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Etwas HELLA: Briefe aus dem Jenseits

Natürlich weiß auch ich in meinem weisen Alter, wie es modern zugeht mit Apps und E-Mails, Glückwunschkarten per Internet und allen möglichen und unmöglichen Mitteilungen über das Smartphone. Aber manchmal geht es eben doch nicht ohne die gute alte Deutsche Post, von der ich allerdings vermute, dass sie die ganz besonders wertvollen Briefe noch immer mit der Postkutsche bringt.

Natürlich weiß auch ich in meinem weisen Alter, wie es modern zugeht mit Apps und E-Mails, Glückwunschkarten per Internet und allen möglichen und unmöglichen Mitteilungen über das Smartphone. Aber manchmal geht es eben doch nicht ohne die gute alte Deutsche Post, von der ich allerdings vermute, dass sie die ganz besonders wertvollen Briefe noch immer mit der Postkutsche bringt. Denn ein Einschreiben von Berlin nach Potsdam brauchte sage und schreibe elf (in Zahlen 11) Tage. Ich hatte wichtige Belege in einem Geschäft liegen lassen, bat die Chefin, sie mir doch bitte nachzusenden, weil ich erstens die nächsten Tage keine Zeit hatte, um sie abzuholen, und mir zweitens der Weg mit S- und U-Bahn zu umständlich war. Großsprecherisch hatte ich behauptet: „Es wird schon gutgehen mit dem Brief.“ Ach hätte ich der Post doch nicht vertraut.

Die ersten drei Tage war ich froher Erwartung, die nächsten drei Tage war ich sauer auf mich, weil ich den Weg gescheut hatte, die nächsten vier Tage war ich sauer auf die Post, die nicht nur meine Sendung versaubeutelt hatte, sondern auch keinen Suchauftrag vom Empfänger entgegennahm, obwohl ich alle Daten hatte. Suchen darf nur der Absender, wurde mir bedeutet – ohne die Daten auch nur anzuhören. Ich fluchte und der Hörer wurde aufgeknallt. Inzwischen ist das Einschreiben da. In elf Tagen hätte der Brief allerdings, wäre er mit kleinen Roboterfüßen ausgestattet worden, auch nach Potsdam laufen können. Mehrmals.

Eine Urlaubskarte abgesendet im Mai, erreichte mich erfreulicherweise zeitgenau im gleichen Monat. Allerdings ein Jahr später. Ein Paket erhielt ich dafür im Doppelpack. Ich hatte nämlich, als eine Katalogbestellung wochenlang verschollen blieb, einfach noch einmal eine Bluse bestellt. Schließlich kamen beide an, gemeinsam.

Ich wäre völlig kommentarlos in mich gegangen und hätte mich ob meiner Ungeduld geschämt, hätte ich nicht gelesen, in welch großer, schöner Gemeinschaft ich mich befinde. Im vergangenen Jahr gab es allein im Postbereich 6100 Beschwerden, sagt der Chef von der Bundesnetzagentur, die auch Kontrollorgan der Post ist. Es sollte die Möglichkeit geben, Bußgelder zu verhängen, meint er. Das würde hartnäckige Sünder auf Trab bringen.

Doch wo befindet sich der Schuldige, der Sand ins Getriebe streut? Meine Postfrau ist nett und freundlich und bringt alles, was man ihr anvertraut, pünktlich zum Empfänger. Die Paketzusteller, inzwischen fast ausschließlich Menschen mit Migrationshintergrund, brechen sich einen ab, um die für sie ungebräuchlichen Empfängernamen zu entziffern oder das Paket mit Benachrichtigung beim Nachbarn abzugeben. Und auch den Leuten am Schreibtisch traue ich nichts Schlechtes zu, denn sie passen genau auf, dass keine mögliche Preiserhöhung verpasst wird.

Ich glaube einfach, manche Briefe und Pakete sind kleine Schelme und verstecken sich von Zeit zu Zeit nur mal so aus Jux.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

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