehen und mir leuchtet auch nicht ein, wieso man Umweltplaketten nicht ausreichend kontrollieren kann, wie es die Stadtverwaltung behauptet. Ich werfe mich stattdessen ganz aktuell für die Frauen in die Bresche. Genauer gesagt für eine OberbürgermeisterIn. Ich will als nächstes Stadtoberhaupt keinen Mann. Ich fordere: Frauen an die Oberbürgermeisterfront!!!

Damit sei nicht angedeutet, geschweige denn behauptet, dass die Männer in den vergangenen Jahren einen schlechten Job gemacht hätten. Doch der Streit, ob der Mann für Soziales als OB besser geeignet ist als der für die Finanzen, wäre bei einer SPD-Kandidatin bestimmt passé. Und wir behielten einen Stadtkämmerer, der die Gelder einer über Jahre stark verschuldeten Kommune weiter so gut zusammenhält, dass er schon wegen zu großer Sparsamkeit gerügt wird. Dass der Mann fürs Soziale, den viele zuerst gar nicht mal als Beigeordneten haben wollten, sich geradezu in die Herzen der Potsdamer hineingearbeitet hat, gut so und weitermachen. Eine Frau als Oberbürgermeisterin und dazu noch eine nette, durchsetzungsfähige, aber auch wieder ausgleichend verbindliche – das würde Potsdams Ansehen in lichte Höhen katapultieren und eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, die alle Probleme klein erscheinen lässt. Die Stadtspitze ist mit Frauen ja nicht gerade reich gesegnet. Frau OB täte also auch der Quote gut. Und wenn dann doch noch die ins Gespräch gebrachte SPD-Frau aus dem Hintergrund hervorschießt und sich als Konkurrentin in die Wahlschlacht begibt, muss ich mir nicht mal Lobbyarbeit für die Linke nachsagen lassen.

Das Zögern beziehungsweise die noch gültige Absage der SPD-Frau verstehe ich allerdings, denn der Oberbürgermeister ist immer an allem schuld, egal ob er sich auf die eine oder die andere Seite konkurrierender Meinungen schlägt oder sogar einen Mittelweg wählt. In heutigen Zeiten lebt er/sie sogar gefährlich und sollte sich vor Attacken hüten. Bei erbosten Mitbürgern muss er immer wieder um gut Wetter bitten und manchmal sogar bei seinen Stadtverordneten, wenn die etwas beschließen, was nicht gesetzeskonform ist und der Beschluss dann kassiert wird. Und falls man oder frau auch noch die Bürger befragt... Das dauert und kostet. Nicht nur den Nachtschlaf.

Aber bitte, liebe Frontfrau(en), jetzt nicht kneifen. Oberbürgermeister, auch die Innen, werden meist doch noch hochgelobt und mit Lorbeer bekränzt. Wenn sie abgetreten sind.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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