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Landeshauptstadt: Erster Gewölbebogen für Garnisonkirche

Podiumsdiskussion: Nicht auf Dauer in der „Notdurftarchitektur“ der DDR leben

Podiumsdiskussion: Nicht auf Dauer in der „Notdurftarchitektur“ der DDR leben Innenstadt - Mit dem Einsetzen des Schlusssteins beendeten am Sonnabend zwei Maurer der Potsdamer Baugewerkeinnung den Wiederaufbau des ersten Gewölbebogens für den Turm der Garnisonkirche. Dazu zitierte Dr. Gebhard Falk aus dem 118. Psalm. Falk hatte 1968 mit weiteren drei Stadtverordneten gegen den Abriss des berühmten Barockbauwerks gestimmt. In Ansprachen würdigten Oberbürgermeister Jann Jakobs und Superintendent Bertram Althausen die Aufmauerung des Bogens als hoffnungsvollen Schritt auf dem langen Weg zum Wiederaufbau der Kirche, der bis 2017 bewältigt werden soll. Der Vorsitzende der Fördergesellschaft (FWG), Hans-Peter Rheinheimer, bedauerte die an diesem Tag vollzogene Selbstauflösung der Traditionsgemeinschaft „Potsdamer Glockenspiel" (TPG), die das Nutzungskonzept für den Neubau ablehnt und zu keinerlei Kompromissen bereit war. Damit werde dem Projekt Schaden zugefügt. Rheinheimer würdigte die Ankündigung von Prof. Werner Otto, an seiner Spende von 1,5 Millionen Euro für den Kirchenbau festzuhalten, die ursprünglich an die TPG gehen sollte. Am Abend folgte eine Podiumsdiskussion zum Wiederaufbau der Garnisonkirche. Mit Dr. Wolfram Meyerhöfer saß dabei erstmals ein Vertreter der Wählergemeinschaft „Die Andere“ mit am Tisch, die solche Veranstaltungen bisher meist mit Hup- und Trillerpfeifenkonzerten begleitet hatte. Meyerhöfer meinte, die Ablehnung des Kirchbaus werde von der Mehrheit der Potsdamer geteilt. Ein Wiederaufbau an dieser Stelle störe die zu DDR-Zeiten gewachsene Stadtstruktur und beschwöre Verkehrsprobleme herauf. Wenn schon gebaut werde, dann in neuen Bauformen. Dazu sollte ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden. Eine bloße Kopie der Kirche, mit der das Töten verherrlicht worden sei, sei ungeeignet für die notwendige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, wie sie das geplante Versöhnungszentrum anstrebe. Dagegen bezeichnete der Architekt Christian Wendland den Aufbau als eine Wiedergutmachung für die zahlreichen Kirchenabrisse unter dem SED-Regime. Die Denkmalpflegerin und Stadtverordnete Saskia Hüneke hob die städtebauliche Bedeutung des Bauwerks für die Potsdamer Mitte hervor. Der Wille, durch Krieg und SED-Herrschaft bedingte Verluste an Baudenkmalen auszugleichen, dürfe nicht negiert werden. Der Bauingenieur und Historiker Andreas Kitschke erklärte, er wolle nicht auf Dauer in der „Notdurftarchitekur“ der DDR leben. Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte erläuterte, wie bei originalgerechter Wiederherstellung des Bauwerks inhaltlich und architektonisch die Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Versöhnungsauftrag verdeutlicht werden sollen. Dies werde sich u.a. in der Einrichtung einer Nagelkreuzkapelle und der Ergänzung des Glockenspiels um das Kirchenlied „Gib Frieden, Herr, gib Frieden!“ wiederspiegeln.

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